Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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wir den Kerl in die Knie, und jetzt willst du die Rinder zurücktreiben lassen?«

      »Yeah«, knurrte Ike. »Wenn du Verstand im Kopf hättest, säßest du jetzt schon auf deinem Gaul. Im übrigen habe ich dich nicht gebeten, in meinen Kampf einzugreifen.«

      »He«, maulte Phin, »es sah ziemlich dreckig für dich aus.«

      »Was heißt dreckig? Der Fight war noch längst nicht entschieden. Außerdem weißt du genau, daß ich schon andere Kämpfe durchgestanden habe.«

      »Well«, murrte Phin, schob davon und holte aus der Nebengasse sein Pferd. Er war von Ike als Kundschafter vorausgeschickt worden, hatte sich aber statt dessen in der Schenke die Kehle durchgespült.

      Die Outlaws trieben die Herde zurück.

      Nur Ike Clanton stand noch mitten auf der Straße und starrte auf den niedergeschlagenene Gesetzesmann.

      Da trat oben ein älterer Mann auf den Vorbau und schob seine Fäuste tief in die Hosentaschen. Es war John Clum, der Herausgeber des Tombstoner Epitaph.

      »Das war wirklich eine Leistung, Ike, auf die Sie stolz sein können.«

      Der Desperado warf den Kopf hoch. »Lassen Sie mich in Ruhe.« Damit bückte er sich, hob seinen Waffengurt auf, schnallte ihn um, ging zu seinem Pferd und zog sich in den Sattel. Langsam ritt er hinter den anderen her, die die Rinder mit Schüssen und wilden Schreien wieder aus der Stadt trieben.

      *

      Als Virgil wieder zu sich kam, lehnte er unten an der Vorbautreppe des Crystal Palaces. Von seinem Kopf triefte Wasser. Neben ihm kniete der Zeitungsmann und hielt ihm ein Glas mit Whisky hin.

      »Sie müssen noch einen Schluck nehmen, Virgil.«

      Aber der U.S. Deputy Marshal lehnte ab, rieb sich mit dem Unterarm das Wasser vom Kopf und versuchte, sich zu erheben.

      John Clum meinte: »Ich habe Ihnen das Wasser über den Kopf geschüttet…«

      »Wer war es?« unterbrach ihn Virgil rauh.

      »Tom McLowery.«

      »Mit dem Gewehrkolben?«

      Clum nickte und hatte sich ebenfalls erhoben.

      »Ich werde Sie zum Doc begleiten.«

      *

      Erst anderthalb Tage später war der U.S. Deputy Marshal soweit wiederhergestellt, daß er sich in den Sattel setzen konnte. Gegen den Rat John Clums machte er sich an die Verfolgung der Clanton Gang.

      Aber der heiße Wind, der in der vergangenen Nacht die Savanne heimgesucht hatte, war so stark gewesen, daß selbst die breite Spur, die die Rustler zurückgelassen haben mußten, nicht mehr zu sehen war.

      Virgil ritt der mexikanischen Grenze entgegen.

      An der Ansiedlung Colgy erkundigte er sich nach den Clantons, konnte aber nichts erfahren. Die kleinen Farmer hatten Angst.

      Von Colgy aus waren es noch dreizehn Meilen zur mexikanischen Grenze. Virgil war überzeugt, daß Ike entweder hier oder neunundzwanzig Meilen weiter westlich die Passage über Haderyk genommen hatte. Ehe er aber diese fast dreißig Meilen durch die Sonne ritt, beschloß er, hier doch weitere Nachforschungen anzustellen.

      Er wußte, daß sich drei Meilen südlich von Colgy vor anderthalb Jahren ein Engländer niedergelassen hatte, um Schafe zu züchten.

      Virgil beschloß, ihn aufzusuchen.

      John McBride war in den Fünfzigern. Er war ein knochiger, hagerer Mann mit aschblondem, angegrautem Haar und hellem Falkenblick. Er trug eine graugestreifte Hose und ein grünes Hemd, halbhohe Stiefel und einen Schlapphut, den er noch ganz sicher im alten Europa gekauft hatte. Er war gerade in seinem großen Corral damit beschäftigt, ein morsches Gatterbrett zu erneuern, als er den Reiter auf die Farm zukommen sah.

      Ohne Hast ging der Brite zum Haus hinüber, wo er gleich neben der Tür immer das Gewehr bereitstehen hatte.

      McBride blieb mit dem Gewehr vorn in der Deckung der Fenz stehen und erwartete den Reiter.

