Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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zurückliegende Augen. Er trug einen blauen Schal und ein braunes Hemd. Auf dem Arm hatte er eine Pelzjacke.

      Luke Short und Doc Holliday saßen wie Ölgötzen da und musterten die beiden.

      Wyatt Earp hatte Jimmy Degoreys Frau eingeschärft, noch strengstes Stillschweigen über alles zu bewahren. Die Frau hatte es ihm schluchzend vor Ergriffenheit über die Rückkehr ihres totgeglaubten Mannes in die Hand versprochen.

      Jonny Vancelar stand an der Tür und sagte leise:

      »Sie können sich auf mich verlassen, Marshal. Mister Degorey liegt im Nebenraum, und da sieht und hört ihn niemand. Seine Frau hat versprochen, nicht wiederzukommen, bevor Sie zurück sind. Ich passe schon auf!«

      Wyatt drückte ihm die Hand.

      Die Overland zog an.

      In schneller Fahrt ging es nach Westen. Ausgedörrt von der sengenden Julihitze lag die Prärie unter dem blaßblauen Kansashimmel.

      Der Missourier lenkte das Gespann mit großem Geschick über die nicht eben leichte Strecke. In einer riesigen Fontäne stieg der Sandstaub hinter der Overland hoch und bildete einen Nebel, der sich erst nach Minuten legte.

      Solomon tauchte am Horizont auf.

      Da schob der Hagere mit dem Spaltauge seinen Schädel durchs Fenster.

      »Driver! Dri-iver!«

      Wyatt sah sich um.

      »Halten Sie an! Ich muß hier aussteigen!«

      Wyatt hielt vor der Bar des Iren die Kutsche an.

      Der Hagere stieg aus. Als er den Wagenschlag noch in der Hand hatte, flog die Hand des anderen plötzlich zum Revolver.

      Zu spät. Der Tramp hatte das Pech, dem Mann gegenüberzusitzen, auf dessen Grabstein oben in den Felsenbergen Colorados einmal stehen würde: Er war ein großer Spieler und der schnellste Mann mit einem sechsschüssigen Revolver im Westen.

      Doc Holliday hatte den Revolver in der Hand.

      Der Tramp hielt in der Bewegung inne und starrte den Gambler gebannt an.

      Der andere, der am Wagenschlag stand, wollte seinen Revolver hochreißen, wurde aber im gleichen Moment von der Stiefelspitze des Texaners an der Hand getroffen und brüllte auf.

      In diesem Augenblick kamen aus der Präriebar des Iren mehrere ­Männer und stürmten auf die Kutsche zu.

      Die Croydons! Ted Riccer und Lerry Beech erkannte Wyatt sofort. Die verkappten Cowboys rannten im wilden Schreien vorwärts.

      Luke Short hechtete ihnen wie ein Tiger entgegen, riß Beech um und hieb einem zweiten Mann einen krachenden Backhander unter die Kinnlade.

      Der hagere Tramp wollte sich von hinten auf den Riesen werfen, wurde aber von dem Missourier, der vom Kutschbock sprang, zu Boden gerissen!

      Doc Holliday sagte ganz ruhig zu dem anderen Tramp, der ihm noch immer steif gegenübersaß:

      »Heb deine Pfoten hoch, Junge. Ganz hoch, höher!«

      Mit einem gedankenschnellen Griff hatte er den Revolver des anderen an sich gebracht.

      »Aussteigen«, befahl er, »aber nach links!«

      Der Mann gehorchte.

      Holliday folgte ihm. »Vorwärts, geh um die Kutsche herum. Du kannst deinen Kameraden helfen – aber – oh, die haben keine Lust mehr!« bemerkte er ironisch mit einem Blick auf das von Wyatt Earp und Luke Short bereits sauber aufgeräumte Feld.

      Die »Cowboys« waren schon entwaffnet.

      Wyatt warf die Revolver in die Overland. Dann ging er auf die Schenke zu.

      Der Ire stand am Fenster und sah sich erschrocken um.

      »Wissen Sie, Stapp, seit Sie die Overland fahren, geht es hier im Land ja ziemlich rauh zu. Sitten sind das. Weshalb haben Sie denn die Leute da alle verprügelt? Das sind doch Gäste von mir, die ein paar Kameraden erwarteten…«

      Wyatt hatte die Tür krachend hinter sich ins Schloß geworfen und stand mit gespreizten Beinen da.

