Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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wollen Sie noch?« fragte der Schießer rauh.

      »Kann ich einen Moment mit Ihnen sprechen?«

      »Was gibt’s?«

      Wilkins stammelte: »Ich möchte es Ihnen lieber drinnen im Zimmer sagen.«

      Der andere ließ ihn vorbei. Ohne ihm eine Sitzgelegenheit anzubieten, schnarrte er:

      »Machen Sie es kurz. Ich möchte schlafen. Um fünf will ich im Sattel sitzen.«

      Dem alten Overland-Mann stand der Schweiß in großen Perlen auf der Stirn.

      »Mister Lee – ich bin gekommen, um Ihnen einen Vorschlag zu machen.«

      »Wenn es sich nicht wieder um einen so verrückten Ritt hinter eurem Rumpelkasten handelt – reden Sie!«

      Wilkins schluckte.

      »Nein, Mister Lee. Ich wollte Ihnen etwas anderes vorschlagen. Ich bin zwar kein reicher Mann, aber ich habe seit meinem fünfzigsten Lebensjahr jeden Dollar auf die hohe Kante gelegt, den ich mir sparen konnte. Es ist nicht viel geworden, da ich ja nicht viel verdiene. Aber es reicht vielleicht doch, Ihnen zweihundert Dollar anzubieten.«

      »Was soll ich dafür tun?«

      »Wenn es noch dunkel ist, in die Kutsche steigen. Ich fahre ja schon um vier Uhr los, damit ich um elf die Passagiere aus Lawrence und Topeka in Abilene mit zurücknehmen kann.«

      »Kapiere ich nicht«, schnarrte der Revolvermann.

      »Ich werde es Ihnen erklären: Sie steigen in die Overland, so daß Sie niemand einsteigen sieht, und machen die Tour noch einmal mit. Hin und zurück, als Passagier. Ich werde in Abilene gleich auf den Hof fahren, so daß Sie dort ungesehen aus- und wieder einsteigen können. Wir haben fast eine Stunde Rast, die Pferde werden gewechselt und dann geht’s wieder zurück…«

      Der Schießer rieb die Zeigefinger an den Daumenkuppen.

      »Zweihundert Dollar – das ist verdammt wenig, Wilkins. Legen Sie noch hundert dazu!«

      »Das kann ich nicht.«

      »Well, dann fahren Sie allein. Gute Nacht.«

      Wilkins schluckte.

      »Well, ich werde versuchen, mir die hundert Dollar zu beschaffen. Meine Frau könnte ihren Bruder fragen, er arbeitet in der Sägemühle…«

      Jeff Wilkins brachte das Geld für den habgierigen Coltman zusammen.

      Lee stieg kurz vor vier in die Kutsche – und dann rollte das Gefährt aus der Stadt.

      Unangefochten kam die Overland nach Abilene.

      Und nach der kurzen Rast verließ die Postkutsche die Station in Abi­lene wieder.

      Eine Frau und ein älterer Mann waren zugestiegen.

      Der Mann erschrak, als er den düster dreinblickenden Passagier bereits in der Kutsche sitzen sah. Er ging zurück und rief Wilkins zu:

      »He, fährt der da mit?«

      Der Posthalter erbleichte.

      »Wenn dieser Mensch mitfährt, dann bleibe ich. Der Mann ist ja unheimlich! Ich ersuche Sie, dafür zu sorgen, daß…«

      Plötzlich hielt Jeremias Villiers in seiner Protestrede inne.

      Er starrte auf den großen Revolver, den der unheimliche Fahrgast gezogen und auf ihn gerichtet hatte, ohne sich auch nur um einen Inch aus seiner dunklen Ecke in der Kutsche zu rühren.

      »Steigen Sie ein!« herrschte er den Getreidehändler an.

      Villiers zitterte am ganzen Leib, gehorchte aber doch.

      Die Frau, die dem Schießer gegenüber schon Platz genommen hatte, wollte aufschreien, aber der Schrei war ihr in der Kehle steckengeblieben.

      Villiers stieg auf zitternden knieweichen Beinen ein. Dann rollte die Overland aus der Mainstreet auf die offene Straße hinaus.

      Villiers hockte stocksteif und schweißnaß auf seinem Platz.

