Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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      Es dauerte eine ganze Weile, ehe der Rotschopf Flanagan in der Tür erschien. Der Bandit machte ein paar zögernde Schritte auf den Corral zu und blieb dann stehen.

      »Hol die fünf Gäule raus, Ted, kopple sie aneinander und bring sie her.«

      »Du wirst nicht auf mich schießen, Virg?« erkundigte sich Flanagan.

      »Nein, wenn du deinen Colt drüben läßt und die Gäule hergebracht hast, kannst du unbehelligt abziehen.«

      Anscheinend sahen die Tramps ein, daß es das beste war, der Aufforderung des Sternträgers nachzukommen.

      Virgil wußte genau, worauf Claiborne spekulierte: Er wartete darauf, daß der Marshal mit den Pferden abzog, um ihm dann folgen zu können, schließlich hatten die beiden Banditen ja noch ihre eigenen Pferde.

      Aber Virgil dachte nicht daran, den Tramps diese Chance zu lassen.

      Der rote Flanagan hatte inzwischen die Tiere aneinandergekoppelt und führte sie aus dem Corral.

      Er hatte das vorderste Pferd am Halfter und kam mit immer langsamer werdenden Schritten näher.

      »Halt dich weiter links, Brother«, rief ihm Virgil zu. »Damit ich deinen Freund Bill im Auge behalten kann.«

      Als Flanagan bis auf zwanzig Schritte herangekommen war, blieb er stehen. »So, das ist genug, Earp«, krächzte er und wollte die Indianerpferde loslassen.

      »Wenn du es riskierst, die Indianergäule loszulassen, Ted, ist unsere Abmachung nichtig. Du bringst die Pferde her zu mir.«

      Zögernd kam Flanagan heran. Er warf dem Sternträger die Halfterleine zu und rannte davon.

      Virgil wartete, bis der Outlaw fast am Corral war, dann rief er: »Halt!«

      Wie angenagelt blieb Flanagan stehen.

      »Öffne das Corralgatter!«

      Sofort erschien Claibornes Kopf drüben im Fenster… »Was soll der Betrug, Earp! Wir haben…«

      Virgils Kugel schlug dicht neben der Schulter des Banditen in den Fensterrahmen und riß ein daumengroßes Stück aus der Holzfassung.

      »Du hältst das Maul, Claiborne! Öffne das Corralgatter, Flanagan! Und zwar schnell!«

      Der Rotschopf nahm die Arme hoch und ließ sie resigniert wieder fallen. Dann stampfte er auf den Corral zu und öffnete das Tor.

      »Treib die drei Gäule raus!«

      Mürrisch brachte der rothaarige Desperado die drei Pferde vor den Corral.

      »Jetzt verschwinde!« rief Virgil.

      Flanagan rannte zum Haus hinüber.

      Und schon heulte die Winchester des Sternträgers auf.

      Die Kugeln klatschten hinter den Pferden in das Gatterholz. Sofort stoben die Tiere davon. Virgil setzte noch einige Kugeln hinter ihnen her, die sie in panische Angst nach Südosten davontrieben.

      »So, Boys, und nun vergeßt euren Freund hier an dem Kaktus nicht. Er hat einen frischen Scheitel und wird Durst in der Sonne kriegen. Und noch etwas, Claiborne: Wenn du dich noch einmal bei dem Briten drüben in der Sierra sehen läßt, hast du neuen Ärger mit mir.«

      Er wandte sich um und führte die Indianergäule zu den Kakteen.

      Drei, vier Gewehrschüsse fauchten hinter ihm her, vermochten ihn aber nicht zu erreichen, da die Distanz zu groß war.

      Virgil stieg in den Sattel und sprengte davon.

      *

      Mitten in der Nacht sah Virgil in der Bodenmulde vor sich das Indianercamp. Ein kleines Lagerfeuer warf einen flakkernden Lichtschein umher. Virgil ritt bis auf Rufweite heran und hielt dann an.

      Da hörte er seitlich hinter sich eine Stimme. »Du bist es also wirklich!«

      Hinter einem Gestrüpp erhob sich ein Mann. Er hatte ein Gewehr in der Hand und kam näher.

      Virgil rutschte vom Pferd. Er hatte den Apachen an der Stimme erkannt.

