Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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hoch.

      »Ich weiß nicht. Ich kenne keinen Revolvermann. Damit müßte sich der Sheriff doch eigentlich besser auskennen.«

      Bride preßte heiser durch die Zähne:

      »Ich kenne auch keinen, den ich der Stadt empfehlen könnte. Oder hat hier jemand den Wunsch, daß ich rüber ins Office gehe, um in meinen vergilbten Steckbriefen nachzuwühlen? Ihr braucht das nur zu sagen, Gents. Ich werde es tun. Es ist ja meine Pflicht, zu helfen. Aber das sage ich euch: Es ist auch das letzte, was ich in meinem Amt als Sheriff für Salina getan haben werde.«

      Der Major winkte ab.

      »Wer verlangt denn so etwas von Ihnen, Bride. Niemand hier wird wünschen, daß ein Bandit mit der Sache beauftragt wird.«

      Wieder war es der kleine Eggers, der sich einschaltete.

      »Well, Gentlemen, ich bin erst ein paar Jahre hier in diesem Land, aber ich weiß so gut wie ihr, daß nicht alle Männer, hinter denen ein Steckbrief hergejagt wurde, Verbrecher sein müssen. Bei uns unten in Panhandle gab es einen Rancher namens Baer, der tyrannisierte die ganze Gegend. Niemand kam gegen ihn auf, nicht einmal der Sheriff. Und wer gegen Baer war, hatte einen Feind, wie er ihn sich unversöhnlicher nicht denken konnte. Der Rancher sorgte dafür, daß jeder, der sich ihm widersetzt hatte, als ein Feind des Gesetzes hingestellt wurde. Ich erinnere mich da an einen Burschen namens Larkin. Er war sogar eine Zeitlang Vormann in Daniel Baers Crew.

      Dann paßte der lange Larkin dem Rancher eines Tages nicht mehr. Sie bekamen Streit, und der Cowboy ging. Weil er das tat, ohne Baer danach zu fragen, ließ der Viehzüchter ihn wie einen Verbrecher verfolgen. Ich habe solche Sachen öfter erlebt, Männer.«

      Nach diesen Worten war es fast eine volle Minute still.

      Dann stand Jack Bride geräuschvoll auf.

      »All right.« Er sah den Major an. »Sie haben also auch nichts dagegen, Mister Grain, daß ich den Retter in meiner Schublade suche.«

      Der Major zuckte die Schultern.

      »Ich weiß nicht, Sheriff, was ich dazu sagen soll, aber mir scheint, daß das, was Mister Eggers sagt, nicht ganz unrichtig ist.«

      Da ließ der Blacksmith seine schwere Faust polternd auf die schwere Tischplatte fallen.

      »Ist es denn wirklich nötig, daß Bride in den Steckbriefen nachkramen muß? Ich mache einen Vorschlag, Gents. Ihr alle habt doch sicher schon von Jonny Lee gehört.«

      Ein Sturm der Entrüstung ging durch die Bürgerversammlung.

      »Jonny Lee. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Cleveland, uns diesen Schießer hier andrehen zu wollen. Der Bursche hat doch den denkbar übelsten Namen. Schießereien in Wichita, in Garden City, in McAllester und Burdett.«

      »Na und?« knurrte der Schmied. »Einen Prediger suchen wir ja wohl auch nicht.«

      Das Lachen, das den Tisch umbrandete, war nicht sehr echt.

      Der Bürgermeister blickte den Schmied nachdenklich an.

      »Yeah, Mister Cleveland. Ich habe schon von Jonny Lee gehört.«

      Er wandte sich vorsichtig an den Sheriff.

      »Was haben Sie gegen diesen Mann einzuwenden, Mister Bride. Können Sie sagen, daß er ein Verbrecher ist?«

      »Verbrecher? Wie soll ich das sagen. Ein Verbrecher ist er vielleicht nicht, aber…«

      »Haben Sie einen Steckbrief gegen ihn?« wollte Eggers wissen.

      »Nein.«

      »Wissen Sie das genau?« erkundigte sich der Major.