      Als der auf Rufweite herangekommen war, krächzte der Brite ihm in seinem trockenen Englisch entgegen: »Was wollen Sie?«

      Virgil rief zurück: »Mein Name ist Earp. Mister McBride, ich hätte gern einen Augenblick mit Ihnen gesprochen.«

      »He, sind Sie etwa der Sheriff Earp?« rief er zurück.

      Und da entdeckte McBride den Stern auf der Weste des Reiters. »All right, Mister Earp, dann kommen Sie.«

      Virgil ritt auf den Hof und stieg vom Pferd.

      Der Brite reichte ihm die Hand. »Es ist gut, Sheriff, daß Sie einmal kommen. Ich wollte schon vor Monaten den Weg zu Ihnen machen.«

      Virgil schlug sich den Staub vom Hut und ließ sich auf einen Hauklotz nieder.

      Der Brite wandte sich zur Haustür. »Liz, mach einen Tee, Sheriff Earp ist gekommen.«

      Eine hagere blonde Frau trat in die Tür und grüßte den Ankömmling mit einem Kopfnicken.

      McBride ließ sich Virgil gegenüber auf einer Treppenstufe nieder.

      »Sie haben es ziemlich schwer hier«, meinte Virgil.

      Der Brite zog die Schultern hoch. »Wo ist es nicht schwer? Drüben hatten wir einen kleinen Hof. Dann kam eines Tages ein Agent und bot uns hier sechshundert Acres Weideland zu einem Spottpreis an. Es sollte gutes Land sein. Schafsland. Da verkauften wir eben und sind hergekommen.«

      Als die Frau den Tee gebracht hatte, meinte Virgil: »Wie konnten Sie sich nur so lange halten?«

      McBride wies mit dem Daumen über seine Schulter.

      Da sah Virgil drüben in der Schuppentür drei baumlange, knochige Burschen stehen.

      »Ich bin nicht allein, Sheriff, und die Boys haben harte Fäuste und können mit dem Gewehr umgehen. Das letztere allerdings haben sie hier erst lernen müssen. Unsere lieben Mitmenschen haben uns dazu gezwungen.«

      Der Alte kratzte sich hinterm Ohr. »Wir haben unten auf der Station San Juan vor anderthalb Jahren, als wir ankamen, schon Ihren Namen gehört. Wyatt Earp. In dem alten Store sprachen die Leute davon. Und dann erzählte uns auch einmal ein reisender Händler von Ihnen!«

      Um die Lippen des Sternträgers spielte ein Lächeln. »Wyatt Earp ist mein Bruder. Ich bin Virgil Earp.«

      »Ah, dann sind Sie sein Deputy.«

      »Nein, er ist oben in Dodge City, in Kansas, Marshal. Ich stecke hier in Tombstone.«

      »In Tombstone…?« wiederholte der Alte gedankenvoll. »Ja, auch davon haben wir gehört. Ein sinniger Name für eine Stadt. Soll eine ganze Menge da los sein. Aber wir lieben den Betrieb und das Laute der Städte nicht. Und selbst wenn wir wollten, Mister Earp, wir hätten gar keine Zeit, einmal in die Stadt zu reiten.«

      Und nun lenkte Virgil das Gespräch vorsichtig auf den Grund seines Besuches.

      John McBride kannte auch den Namen Ike Clanton – aber er konnte sich nichts so Rechtes darunter vorstellen. Nein, gesehen hatte er den Mann noch nicht. Und er meinte, daß er auch wenig Sehnsucht danach hätte, einen berüchtigten Desperado kennenzulernen.

      Nein, der alte McBride log nicht. Das wußte Virgil sofort. Am liebsten wäre er gleich wieder aufgebrochen, aber er spürte, daß er die Farmersfamilie damit sehr gekränkt hätte. So hörte er sich dann auch die Sorgen der McBrides an und versprach, sich in Zukunft ein wenig um sie zu kümmern.

      Der Alte kraulte sich den Kopf und meinte, als Virgil wieder im Sattel saß: »Da war zweimal ein ziemlich übler Bursche hier. Er nannte sich Billy Claiborne und hatte noch drei andere finstere Gesellen bei sich. Er wollte Geld, behauptete, daß er Steuereintreiber wäre. Beim erstenmal gab’s eine Keilerei, und als er vor ein paar Tagen wieder hier war, ließ ich ihn gar nicht erst auf den Hof. Da schossen die Burschen auf uns. Sie sehen,


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