Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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fast etwas zu still.«

      »Eben«, knurrte Luke. »Wenn da nicht etwas faul ist!«

      »Wir müssen abwarten. Bleiben Sie noch hier. Ich muß zum Ranchhaus hinüber.«

      »Was denn? Von hier? Über den Platz? Da sieht Sie doch jeder aus zwanzig Yards Entfernung.«

      »Wir können nicht warten, bis es Tag wird. Außerdem werde ich hin­überkommen, ohne daß mich jemand sieht.«

      Er huschte davon.

      Der Texaner sah ihm nach und kniff die Augen zusammen, als der Marshal plötzlich von dem tiefen Schlagschatten eines Wagens verschluckt wurde und nicht wieder auftauchte.

      Heavens, wo steckte er?

      Luke strengte seine Augen vergebens an. Dann schloß er sie, um intensiver lauschen zu können. Aber er vermochte nichts zu hören. Der Missourier schien verschwunden zu sein.

      Und dann sah er ihn plötzlich. Drüben vor der weißgestrichenen Wand des Ranchhauses hob sich für einen Augenblick seine Gestalt ab.

      Er hatte den Arm gehoben und gewunken.

      Luke brauchte fast doppelt so lange und war fest davon überzeugt, daß er nicht so leise und auch nicht so unsichtbar hinübergekommen war. Als er schließlich neben dem Missourier in einer Nische am Türvorbau stand, flüsterte er:

      »Damned, das muß ich lernen. Wie haben Sie das gemacht?«

      »Was?«

      »Ich habe Sie von dem Wagen an nicht mehr gesehen und gehört.«

      »Daß Sie mich nicht gehört haben, kann an Ihren Ohren liegen. Aber sehen konnten Sie mich sicher nicht leicht, denn ich bin immer dem dünnen Schattenfeld der drei Bäume nachgekrochen und konnte dabei eine Bodenrinne benutzen, die zwar nicht sehr tief aber doch immerhin tief genug für mich war.«

      »Raffiniert! Ich wußte ja, daß ich beim richtigen Verein bin«, grinste der Goliath.

      Die beiden Männer blieben eine Weile lauschend nebeneinander stehen.

      Plötzlich bückte sich Wyatt. Ein sonderbarer Geruch war an seine empfindliche Nase gekommen. Ein Geruch, wie es aus unterkellerten Steinhäusern zog und die Nase belästigte.

      Der Missourier bückte sich und tastete das Fundamentholz ab. Plötzlich hatten seine Finger einen winzigen Spalt entdeckt, aus dem der sonderbare Geruch kam.

      Da packte der Riese den Marshal an der Schulter und deutete stumm über den Hof.

      Drüben aus dem Bunkhaus war ein Mann gekommen, der um die Ecke verschwand. Wahrscheinlich einer der Cowboys. Nach wenigen Minuten kam er zurück und ging ins Bunkhaus zurück.

      Der Marshal richtete sich auf und brachte seinen Mund an das Ohr des Texaners. Tonlos sagte er: »Das Ranch­haus ist unterkellert.«

      Luke Short schüttelte den Kopf. Das war doch ausgeschlossen, dachte er, wer unterkellert denn ein Holzhaus dieser Art?

      Vorsichtig schob sich der Marshal aus der Eingangsnische und legte sich flach auf den Boden. Ge­räuschlos schlich er an der Tür vorbei. Dann sah er die Bewegung an dem Fenster neben dem Eingangsvorbau.

      Ganz deutlich nahm er wahr, wie das Fenster hochgeschoben wurde.

      Und gleich darauf kam ein Gewehrlauf zum Vorschein.

      Sie waren also entdeckt!

      Oder hatte der Mann im Haus nur ein fremdes Geräusch gehört und traf deshalb eine Sicherungsvorkehrung?

      Wenn er schon etwas gesehen hatte, dann nur einen Eindringling. Luke Short konnte er noch gar nicht gesehen haben.

      Wyatt rutschte zurück und winkte dem Riesen. Lautlos unterrichtete er ihn über das, was er beobachtet hatte. »Und jetzt geben Sie acht, nehmen Sie meinen Hut, und schieben Sie ihn ganz langsam vor und wieder zurück, so als wollten Sie nur beobachten. Ich rutsche hier von der Veranda herunter und komme gleich hinter dem Fenster wieder hoch. Es dauert nicht lange.«

      Luke wußte nicht, was der Marshal vorhatte, flüsterte aber: »All right.«

      Der Missourier kroch zurück und verließ die Veranda.

