Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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tastete zum Colthalfter des Riesen hinüber.

      Der war leer.

      Luke Short hatte also auch eine Waffe gezogen.

      Wyatt drückte ihn nieder. Sie mußten sich tief an den Boden kauern.

      Da – hinten aus der absoluten Finsternis des Kellerraumes kam ein schleifendes Scharren.

      Wyatt schob sich tief am Boden vorwärts.

      Luke Short hatte sich ebenfalls von der Tür entfernt.

      Plötzlich hatte er ein Hindernis vor sich. Einen Schrank. Er richtete sich dahinter auf und lauschte.

      Wieder war dieses Scharren zu hören.

      Da nahm der Marshal ein Wachszündholz aus der Tasche, riß es an und warf es über den Schrank nach vorn.

      Hart knackte im gleichen Augenblick der Revolverhahn des Texaners.

      Wyatt lag links neben dem Schrank. Und beide hatten sie das makabre Bild vor Augen: In der Ecke lag ein Mensch am Boden. Er war gefesselt und geknebelt, sah elend und krank aus. Eine wahre Leichenblässe lag auf seinem Gesicht.

      Wyatt riß noch ein Zündholz an und leuchtete den Raum weiter aus.

      Er war bis auf den alten Schrank und einen Hocker leer.

      Dann standen die beiden vor dem Gefesselten.

      Wyatt bückte sich und zerschnitt die Riemen. Dann richtete er den Mann in sitzende Stellung hoch.

      Die beiden sahen in ein stoppelbärtiges kalkiges Gesicht, aus dem ein blutunterlaufenes Augenpaar hervorsah.

      »Degorey…?« entfuhr es dem Marshal.

      Der Mann keuchte: »Yeah – wer – wer sind Sie?«

      »Mein Name ist Earp!«

      Der Mann wandte das Gesicht von dem zuckenden Licht des Zündholzes ab. Seine Augen schmerzten.

      Plötzlich fuhr Wyatt herum. »Luke, an die Tür!«

      Der Riese tigerte los.

      Aber es war zu spät! In diesem Augenblick wurde die schwere Bohlentür von außen zugeschlagen und die beiden Riegel vorgeschoben.

      Mit seinem ganzen Gewicht hatte sich der Texaner dagegen geworfen – aber vergebens.

      Degorey keuchte mit pfeifenden Lungen: »Er ist schnell, der Satan! – Statt eines Gefangenen hat – hat er jetzt drei!«

      »Noch nicht!« stieß der Riese grollend hervor und richtete die beiden Revolver dahin, wo er die Riegel wußte.

      Die Schüsse peitschten los. Donnernd brach sich ihr Echo in dem hohlen gemauerten Kellerraum.

      Luke Short gab noch vier Schüsse ab.

      Aber die schenkeldicken Bohlen fingen die Geschosse auf, ohne sie durchzulassen.

      Ein höhnisches Gelächter aus dem Gang war die Antwort.

      Es war die Stimme Ernest Broncys.

      Luke Short lud seine Revolver nach.

      »Das hat keinen Zweck«, sagte Wyatt halblaut. »Die Bohlen fangen die Kugeln doch ab.«

      »Ihr seid verloren«, ächzte Degorey, »verloren wie ich! Ihr Wahnsinnigen! Was wolltet ihr auch hier? Mich – mich befreien? Welch ein Wahnsinn. Niemand kommt gegen ihn an – er ist ein Teufel!«

      »Von wem sprechen Sie?«

      »Von dem Boß!«

      »Von Croydon?«

      »Croydon? Nein, wie kommen Sie auf den, Mister…?«

      »Earp.«

      »Earp? He, sind Sie – etwa…?«

      »Yeah, er ist Wyatt Earp und ich bin Luke Short«, sagte der Texaner ungeduldig. »Aber berichten Sie doch weiter! Wer ist denn der Boß, wenn es nicht Croydon ist? Wir sind doch hier auf Croydons Ranch.«

      »Was…?« Degorey atmete schwer. »Auf Croydons Ranch? Unmöglich! Als ich – von der Overland gerissen wurde, war ich zwar ohnmächtig – und wurde weggeschleppt. Aber ich habe doch dann bemerkt, daß wir nach Süden ritten. Die Croydon Ranch aber – aber liegt doch im Norden.«

      »Sie werden sich getäuscht haben, Degorey«, sagte Wyatt.

