Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Kugel fehlte ihn um genau sieben Inches.

      Zu einem zweiten Schuß kam der Mann indessen nicht, denn der schnelle Holliday hatte in einer seiner typischen Blitzreaktionen fast gleichzeitig geschossen, und da er im Gegensatz zu dem Missourier noch seitlich von dem Mann auf der Treppe war, hatte er das bessere Schußfeld.

      Der Revolver wurde dem Mann aus der Hand gerissen.

      Der Fremde warf seinen Kopf in die Richtung, aus der die Kugel gekommen war.

      Sein Gesicht verzerrte sich zur Fratze.

      »Doc Holliday! Goddam! Ich hätte es mir denken können. Wo Wyatt Earp ist, da kann Doc Holliday nicht weit sein!«

      »Hallo, McTyred!« rief da der Texaner. »Wenn wir schon bei der Begrüßung sind, möchte ich von dir nicht übersehen werden.«

      »Luke Short!« fauchte McTyred heiser. »Wie könnte ich Sie übersehen!«

      Die Menschen auf der Straße hatten den Atem angehalten.

      Und Jack Bride stand wie angenagelt vor seinem Zügelholm.

      »Wyatt Earp«, murmelte er tonlos vor sich hin. »Er ist also Wyatt Earp! Hell and devils! Darauf – darauf wäre ich nie gekommen!« Dann sah er zu Doc Holliday hinüber. Wie hatte der sich denn zurechtgemacht? Wie ein Mann, dem in der vorletzten Stadt im Spielsaloon alle Dollars davongelaufen waren, der einen Teil seiner Kleidung mitverspielt und dann den Weitermarsch zu Fuß angetreten hatte.

      Wyatt Earp hatte seinen Revolver zurück ins Halfter geschoben. Und wie er es gemacht hatte!

      Jack Bride und eine ganze Stadt hatten es beobachtet: Es war unnachahmlich schnell geschehen.

      Langsam ging der Marshal auf die Treppe der City Hall zu, auf der McTyred stand.

      »Geben Sie mir Ihren Revolver, McTyred.«

      Totenstille herrschte auf der Mainstreet von Salina.

      Der einunddreißigjährige Elvis Jonathan McTyred aus Nebraska hatte die Hände immer noch so, daß er seinen zweiten Revolver mit einem raschen Griff ziehen konnte.

      Wyatt ging weiter auf ihn zu.

      »Bleiben Sie stehen, Marshal!« schrie McTyred.

      In diesem Augenblick kamen zwei Männer aus dem Sheriffs Office, die den alten Wilkins auf die Straße brachten.

      Der Postmaster, der zur Verhandlung gebracht werden sollte, schien ein gebrochener Mann zu sein. Als der Sheriff die drei jetzt mit einer Bewegung aufhielt, ohne sich nach ihm umzudrehen, hob der Overlandmann den Kopf. Es war für ihn ein wunderliches Bild, das er da sah: Zwanzig Yards entfernt von ihm mitten auf der Straße stand der Mann, an den er die ganze Zeit über hatte denken müssen. Berry Stapp, der neue Driver. Und die Augen der ganzen Stadt waren auf ihn gerichtet.

      Wyatt hob jetzt die Hand.

      »Geben Sie mir jetzt Ihren Revolver, McTyred.«

      »Bewegen Sie sich nicht, Marshal! Ich schieße Sie nieder!« schrie der Nebraskamann mit sich überschlagender Stimme.

      Wyatt kam trotzdem einen Schritt näher und hielt ihm die ausgestreckte Rechte entgegen.

      Nur anderthalb Yards trennten die beiden Männer voneinander.

      Da flog die Hand McTyreds zum Revolver. Dort blieb sie kleben, denn der Nebraskamann starrte mit weit aufgerissenen glasigen Augen auf den großen Revolver, den der Marshal plötzlich in der Linken hatte, dessen Hahn sogar schon gespannt war.

      Mit der Rechten nahm Wyatt den zweiten Revolver McTyreds an sich. Dann nahm er den Mann wie einen Zwerg am Kragen und hievte ihn von der Treppe auf die Straße.

      »Sheriff! Dieser Mann ist der Mörder Elvis Jonathan McTyred. Er hat vor drei Monaten in Deatwood, in den Hills, Sheriff Pordon erschossen.«

      Langsam kam Jack Bride näher. Er sah nicht den Mann an, der schon vor Jahren wegen eines Bankraubes gesucht und nach dem jetzt wegen Sheriff-Mordes gefahndet wurde, sondern den hochgewachsenen Missourier, der also der berühmte Marshal aus Dodge City war.