      So sehr Luke sich auch diesmal wieder bemühte – er hörte nicht den mindesten Laut. Hell and devils! dachte der Riese, wie kann sich ein Mensch nur so katzenhaft vorwärts bewegen?

      Es dauerte tatsächlich nicht lange, und der Texaner sah seinen Gefährten ein paar Yards hinter dem Fenster wieder auf die Veranda kriechen.

      Nun nahm Luke den Hut zurück. Er hatte ihn ohnehin immer nur so kurz um die Eingangsecke gehalten, wie er es für ungefährlich hielt. Bei der Dunkelheit mußte ein Mensch mit dem Gewehr schon einen Augenblick zielen, wenn er auf sieben Yards hin eine schwarze Hutkrone treffen wollte.

      Luke beobachtete jetzt, wie der Missourier sich an die Hauswand schob und langsam wie eine Raubkatze unter das Fenster kroch. Plötzlich federte er hoch. Mit einem sicheren Griff hatte er den Gewehrlauf gepackt, hing sich mit seinem ganzen Gewicht daran und warf sich nach vorn.

      Wyatt Earp hatte sich nicht geirrt: anstatt das Gewehr loszulassen, hatte der Mann hinter dem Fenster es noch fester gepackt und wurde schneller mit der Waffe über das Sims hinausgeschleudert, als er es selbst mitbekam.

      Rasch preßte der Missourier ihm die Hand auf den Mund und hielt ihn am Boden fest.

      Da war Luke Short heran. Er hatte einen seiner großen Revolver in der Hand, kniete neben dem Überrumpelten nieder und hielt ihm die Waffe vor die Nase.

      »So, Junge«, zischte er, »wenn du auch nur den leisesten Piepser von dir gibst, verschafft dir Onkel Luke eine kostenlose Himmelfahrt.«

      Der Mann wurde gefesselt und geknebelt, und dann hielt der Texaner bei ihm Wache, während Wyatt Earp durch das offenstehende Fenster in das Haus stieg.

      Der Texaner sah ihm feixend nach.

      »Ausgekochter Bursche«, flüsterte er tonlos vor sich hin. Denn jetzt war ihm aufgegangen, wozu sich der Marshal die ganze Mühe gemacht hatte. Er wollte ins Haus!

      Es vergingen einige Minuten, dann erschien Wyatt wieder am Fenster.

      Er bedeutete dem Texaner, den Gefangenen ins Haus zu bringen.

      Der Riese nickte, hob den Mann vom Boden hoch, als sei er leicht wie ein Kind, und brachte ihn über die Fensterbank.

      Wyatt nahm ihn in Empfang und fesselte ihn so unter einen Tisch, daß der Mann sich nicht rühren und also nicht zum Verräter werden konnte.

      Dann verließen sie den Raum und standen draußen im stockfinsteren Korridor.

      Der Marshal tastete sich an der Wand entlang vorwärts. An der ersten Tür flüsterte er Luke zu:

      »Hier schläft ein alter Neger.« An der nächsten: »Hier schlafen zwei Frauen.« An der letzten Tür dieser Gangseite blieb er stehen. »Hier ist der Laden zu und das Schlüsselloch verhangen.«

      Zounds, dachte der Texaner, das alles hatte der Marshal in der kurzen Zeit schon untersucht? Man konnte wirklich eine Menge von ihm lernen.

      »Wollen Sie hier rein?« flüsterte er.

      Wyatt nickte: »Yeah. Hinter offenen Türen ist es selten interessant, Mister Short.«

      »Wollen Sie das Schloß etwa aufsprengen?«

      »Um Himmels willen. Glauben Sie, ich schleiche hier eine halbe Stunde um das Haus, um mir dann die ganze Bewohnerschaft auf den Hals zu hetzen?«

      Short hatte das Schloß abgetastet.

      »Aber das ist ein Chikagoschloß. Das können Sie nicht einfach mit einem Schraubenzieher herausnehmen.«

      »Das habe ich auch gar nicht vor.«

      »Wie wollen Sie es denn öffnen?«

      »Ich werde mir den


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