Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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­Bride.«

      »Ach, und weshalb standen Sie da?«

      »Was würden Sie tun, Sheriff, wenn Sie zufällig drüben bei Eggers vorm Hoftor stehen und hören einen Mann, der sich in reichlich sonderbarer Manier an den Häuserfronten entlang durch die Gasse schleicht?«

      »Ich…?«

      »Ich will es Ihnen sagen, Sheriff. Sie würden vermutlich das gleiche tun, was ich getan habe. Haben Sie sonst noch Fragen, Mister Bride?«

      »Nein«, maulte der Sheriff und machte sich davon.

      Als Wyatt in den Hof zurückkam, sah er durch das Stubenfenster, daß Doc Holliday und der kleine Eggers pokerten.

      Wyatt trat ein und berichtete von seiner Begegnung mit dem Sheriff.

      »Daß er uns nicht traut«, entgegnete Holliday, »ist mir klar. Erstens traut er ohnehin wahrscheinlich niemandem, und zweitens wird er Leuten, die sich für diesen Job anbieten, erst recht Mißtrauen entgegenbringen.«

      *

      Als die Kutsche am nächsten Mittag in glühender Sonne die kleine Ansiedlung Solomon erreicht hatte, entdeckte der Marshal vorn am Zügelholm einen getupften Schimmel.

      Lester Croydons Pferd. Das Tier stand in einer Reihe von vier anderen Pferden.

      Wyatt hielt die Kutsche an, rutschte vom Bock und führte die Pferde in den Schatten eines Wagendaches. Dann betrat er die Schenke.

      Es war eine jener primitiven Schenken, wie sie allenthalben in den winzigen Ansiedlungen des Westens zu finden waren. An der Theke lehnten fünf Männer.

      Lester Croydon, Ernest Broncy und die drei anderen Cowboys.

      Wyatt trat an die Theke und bestellte sich einen Whisky. Er schätzte den scharfen Fusel, der meist in diesen armseligen Bars ausgeschenkt wurde, absolut nicht. Aber die Tatsache, daß Croydon mit seinen Leuten hier war, veranlaßte ihn, dem Saloon einen kurzen Besuch abzustatten.

      Der lange Broncy musterte den Fremden und meinte dann mit rostiger Stimme:

      »Hallo! Ist das nicht der neue Overlandmann von Salina?«

      »Yeah«, versetzte einer der anderen Cowboys.

      Wyatt wollte gerade den Whisky in Empfang nehmen, als Broncy wie unabsichtlich gegen seinen Arm stieß.

      Das kleine Whiskyglas zerschellte am Boden.

      Broncy feixte dumm. »He, Salooner, gib dem Staubschlucker ein neues Glas. Der arme Kerl muß sich schließlich die Kehle ausspülen.«

      »Wer zahlt den Whisky?« fragte der Salooner mit grämlicher Miene.

      Broncy grölte: »Der Staubschlucker natürlich, wer sonst.«

      Wyatt, der nicht in der Absicht gekommen war, sich mit den Weidereitern anzulegen, nickte.

      Das schien dem langen Vormann nun auch wieder nicht zu gefallen. Offensichtlich war ihm die Gelegenheit willkommen, einen Streit vom Zaun zu brechen.

      »Ich hoffe, Salooner, daß du ihn richtig verstanden hast: Er meinte, daß er für mich einen Drink dazulegen will. Schließlich hat er mich angerempelt und mein Hemdsärmel ist noch naß vom Whisky.«

      Das war dem Missourier allerdings zu dumm. Er blickte den Cowboy an und entgegnete ruhig:

      »Von einem Drink war keine Rede, Mister. Und angerempelt habe ich Sie auch nicht.«

      Da holte der lange Broncy tief Luft. Mit einer solchen Antwort hatte er sich noch nie abfinden müssen.

      »He, Boß, was sagen Sie zu dem Burschen? Offenbar ist er gemütskrank.«

      Croydon warf einen kurzen Seitenblick auf den Driver und stützte dann wieder den Kopf in seine Hände.

      Broncy wandte sich an die andern.

      »Wie findet ihr ihn, Boys. Ist er nicht ein Kerl, der ein Gesicht hat, das direkt nach Prügel schreit?«

      Die andern stimmten eine grölende Lache an.