      »Nein. Ganz sicher nicht.«

      »Vielleicht hat man Sie erst ein Stück südwärts weggeschleppt, um Sie dann später nach Norden zu bringen.«

      Der Overlandmann atmete mit pfeifendem Geräusch. »Yeah – vielleicht war es so. Und Sie – Sie sind also Wyatt Earp! Das – kann doch nicht wahr sein! Sind Sie gekommen – um mich zu befreien?«

      »Ich wußte nicht, daß Sie hier sind, aber ich hatte eine Ahnung, daß ich mich hier einmal umsehen müßte.«

      »Wyatt Earp«, ächzte Degorey. »Wyatt Earp ist gekommen – um mich, den nutzlosen Jim Degorey zu befreien – und sitzt jetzt selbst im Loch! Und Luke Short – ist auch dabei! Damned! Damned! Damned!« Er hieb mit seinem Schädel gegen die Kellermauer und rutschte plötzlich zur Seite.

      »Was hat er?« fragte der Tex.

      »Er ist ohnmächtig.«

      »Weshalb hämmert er auch mit seinem Schädel gegen die Mauer. Das hält ja kein Neger aus.«

      »Es ist nicht nur deshalb – es ist der Schock.«

      Es war eine Weile still; man hörte nur das unruhige Atmen des unglücklichen Postmasters aus Abilene.

      Wyatt hatte ihn wieder aufgerichtet und rüttelte ihn.

      »Degorey. Kommen Sie zu sich!«

      »He…?« Der Postmaster rutschte wieder zur Seite.

      Wyatt fing ihn auf. »Mister Degorey, Sie müssen tief durchatmen. Yeah, so. Bleiben Sie liegen. Das ist besser. So, ja, recken Sie sich richtig aus.«

      Luke Short kratzte sich im Genick.

      »Wie lange mag der arme Teufel hier schon stecken?«

      »Das können Sie sich doch ausrechnen.«

      Mit krächzender Stimme erklärte da der Mann aus Abilene:

      »Ich – habe elenden – Durst! Sie lassen uns hier krepieren! Und er kommt einmal in der Nacht. Es ist bald soweit! Dann – seid auch ihr fällig – fällig…«

      Wyatt Earp suchte den Mann zu beruhigen. Dann richtete er sich auf.

      »Aus dem, was er gesagt hat, ist ja wohl zu schließen, daß wir bald Besuch bekommen. Ich glaube, es ist am besten, wenn sich einer von uns hinter den Schrank postiert und der andere neben der Tür.«

      »All right. Ich bleiben neben der Tür. Und wehe dem, den ich zu packen kriege, der hat die letzten Steaks gegessen!«

      »Vorsicht!« mahnte Wyatt. »Ich habe oben in der Tür ein zweiäugiges Guckloch bemerkt. Ich könnte mir gut vorstellen, daß die Halunken es als Schießscharte benutzen.«

      »Da vorne steht ein Schemel«, entgegnete Luke, »den werde ich davorhalten.«

      »Vielleicht haben sie noch weitere Schießscharten hier.«

      »Ich sagte ja schon«, meinte der Tex, »die Sache läßt sich heiter an.«

      Wyatt tastete weiter die Wände ab.

      »Ein Fenster gibt’s hier nicht. Aber irgendwo muß doch die Luftzufuhr sein, die ich draußen neben dem Eingang vorhin entdeckt habe.«

      Mitten im Abtasten einer der feuchten Wände hielt der Marshal inne.

      Auch Luke Short, der gerade den Schemel geholt hatte, blieb stehen. Draußen waren zwei dumpfe Schüsse gefallen, und ihr Geräusch wurde abgeschnitten und zerrissen von dem harten Stakkato zweier bellender Revolver.


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