Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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es ist Croydon mit seinem Vormann und ein paar Weidereitern. Was sollte der damit zu tun haben?«

      Wilkins hatte bis jetzt noch nichts gesagt. Er starrte nur auf die fünf Reiter.

      Jonny Lee hatte das Hotel noch nicht betreten. Er stand auf dem Vorbau, hatte den Blicken der Männer vor der Station den Rücken zugekehrt und zählte das Geld, das er von Wilkins bekommen hatte.

      Als er jetzt den Hufschlag hörte, wandte er den Kopf.

      Er sah nur den Tupfschimmel und verschwand blitzschnell im Hoteleingang.

      Die Reiter waren herangekommen und banden drüben vorm Sheriffs Office ihre Tiere an.

      Der Mann, der aus dem gelben Sattel des Tupfschimmels rutschte, war untersetzt, breitschultrig, hatte einen kantigen Schädel, der fast halslos auf dem mächtigen Rumpf saß. Sein Gesicht war sonnenverbrannt und schien doch durch das weißblonde Haupt- und Brauenhaar irgendwie fahl zu wirken. Die Augen waren von einem eigenartigen flimmernden Grün; der Mund hart und breit, die Nase kurz und stumpf. Weit schob sich das Kinn vor.

      Er hatte den bräunlichen Melbahut an einem Band hinter dem Nacken hängen. Er trug Weidereiterkleidung. Und wären nicht die zitronengelben Wapitihandschuhe gewesen, deren Ende er über den Handrücken geschlagen trug, so wäre eigentlich nichts Besonderes an diesem Mann gewesen.

      Langsam überquerte er die Straße und hielt auf die Männer neben der Overland zu.

      Drei Schritte hinter ihm kam ein wahrer Klotz von einem Mann. Er war sicher fast einsneunzig, sehr breitschultrig und hatte ein finsteres Gesicht. Die Oberlippe schien fast unter der nach unten gezogenen Nase zu kleben.

      Der Mann mit den Wapitihandschuhen tippte an den Hutrand.

      »Evening. Hallo, Mister Callaghan! – Sheriff, kann ich mit Ihnen sprechen?«

      »Natürlich, Mister Croydon. Was gibt’s?«

      Wilkins preßte die Lippen hart aufeinander und sah dem Rancher in die Augen, als könne er ihn hindern, etwas zu sagen, das ihm, dem alten Overlandmann, Unheil bringen mußte.

      Der Viehzüchter schob den Unterkiefer vor und deutete mit dem Daumen auf die Postkutsche.

      »Hören Sie zu, Sheriff. Ich ritt von Solomon aus in Richtung auf mein Vorwerk unten am Blue Water zu, wobei ich ja die Route der Overland kreuzen muß. Etwa zehn oder elf Meilen östlich von hier wurde ich aus diesem Rumpelkasten da beschossen. Wenigstens zwanzig Schüsse sind auf mich und meine Männer abgegeben worden…«

      Wilkins hatte den Kopf gesenkt. Ein leiser, pfeifender Ton kam über seine Lippen. Dann wandte er sich um und wollte in die Poststation hinauf.

      »Mister Wilkins!« rief ihm der Sheriff nach. »Ich glaube, hier gibt es etwas aufzuklären.«

      Der Postmaster wandte sich um. Sein Blick senkte sich in die grünen Augen des Ranchers. Langsam kam er an den Rand des Vorbaues.

      »Yeah, kann sein, Sheriff. Jonny Lee hat die Aufgabe gehabt, die Overland zu bewachen. Vielleicht hat er ein bißchen früh gefeuert, aber…«

      »Was soll das heißen?« donnerte der Rindermann.

      »Na ja.« Wilkins hob die Arme in einer hilflosen Geste. »Ich meine, daß er vielleicht länger hätte warten müssen…«

      Croydon machte drei stampfende Schritte nach vorn, stemmte die Hände in die Hüften und stieß den Kopf vor wie ein gereizter Stier.