      Unentwegt starrte er den unheimlichen Passagier an.

      Plötzlich brüllte er los:

      »Es ist eine Affenschande. Da steigen die Banditen schon auf der Sta­tion ein!«

      »Reden Sie keinen Unsinn!« zischte Lee ihn an.

      »Unsinn? Wenn Sie kein Bandit sind, weshalb haben Sie sich denn schon auf dem Stationshof in die Kutsche gestohlen, he? Weshalb sind Sie nicht draußen zugestiegen, wo die anderen Passagiere auch zusteigen?«

      Der Revolvermann zündete sich eine Zigarette an.

      Da schrie die Frau auf einmal gellend los:

      »Hilfe! Driver! Hilfe! Er ist ein Bandit! Er will uns umbringen! Zwei Menschen sind schon auf dieser Strecke auf grauenhafte Weise verstümmelt worden! Hilfe! Hilfe!«

      Da nahm der Coltman seinen Revolver wieder aus dem Halfter.

      »Halten Sie gefälligst Ihren Schnabel! Ich bin kein Bandit! Ich begleite die Overland nach Salina. Das ist alles. Mein Name ist Lee. Jonny Lee!«

      Als Mister Villiers diesen Namen hörte, zuckte er zusammen wie unter einer Ohrfeige.

      »Jonny Lee! Der Schießer Jonny? Um Himmels willen! Das ist ja ebenso schlimm. Was wollen Sie hier in der Postkutsche? Weshalb reiten Sie nicht…«

      Der Revolvermann spannte den Hahn.

      »Hört jetzt genau zu, ihr beiden Hähne. Ich habe euch gesagt, daß ich diese Overland begleite. Sie ist zweimal überfallen worden. Dreimal bin ich hinter ihr her im Staub als Begleitschutz geritten. Das hat die Banditen, die die Overland überfallen hatten und es höchstwahrscheinlich wieder wollen, von einem Angriff abgehalten. Möglicherweise. Deshalb sitze ich jetzt in der Karre drin. Glauben Sie ja nicht, daß es mir Spaß macht, in diesem rumpelnden Kasten durchs Gelände geschaukelt zu werden.«

      Miste Villiers räusperte sich.

      »So ist das also. Die Strecke ist also doch noch nicht sicher. Da war es also alles Schwindel, was die Topeka Post geschrieben hat. Na wartet nur, ihr Zeilenschinder, ich werde es euch heimzahlen. Da fahren wir also gewissermaßen als Lockvögel hier durch die Landschaft…«

      »Halten Sie endlich Ihren Mund mit Ihrem albernen Geschwätz«, fauchte der Schießer.

      Die beiden schwiegen.

      Mit ängstlichen Gesichtern und leise zitternden Händen saßen sie auf ihren Plätzen und dachten beide das gleiche: Wären wir doch bloß schon in Salina.

      Sengende Hitze lag auf dem Land. Das ausgedörrte kurze Gras schien von der Sonnenglut wie kurzgeschorenes Haar niedergedrückt worden zu sein.

      Die Overland schaukelte Stunde um Stunde durch die Prärie.

      Als sie die kleine Ansiedlung Solomon passierte, blickte der Revolvermann hinter dem zurückgeschobenen Vorhang zu der Schenke hinüber.

      Fünf Pferde standen am Querbalken und ließen die Köpfe hängen.

      Eines dieser Tiere war ein Tupfschimmel.

      Jonny Lee dachte ganz sicher in diesem Augenblick nicht daran, daß er dieses Pferd so bald wiedersehen sollte.

      Die rumpelnde Chaise hatte schon weit mehr als die Hälfte ihrer Fahrt hinter sich gebracht, als der Schießer plötzlich schmale Augen bekam. Er saß mit dem Rücken zur Fahrtrichtung und starrte hinaus in die Savanne.

      Villiers, der ihm gegenübersaß, erschrak bis ins Mark.

      »Was… ist passiert?« stammelte er heiser.

      »Ich glaube, wir kriegen Besuch!« zischte der Schießer.

      Da rutschte die Frau ans Fenster und sah hinaus.

      Als sie die fünf Reiter sah, die vor einer flachen Staubfontäne in wilder Jagd von


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