      »Sie sind tatsächlich Wyatt Earp?« brachte er heiser über die Lippen.

      »Nach dem großen Sheriff Bride hätte der steckbrieflich gesuchte Mörder kaum eine Kugel geschickt«, meinte Luke Short spöttisch. »Machen Sie den Mund zu, Sheriff.«

      Jack Bride blickte McTyred an.

      »Stimmt das?« fragte er unsicher.

      Die stechenden Augen des Mörders flogen hin und her. Irgendwie hatte er plötzlich das Gefühl, daß da vielleicht noch ein winziges Loch im Netz war.

      »Nein!« schrie er. »Dieser Mann lügt! Das Ganze ist eine Verleumdung. Ich bin weder McTyred noch ist er Wyatt Earp! Ich kenne den Mann gar nicht!«

      Da trat Doc Holliday hinzu.

      »Woher wissen Sie denn, daß er nicht Wyatt Earp ist, wenn Sie ihn nicht kennen.«

      Der Mörder zuckte zusammen, als er in Doc Hollidays Augen sah.

      »Ich habe nichts mit Ihnen zu schaffen, Doc.«

      Holliday nickte, dann meinte er zu dem Sheriff gewandt:

      »Klarer Fall.«

      Bride hatte nicht ganz so schnell begriffen, aber dann war auch ihm aufgegangen, daß sich McTyred selbst verraten hatte. Wenn er diesen Mann als Doc Holliday kannte, so war es ganz selbstverständlich, daß der andere da drüben der Marshal Earp war.

      Wyatt griff mit der Linken in die Tasche und hielt, ohne den Arm hochzuheben, eigentlich nur für den Sheriff sichtbar, seinen fünfzackigen, von einem Wappen umgebenen Stern in der Hand.

      Jack Bride schluckte. Dann nickte er, packte McTyred am Arm und zog ihn mit sich ins Office. Nach zwei Minuten war er wieder auf der Straße.

      Oben am Eingang zur City Hall erschien jetzt Richter Beverland.

      Das kleine gebrechliche Männchen krächzte etwas mit seiner dünnen Greisenstimme, das jetzt in dem Stimmengewirr, das auf der Mainstreet herrschte, unterging.

      Da verschwand der Richter in der City Hall und kam gleich darauf mit einer kleinen Glocke zurück, die er mit wilden Bewegungen hin und her schwang.

      Langsam trat auf der Straße Ruhe ein.

      Der Greis sah nur den vermeintlichen Driver Stapp vor sich. Ärgerlich knurrte er in seinen Bart:

      »Gehen Sie aus dem Weg, Stapp. Ich warte auf den Angeklagten.«

      Da trat der Sheriff ein paar Schritte näher und sagte in verhaltenem Ton:

      »Euer Gnaden, dieser Mann ist Wyatt Earp.«

      »Ja, ja«, sagte der Richter mit greisenhafter Starrsinnigkeit. »Er kann sich nach der Verhandlung melden, wenn er irgend…« Plötzlich unterbrach sich der Richter, kniff die Augen zusammen und nahm den Klemmer von der Nase. Ohne die Augen zu öffnen, fragte er: »Was haben Sie gesagt, Sheriff?«

      »Dieser Mann ist der Marshal aus Dodge City.«

      »Wollen Sie einen Scherz mit mir machen, Mister Bride?«

      Da trat Wyatt Earp auf die Vorbautreppe zu.

      »Euer Gnaden, Sie können die Verhandlung beginnen lassen.«

      Beverland schob den Klemmer auf die Nase und hob den Kopf. Scharf durchforschten seine kleinen Äuglein das Gesicht des Missouriers.

      Und dann geschah etwas Furchtbares.

      Eine kalkige Blässe überzog das Gesicht des Greises, die linke Hand fuhr zum Herzen, und ganz langsam, als würden ihm die Füße weggezogen, stürzte er auf die Vorbauplanken.

      Wyatt sah Doc Holliday an.

      Der hatte sich schon in Bewegung gesetzt, betrat den Vorbau, kniete neben dem Richter nieder und öffnete dessen Weste. Er nahm das Handgelenk des


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