      »Ich bringe dir deine Pferde zurück.«

      Der Indianer trat heran und stand stumm vor dem Weißen. Dann streckte er ihm die Hand hin. »Jetzt erst weiß ich, daß du der Bruder von Wyatt Earp bist. Mein Name ist Geronimo.«

      Er nahm die Pferdeleine und führte die fünf Schecken wortlos dem Lager zu.

      Virgil sah ihm nach und zog sich dann in den Sattel.

      Langsam ritt er im Licht der Sterne nach Südwesten davon.

      *

      Virgil Earp ritt auf Harderyk zu.

      Er konnte den freistehenden Glockenturm der dachlosen Klosterkirche schon deutlich erkennen, sah die weißen Häuser, die sich darum scharten, und nahm die Zügel auf, um sein Pferd zu einer schnelleren Gangart anzutreiben.

      Hatte er den Schatten hinter der kleinen Feldhütte nicht gesehen? War der sonst so Wachsame auf einmal unaufmerksamer geworden?

      Jedenfalls hatte der Reiter die windschiefe Feldhütte etwa zehn Yards hinter sich, als plötzlich hinter der Hütte hervor ein Gewehrschuß krachte.

      Der Reiter bekam einen Schlag gegen den Kopf, rutschte nach vorn auf den Pferdehals und glitt dann seitlich aus dem Sattel.

      Er blieb da, wo er hinfiel, liegen, mit dem Gesicht in dem gelbweißen glühenden Sand.

      Hinter der Feldhütte stand ein großer hagerer Bursche mit struppigem Blondhaar und kalten kieselharten Augen.

      Bill Claiborne hatte Rache genommen.

      Es war kein Kampf gewesen – es war die üble Tat eines Feiglings. Wie der schäbigste Heckenschütze hatte der Tramp den Staatenreiter von hinten aus dem Sattel geschossen.

      Claiborne trat aus seinem Versteck hervor und starrte auf sein Opfer. Dann ging er zu seinem Pferd, löste die Zügelleinen vom Querholm und zog sich mit hölzernen Bewegungen in den Sattel.

      Fast noch eine Meile trennten den Niedergeschossenen von der Ansiedlung. Bewegungslos wie ein Toter lag Virgil Earp im Sand.

      Das Pferd stand neben ihm mit gesenktem Kopf und blickte auf seinen Herrn nieder.

      Die Sonne hatte eine wahre Feuersglut auf die Erde geschleudert. Kein menschliches Lebewesen wagte sich aus den Häusern.

      Fast eine Viertelstunde war vergangen, da kam von Süden her ein alter Mann heran. Er war weißhaarig, hatte eine bronzebraune Haut, die von zahllosen Falten zerschnitten war. Der Mund war hart und schmal und an den Winkeln nach unten gezogen. Perlschwarz und flimmernd waren die Augen. Es war der achtzigjährige Mescalero-Apache Agostino.

      Mit harten Augen sah der alte Indianer auf den Mann am Boden nieder.

      Agostino kam von der Fontana Santa Maria della Salute, wo er allwöchentlich nachsah, ob die Quelle noch sauber war, die schon so manchem Reiter ein Labsal auf dem Ritt durch die Steppe gewesen war.

      Da hatte er plötzlich den Mann unweit von der Feldhütte im Sand liegen sehen. Er beugte sich zu ihm nieder und sah in sein Gesicht.

      Virgil schlug die Augen auf und sah die klaren perlschwarzen Augen des alten Indianers über sich. Sprechen konnte er nicht.

      Der Indianer nahm ein kleines Fläschchen aus dem Lederbeutel, den er am Gürtel trug, und reinigte die Wunde an der rechten Kopfseite des Verletzten. Dann lud er den wieder Besinnungslosen auf das Pferd und führte das Tier in die Ansiedlung.

      Niemand hatte den Vorgang beobachtet. Niemand wußte, wo der U.S. Deputy Marshal Virgil Earp geblieben war.

      *

      Fünf Tage schon war Virgil von Tombstone weg, und noch immer hatte seine Frau nichts von ihm gehört. Als noch drei weitere Tage vergingen und der Mann nicht zurückgekommen war, entschloß sich die Frau zu einem Schritt, der ihr


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