      »Ja«, knurrte der Sheriff. »Das weiß ich genau.«

      So beschloß denn der Bürgerrat von Salina, den nicht eben gut beleumdeten Revolvermann Jonny Lee kommen zu lassen. Daß ein solcher Mann auch nicht für einen doppelten Driverlohn arbeiten würde, war allen klar. Aber er sollte ja auch nicht für immer die Kutsche begleiten. Die Salina Overland setzte also dreihundert Dollar aus, und die Stadt, die an der Linie interessiert war, gab noch hundertfünfzig Bucks dazu. Vierhundertfünfzig Dollar also für den Revolvermann Jonny Lee.

      Am Mittag des darauffolgenden Tages bereits wußte Sheriff Bride, wo sich der Coltman aufhalten sollte. In Great Brend, knapp achtzig Meilen von Salina entfernt.

      Mister Callaghan gab eine Depesche an den Revolvermann auf.

      Salina wartete.

      An einem sonnenglühenden Vormittag ritt von Westen her ein Mann in die Stadt.

      Er war mittelgroß, hatte ein hageres blasses Gesicht, trug trotz der glühenden Hitze einen grauen Tuchanzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Schleife. Sein Gesicht war von Pockennarben besät. Die pulvergrauen Augen standen etwas zu nahe an der Nasenwurzel und verliehen diesem Antlitz etwas Unangenehmes. Unstet flogen die stechenden Augen umher.

      Vor der Overlandstation machte er halt, rutschte aus dem Sattel, band sein Pferd am Zügelholm fest und betrat Jeff Wilkins’ Bureau.

      Der Postmaster blickte auf.

      Verwundert musterte er den gutgekleideten Fremden. Und als er einen Blick in seine kühlen Augen geworfen hatte, spürte er einen Schauder über sein Rückgrat kriechen.

      »Sie wünschen?«

      »Hier ist doch die Overland-Sta­tion?«

      »Yeah, Mister. Aber es tut mir leid. Die Linie ist zur Zeit – sie ist stillgelegt – weil – also, es sind da ein paar Schwierigkeiten, eh…«

      Der Fremde warf seinen Hut auf einen Wandhaken, ließ sich auf den Schemel vor Wilkins’ Schreibtisch fallen und sagte schnarrend:

      »Ich bin Jonny Lee.«

      Der Postmaster zuckte zusammen.

      »Jonny Lee?« Aus weit offenen Augen musterte er den Fremden. Das sollte der berüchtigte Coltman Jonny Lee sein? Unvorstellbar. Er hätte den Mann allenfalls für einen besseren Handelsvertreter, vielleicht auch noch für einen reisenden Gambler gehalten, niemals aber für einen so bekannten Revolvermann.

      »Yeah«, erwiderte der Schießer. »Sie haben mir eine Nachricht nach Great Brend geschickt. Hier bin ich!«

      Wilkins schluckte. Dann stand er auf. »Well, Mister Lee. Dann muß – dann heiße ich Sie also willkommen. Mein Name ist…«

      »Tut nichts zur Sache!« unterbrach ihn der Coltman schroff.

      Wilkins schluckte. »Ja, was ich also sagen wollte…«

      »Um was handelt es sich?« unterbrach ihn der Schießer wieder.

      Wilkins rieb sich nervös das Kinn.

      »Ich werde den Sheriff holen…«

      Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, als der Revolvermann auch schon wie von einer Feder geschnellt hochfuhr. Seine Rechte kroch unter den Jackenaufschlag, wo der Postmaster zu seiner Verblüffung einen großen Revolverkolben aus einem Lederhalfter herauslugen sah.

      »Verstehen Sie doch, Mister Lee. Die ganze Stadt hat Sie rufen lassen. Und Mister Bride kann Ihnen die Sache am besten erklären.«

      »Wer ist Bride?«

      »Der Sheriff…«

      »Muß der damit zu tun haben?« forschte der Revolvermann barsch.

      »Muß – nein, das heißt, Mister ­Bride weiß am besten Bescheid.«

      Der Coltman kratzte sich hinterm rechten Ohr.

      »Merkwürdig. Ich habe ja schon eine Menge komischer Dinge mitgemacht. Aber daß mich ein Sheriff, ausgerechnet ein Sheriff, in eine Sache einweihen soll! Um wen geht es denn? Ist er dem Sheriff im Weg?«

      Jetzt erst begriff der Overland-Mann. Der Schießer glaubte einen seiner gewöhnlichen Aufträge zu bekommen, wo er einen Mann für einen anderen aus dem


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