      »Vorsicht, Irishman, wenn ich noch einmal hier von dieser Bande angegangen werde, werde ich anders zuschlagen. Im übrigen möchte ich Ihnen sagen, daß Sie nicht sehr stolz auf diese Gäste sein können, und daß Sie sich ein paar Dollars, die die Brüder Ihnen bringen, eines Tages in einer Gerichtsverhandlung vielleicht einmal von der Seele werden reden müssen!«

      Die Salina Overland fuhr weiter.

      Unangefochten kam sie bis an die Stelle, an der Sheriff Bride den Wagen mit dem geborstenen Hinterrad gefunden hatte.

      Da peitschten plötzlich Gewehr­schüsse von einer leichten Bodenerhebung auf den Fahrweg hinunter.

      Wyatt riß das Gespann sofort herum, vom Weg weg, vergrößerte durch Antreiben der Tiere rasch den Abstand zu der Halde und hielt dann an.

      Schnell spannten er und Luke Short zwei Tiere aus, nahmen ihre Gewehre aus dem Wagen und umritten in weitem Kreis die Halde.

      Doc Holliday blieb beim Wagen.

      Die beiden hatten kaum hundertfünfzig Yards zurückgelegt, als sie in der Ferne zwei Reiter auf schnellen Pferden nach Norden davonpreschen sahen.

      Der Missourier hielt die Stute an. Auch der Tex hatte eingesehen, daß er mit dem Overlandpferd den beiden nicht folgen konnte. Wyatt rutschte von dem Pferderücken und nahm seinen einäugigen Feldstecher aus der Tasche.

      Im flimmernden Glast des Nachmittags erkannte er wie durch einen Wasserschleier einen der beiden Reiter. Es war der lange Vormann Broncy!

      *

      Der Weg nach Salina war frei.

      »Damned!« knurrte der Riese vor sich hin, »wenn die Leute sich das immer so bitter erkämpfen müssen, dann wüßte ich mir einen besseren Job.«

      Noch vor fünf rollte die schwere Postkutsche vor der Station in Salina ein.

      Was der Marshal vermutet hatte, war geschehen: Drüben vor dem Sheriffs Office standen zwei Pferde; eines davon war der Tupfschimmel Lester Croydons.

      Jack Bride stieß die Tür des Office auf und brüllte dem Driver über die Straße zu:

      »Stapp, verdammt noch mal, kommen Sie her!«

      Wyatt stieg langsam vom Wagen, ließ sich Zeit, in Ruhe seine große schwarze Zigarre anzuzünden und ging auf das Sheriffs Office zu.

      Hinter Bride tauchte jetzt die untersetzte bullige Gestalt des »Ranchers« auf. Neben ihm erschien der lange Broncy.

      »Mister Croydon ist schon wieder mit einer dicken Beschwerde hier, Stapp. Sie geht wieder gegen Sie. In Solomon sollen Sie wieder eine Schlägerei angefangen haben, und dann haben Sie ihn und den Vormann unterwegs mit Gewehrschüssen angegriffen.«

      Wyatt Earp stand unten vor der Treppe und sah an dem Sheriff vorbei in das harte, undurchdringliche Gesicht Lester Croydons. Es war ein Verbrechergesicht!

      Der Marshal hatte es in der ersten Minute gewußt, als er dieses Gesicht sah.

      Mit schweren Schritten stieg er die Treppe hinauf, ging an dem Sheriff vorbei auf Croydon zu.

      »Hallo, Rancher. Freut mich, daß wir uns mal wieder treffen. Sie müssen übrigens tolle Augen haben!«

      »Was soll der Blödsinn, Sheriff?« knurrte der Outlaw den Sheriff an. »Schaffen Sie mir den Kerl vom Hals, Bride, sonst muß ich es selbst tun.«

      »Ach, tun Sie das doch«, kam da die harte Stimme des Texaners plötzlich von der Straße herauf.

      Jack Bride zog die Brauen zusammen.

      »Wer ist denn das?«

      »Ein Freund von uns«, erklärte Wyatt ruhig.

      Doc Holliday kam langsam um die Overland


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