      »Mister Wilkins. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich etwas genauer ausdrücken würden!«

      Da mischte sich Callaghan ein. »Mister Croydon, Sie müssen den Postmaster verstehen. Er hat noch die beiden Überfälle in den Knochen, von denen Sie ganz sicher auch gehört haben werden. Yeah – und dann saß er also auf dem Kutschbock und da kommen fünf Reiter hinter der Kutsche her…«

      »Stop, Mister Callaghan!« fauchte der Viehzüchter. »Erstens möchte ich mir verbitten, daß mich dieser Mann für einen Banditen halten kann, und zweitens kamen wir nicht hinter der Kutsche her, sondern kreuzten nur im spitzen Winkel ihren Kurs. Das ist ein gewaltiger Unterschied! Und wenn Ihre Overland schon so weit herunter ist, Mister Callaghan, daß Ihre Driver eine Ranch-Crew aus der Gegend mit einer Banditenschar verwechseln und das Feuer blindlings darauf eröffnen, dann sieht es ja traurig um sie aus…«

      Das war die Sache mit Croydon.

      Anstatt sie dem alten Wilkins Erleichterung gebracht hatte, hinterließ sie in ihm ein würgendes Gefühl, das der Verzweiflung und Erniedrigung entsprang.

      Wie konnte es ihm auch passieren, in seiner panischen Angst, den im Lande gewiß nicht unbekannten Rancher Croydon und seinen düstergesichtigen Vormann Broncy mit einer Banditenschar zu verwechseln?

      Aber im Grunde hatte er ja gar nichts gegen Croydon unternommen. Geschossen hatte Lee! Der – und der andere Passagier.

      Dieser vertrackte Jonny Lee!

      Als sich der Rancher nach langem Schimpfen in den Sattel gezogen hatte, rief er drohend:

      »Wenn ihr soweit runter seid, daß ihr schon auf uns schießt, dann ist man ja seines Lebens nicht mehr sicher. Eins will ich euch noch sagen: Wenn das noch mal passiert, schießen wir zurück!«

      Damit sprengte er auf seinem Tupfschimmel, gefolgt von dem klobigen Broncy und den anderen Cowboys davon.

      *

      Jeff Wilkins fand in dieser Nacht keinen Schlaf. Er glaubte, daß dieser Vorfall ihn vernichtet haben mußte. Croydon, wer kam denn schon gegen diesen Mann auf? Und wie hatte Lee auch einfach losfeuern können.

      Mitten in der Nacht stand der alte Postmaster auf und ging hinaus.

      Drüben im Hotel brannte noch Licht, im Zimmer des Revolvermannes.

      Damned! dachte der Alte, ich werde ihn fragen, weshalb er geschossen hat, ohne… ohne was? Zounds! Auf was hätte er denn warten sollen? Er hielt doch die Croydons auch für die Bande. Sollte er mit dieser Vermutung auf den Angriff warten?

      Trotz dieser Ansicht ging der Alte hinüber. Er kam ungesehen vom Hof hier ins Hotel und blieb oben vor Lees Tür stehen.

      Unter der Ritze hindurch fiel der Lichtschimmer in den dunklen Korridor.

      Wilkins klopfte.

      Es rührte sich nichts.

      Der Overlandmann hatte den Atem angehalten, weil er das Knakken des Revolverhahnes erwartete.

      Aber es geschah nichts.

      Wilkins versuchte es noch einmal.

      Wieder nichts.

      Das Klopfen war bereits so laut gewesen, daß man es im ganzen Haus hören mußte.

      »Mister Lee!« Wilkins brachte seinen Kopf dicht an die Tür. »Mister Lee, kann ich einen Augenblick mit Ihnen sprechen! Ich – nein, nein, ich will das Geld nicht zurück. Ich möchte nur mit Ihnen über die unselige Geschichte reden. Bestimmt wird Croydon uns noch Ärger ma…«

      Der Alte brach jäh ab. Er hatte das Auge unwillkürlich während des Sprechens ans Schlüsselloch gebracht. Und das Bild, das sich ihm da bot, ließ ihn verstummen.

      Dann riß er die Tür auf.

      Drüben auf dem Stuhl neben dem Fenster saß Jonny Lee.

      Links in seiner schwarzen Weste steckte ein Messer.

      Der Revolvermann war tot – erstochen worden!

      Taumelnd fuhr der Alte zurück und starrte auf das grauenhafte Bild.

      Am Boden lag der Revolver. Er mußte aus der Hand des Schießers gerutscht sein, als ihn der Tod überraschte. Und überrascht hatte ihn der Mörder ganz sicher.

      Rechts lag auf der Bettkante der Hut des Coltmans. Und daneben – lag der braune Lederbeutel, den Wilkins dem Revolvermann gegeben hatte.

      Mit


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