Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Pearl? Was wolltest du denn bei ihm?«

      »Er reitet für mich nach Ellsworth.«

      »Was – ich verstehe kein Wort.«

      »Ich habe etwas getan…«

      Kate Eggers schlug die Hände vor den Mund. »Nein, Joseph!«

      Eggers schüttelte den Kopf. »Hör mich doch erst an. Damals, da habe ich ihnen den Rat gegeben, einen Coltman kommen zu lassen. Es war offensichtlich kein guter Rat. Jonny Lee war ein unangenehmer Bursche. Ein richtiger Killer. Und – und Wilkins hat ihn nie und nimmer erstochen!«

      »Und weiter.«

      »Ich habe etwas ganz Verrücktes getan. Wenn der Major es wüßte und der Sheriff…«

      »Spann mich doch nicht so auf die Folter!«

      »Ich habe Pearl nach Ellsworth geschickt. Er soll da beim Post Office eine Nachricht für mich aufgeben.«

      »Wohin?«

      »Nach Dodge City.«

      »Nach Dodge? Aber da kennst du doch niemanden.«

      »Doch, Kate, ich kenne jemanden dort. Und du kennst ihn auch. Jeder kennt ihn.«

      Die Frau schüttelte den Kopf. Sie verstand nichts. Gar nichts. »Aber Joseph, ich…«

      Da sagte der Mann Worte, die ihr die Sprache verschlugen.

      »Ich habe eine Depesche an Wyatt Earp geschickt.«

      »An Wyatt Earp? An den Mar­shal…?«

      »Ja.«

      »Aber das ist doch nicht möglich.«

      »Doch, Kate. Ich habe Wyatt Earp eine Depesche geschickt, weil ich ganz einfach keine andere Rettung mehr für Wilkins sehe. Für Wilkins und für die Salina Overland.«

      *

      Es war gegen Abend.

      Joseph Eggers hatte seinen Kindern noch eine deutsche Märchengeschichte vorgelesen und sich dann darangemacht, die verrostete Angel aus der Schuppentür zu nehmen, um sie zu erneuern.

      Kate Eggers stand im Flur, als sie den Schritt draußen vor der Tür hörte.

      Es war ein harter, fester, sporen­klirrender Schritt. Dann wurde an die Tür geklopft.

      Die Frau öffnete.

      Vor ihr stand ein hochgewachsener, breitschultriger Mann mit scharfgeschnittenem wetterbraunem Gesicht, aus dem heraus ein blaues Augenpaar forschend auf ihr ruhte. Es war ein angenehmes Gesicht und ein guter Blick. Das fühlte die Frau sofort.

      Der Fremde hatte schwarzes Haar, trug einen dunklen Hut, ein weißes Hemd, eine kurze schwarze Weste und enganliegende schwarze Levishosen. Um seine Hüften hatte er einen schwarzledernen Büffelgurt, der an beiden Seiten zwei große Revolver hielt.

      Der Mann zog seinen Hut.

      »Mein Name ist Earp, Madam.«

      Die Frau fuhr zusammen. »Wyatt Earp?«

      »Yeah. Ihr Mann hat mir eine Depesche geschickt.«

      »Ja, Mister Earp«, sagte die Frau und konnte ein Zittern ihrer Stimme nicht verbergen. »Bitte einen Augenblick.«

      Dann rannte sie in den Hof.

      »Joseph! Komm schnell, er ist da.«

      Der Mann sah von seiner Arbeit auf.

      »Wer ist da?«

      Da stand der Marshal schon oben neben der Frau in der Tür.

      Dem kleinen Joseph Eggers rutschte die Zange aus der Hand. Ganz langsam war er aufgestanden und sah den Fremden an.

      »Wyatt Earp«, kam es dann leise von seinen Lippen.

      Der Missourier nickte und ging ihm entgegen. Und während er ihm die Hand reichte, sagte er mit einer sonoren Stimme:

      »Sie haben mir eine Nachricht geschickt.«

      »Marshal«, stotterte Eggers verlegen. »Ja. Aber daß Sie wirklich gekommen sind…«

      »Ich entnahm Ihrer Depesche, daß sich ein Mensch in Not befindet, und daß Sie glauben, ich könne vielleicht helfen.«

      Da ergriff der wackere kleine Deutsche noch einmal die große kantige braune Hand des Marshals und drückte sie herzlich.