      Broncy wandte sich an den Marshal. »Hör zu, Staubschlucker. Du zahlst den verschütteten Whisky und gibst den versprochenen Drink für mich aus. Dann machst du, daß du weiterkommst, sonst gibt’s hier Dresche. Ist das klar?«

      Wyatt lehnte sich gegen die Theke zurück und musterte den Cowboy nachdenklich.

      »Hör zu, Langer«, sagte er dann, »ich finde, du hast einen ziemlich krausen Verstand.«

      Das war für den hitzigen Broncy zuviel. Er ballte seine prankenartige Rechte sofort und holte zum Schlag aus.

      Es war jedoch für den Marshal nicht einmal schwer, diesen viel zu weit hergeholten Schlag abzuducken. Er stand wieder ganz ruhig da, während der Vormann von der Wucht seines eigenen Hiebes hart mit der Brust gegen die Theke gerissen worden war.

      Broncy wandte den Kopf und sah den Driver aus glimmenden Augen an.

      »He, Staubschlucker. Das war wohl ein Trick. Und zwar ein ganz übler Trick. Aber ich habe etwas gegen Tricks…«

      »Und ich gegen Leute, die ihre Hände nicht bei sich behalten können«, versetzte der Missourier ruhig.

      Da warf sich Broncy herum und schleuderte einen langen rechten Haken zum Kopf des Overland Drivers.

      Diesmal ließ Wyatt die Hand nur durch ein ganz kurzes Abducken fehlen, hieb dem Riesen aber im gleichen Augenblick unter der rechten Schlaghand her einen trockenen linken Haken in die Seite.

      Der Vormann stand da und hatte die Augen weit aufgerissen. Der Schlag hatte ihn fürchterlich durchgeschüttelt, aber keineswegs etwa be­täubt.

      Mit einem heiseren Schrei sprang Ernest Broncy den Gegner erneut an. Diesmal versuchte er eine Doublette.

      Wyatt ließ die Rechte passieren und fing die Linke mit seiner eigenen Hand auf.

      Er hielt die Faust des Cowboys fest und sagte ernst:

      »Gib’s auf, Langer, ich muß weiter.«

      Aber der Cowboy dachte nicht daran, aufzugeben.

      »Im Gegenteil, Staubschlucker, jetzt geht’s erst los. Jetzt wirst du Ernest Broncy kennenlernen. Kleinholz werde ich aus dir machen, elendes Großmaul!«

      Er holte noch zu einem Schlag aus – aber das war auch das letzte, was der Croydon-Vormann in dieser Stunde noch tat.

      Hart und krachend traf ihn der punktgenaue Uppercut des Dodger Marshals am Kinnwinkel und warf ihn sofort von den Beinen.

      Für einen Augenblick standen die andern Croydon-Leute völlig verdutzt da, dann aber warfen sich gleich zwei Männer dem Driver entgegen.

      Wyatt fing den ersten mit einer langen rechten Geraden ab, steppte zur Seite und riß den zweiten mit einem linken Haken aus der Route.

      Da fuhr die Hand Lester Croydons zum Colt.

      Gedankenschnell hatte der Missourier seinen großen sechskantigen Buntline Special in der Hand.

      »Mister Croydon. Es wäre gut, wenn Sie Ihre Leute zu mehr Vernunft auffordern würden.« Der Revolver flog in einem wirbelnden Handsalto ins Halfter zurück. »Sa­loo­ner, den Whisky bezahlt dieser lange Bursche hier, wenn er zu sich kommt.«

      Der Wirt winkte ab. »Zahlt – ist gut. Broncy hat hier eine Kreidelatte, die die Tafel nicht mehr faßt. Es ist zum Wimmern…!«

      Wyatt ging zur Tür. Er kehrte dabei den Männern den Rücken zu.

      Der krummbeinige Ted Riccers stieß seine Hand zum Colt.

      »Nicht doch, nicht doch, Schweinezähler!« kam da Doc Hollidays harte Stimme von der halboffenen Hoftür her. »Laß das Schießeisen fallen, Boy, sonst gibt’s Zunder!«

      Riccers sah Croydon an.

      Der wandte sich um. Lange durchforschte er das kantige Gesicht des Gamblers.


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