      »Ja, Mister Earp. Wenn hier überhaupt noch einer helfen kann, dann sind Sie es.« Und nun erzählte Eggers dem Missourier, was sich ereignet hatte.

      Der Marshal hörte schweigend zu. Die ganze Sache war bedeutend schwieriger, als Joseph Eggers sie sich gedacht hatte. Der Marshal sann nach.

      »Well, ich glaube auch nicht, daß der Postmaster Jonny Lee getötet hat. Aber das muß erst bewiesen werden.«

      »Die Beweise gegen ihn sind doch erdrückend«, meinte Eggers.

      »Sicher, aber man muß versuchen zu beweisen, daß er unschuldig ist. Und das ist nicht ganz einfach. Wenn ein anderer Jonny Lee ermordet hat, dann hat er das Geld absichtlich liegenlassen, um den Postmaster zu belasten. Ich halte dies um so eher für möglich, weil Sie mir sagten, daß auf dem Lederbeutel Wilkins’ Namen gestanden hatte. Leichter konnte man das einem Mörder dann doch nicht machen. Sie haben das Geld geopfert, weil der immerhin gefährliche Lee ihnen ganz sicher eine solche Summe wert war.«

      Wyatt Earp hatte sofort einen Plan.

      »Ich werde sofort zu Mister Callaghan gehen und fragen, ob ich die Postkutsche fahren kann.«

      »Um Himmels willen«, meinte Eggers. »Wollen Sie die Overland allein fahren und sich vielleicht noch gegen ein halbes Dutzend Banditen wehren?«

      »Ich bin nicht allein«, erklärte der Marshal.

      »Sie haben noch Leute mitgebracht?«

      »Einen Mann.«

      Der kleine Eggers stieß einen Pfiff durch eine Zahnlücke aus. »Zounds! Etwa Doc Holliday?«

      Der Marshal nickte: »Yeah, Doc Holliday. Wenn Callaghan uns annimmt, sind wir beide auf der Overland. Die Sache hat natürlich einen Haken. Wenn bekannt wird, daß ich in der Overland bin, ist die ganze Mühe nutzlos. Deshalb muß es geheim bleiben.«

      »Aber wenn Sie hier jemand kennt?«

      »Dann haben wir eben Pech gehabt. Jedenfalls müssen wir es probieren. Ich habe eher Sorge, daß Doc Holliday von jemandem erkannt werden könnte, denn er hat einige Zeit drüben in Abilene gelebt.«

      *

      Eine halbe Stunde später betrat Wyatt Earp Tim Callaghans Büro.

      Der Postkutschenboß musterte den hochgewachsenen Fremden eingehend.

      »Was kann ich für Sie tun?«

      »Mein Name ist Berry Stapp, Mister Callaghan. Mein Freund John Hellmers und ich haben gehört, daß Sie Leute für die Overland suchen.«

      Callaghan stand sofort auf und ging Mister Berry Stapp entgegen. Mit freundlicher Miene erklärte er:

      »Das ist gut, Mister Stapp. Sie kommen – in einem günstigen – ich meinte, also, der Job ist noch frei.«

      Wyatt nickte. »Wann kann es losgehen?«

      »Eigentlich sollte die Kutsche heute noch nach Abilene hinüber, weil sie dort morgen früh um elf nach Salina startet.«

      »All right«, meinte der neue Overlanddriver Stapp und war heilfroh, daß er seinen Partner Hellmers nicht vorzustellen brauchte, denn obgleich sie dem Georgier unten bei Eggers die Krawatte ausgezogen hatten, er einen anderen Hut bekommen hatte, die goldene Uhr und die edelsteinbesetzten Manschettenknöpfe abgelegt hatte, wirkte der elegante Doc Holliday doch immer noch nicht wie ein Overlanddriver.

      Wyatt konnte ihn durchs Bureaufenster


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