Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Als er drüben aus dem Oriental Palace den bulligen Curly Bill im schreiendroten, vorn über der haarigen Brust offenstehenden Hemd kommen sah, schob er sich neben Hardac ans Geländer und brüllte:

      »Komm herauf, Bill. Hier gibt’s Leute, die offensichtlich der Hafer sticht.«

      Aber Phin Clanton hätte wissen müssen, daß es keinen kälteren Mann gab als Doc Holliday.

      Der Spieler trat vor die Treppe und blickte auf Curly Bill Brocius hinunter, der sich eben der Treppe zugewandt hatte.

      »Yeah, kommen Sie herauf, Brocius. Sie haben hier in der Sammlung noch gefehlt!«

      Curly Bill war stehengeblieben. Er hatte den Georgier erst jetzt entdeckt. Und noch brannte die Wunde in seinem Arm, die ihm die Kugel des Spielers bei der Schießerei vor zwei Monaten gerissen hatte.

      Er blieb unten.

      Deprimiert starrte Phin auf ihn herab.

      »Feigling!« knurrte er tonlos.

      Aber gleich darauf sollte der zweite Clanton Brother Gelegenheit haben, einen Jubelschrei auszustoßen.

      Zwei Reiter ritten von Westen her in die Allenstreet. Große, kräftige Gestalten mit schwarzem Haar und dunklen verwegenen Gesichtern. Der ältere von ihnen trug einen Knebelbart.

      Ihre Namen waren kaum weniger berüchtigt und gefürchtet als der von Ike Clanton.

      Es waren die beiden McLowerys.

      Tom, der jüngere, rutschte sofort vom Pferd, nahm den Zügel, den sein Bruder Frank ihm zuwarf, und führte die beiden Gäule an die Halfterstange.

      Wie ein Großrancher schritt der Desperado Frank McLowery auf die Vorbautreppe des Spanish House zu.

      Doc Holliday stand immer noch oben vor der letzten Stufe.

      Frank starrte auf seine Stiefel und hielt plötzlich inne. Dann sah er sich nach seinem Bruder um.

      »Wir werden uns erst drüben im Oriental Saloon mit einem Schluck stärken, Tom«, sagte er so laut, daß es jeder auf dem Vorbau und der Straße hören konnte. »Es war verdammt heißt unterwegs!«

      Hardacs Blick flog zu Doc Holliday hinüber. Er gewahrte das winzige spöttische Lächeln, das sich um den Mund des Spielers gegraben hatte.

      Da flammte eine rasende Wut auf diesen Mann, dessen Gefährlichkeit er noch keineswegs voll erfaßt hatte, in ihm hoch, und er brüllte:

      »Sie kehren wieder um, weil der geschniegelte Holliday hier oben steht. Was findet ihr nur an diesem elenden Halun…«

      Er kam nicht weiter.

      Mit gläsernem Blick stierte er auf den Reiter, der plötzlich drüben in der Mündung der zweiten Straße hielt.

      Es war ein sehr großer, breitschultriger Mann mit wetterbraunem Gesicht und leuchtenden blauen Augen. Ein tiefer Ernst lag auf diesem edelgeschnittenen markanten Männergesicht. Unter der Krempe des flachkronigen schwarzen Hutes blickte dunk-les Haar hervor. Seine Hose war schwarz und sauber, trotz des pulverfeinen gelben Sandstaubes, der hier alles mit einer ständigen Puderschicht bedeckte.

      Das Hemd des Reiters war weiß und wurde oben am Hals unter dem sauberen Kragen von einer schwarzen Samtschleife zusammengehalten.

      Links auf der kurzen schwarzen Weste war deutlich ein dunkler Fleck zu sehen, über dem mit Gewißheit lange Zeit ein metallener Stern gesteckt hatte. Unter seinem Gürtel saß ein breiter büffellederner Waffengurt, der mit Patronen gespickt war und an beiden Seiten je einen großen Revolver hielt. Die Waffe an der linken Seite mußte, wie die Halfterlänge verriet, einen überlangen Lauf haben.

      Der Reiter saß auf einem Schwarzfalben, einem herrlichen kurzrumpfigen, hochbeinigen Tier, dessen ganzer Körperbau nicht nur die edle Rasse, sondern auch, was für dieses Land wichtiger war, den ausdauernden, sehr schnellen Läufer verriet.

      Nicht nur Hardacs Blick haftete auf der Gestalt des Reiters. Auch die Augen der anderen Männer, die sich in diesem Augenblick in dem Brennpunkt der Stadt befanden.

      Die Gespräche der Männer auf den Vorbauten und unten auf der Straße waren für einen Augenblick fast völlig verstummt. Dann tuschelten sie weiter. Und es gab in diesem Moment nur ein Thema: das Auftauchen dieses Mannes da drüben.

      Sein Anblick faszinierte sie alle.

      Aber einem raubte er fast den Atem: Jack Hardac.

      Tonlos formten seine trockenen Lippen einen Namen:

      »Wyatt Earp!«

      Und dann rissen dem ausgebrochenen Mörder die Nerven. Er warf sich zur Seite, zerrte seinen Colt aus dem Halfter und…

      … Doc Hollidays Stiefelspitze hieb ihm die Waffe kurz vor dem Auslösen des Schusses aus der Hand.

      Wyatt war aus dem Sattel gerutscht, warf die Zügelleinen drüben über einen Querholm und kam mit harten sporenklirrenden Schritten auf den Vorbau zu.

      Jack Hardac hatte die schmerzende Rechte an seine Brust gepreßt und starrte dem Marshal mit flimmernden Augen entgegen. Nur ein Gedanke beherrschte jetzt noch sein Hirn: Vielleicht erkennt er mich gar nicht! Er darf mich nicht erkennen!

      Aber die Zeit des entsprungenen Lebenslänglichen aus Fort Worth war abgelaufen. Sein Mummenschanz bestand nicht vor den eiskalt forschenden Augen des Missouriers.

      »Komm runter, Hardac!« drang es metallen an sein Ohr.

      Für drei Sekunden war der Verbrecher wie gelähmt, mehr vom Klang dieser Stimme als von der Bedeutung dieser Worte.

      Dann raffte sich der Bandit zu einer Verzweiflungstat auf, warf sich zurück, riß Phin Clantons Revolver aus dem Halfter – und stierte mit blöden Augen in die Revolvermündung des Georgiers.

      Noch hatte er den Revolver Phins in seiner Hand!

      »Zwing mich nicht zu schießen!« mahnte ihn der Spieler.

      »Nein, Doc – ich soll dich nicht zwingen. Und zu was zwingst du mich jetzt? Der Marshal? He? Er zwingt mich zurück ins Lager – und da zwingen sie mich an den Galgen! Ist das vielleicht besser? He? Schießt du mich da nicht lieber über den Haufen, Doc…«

      Blitzschnell jumpte der Marshal übers Vorbaugeländer und hieb dem unseligen Menschen die Waffe aus der Hand.

      Zwei Revolver lagen am Boden.

      Und Jack Hardac, der Mörder aus Oregon, war erledigt.

      Wyatt packte ihn am Arm und führte ihn auf die Straße.

      Da brüllte Frank McLowery, der dem Vorgang die ganze Zeit über scharf gefolgt war:

      »Er hat schon wieder einen armen Teufel geschnappt, der große Earp! Bravo!«

      Wyatt ging weiter.

      Und Tom, der jüngere McLowery, schrie. »Was hat der Mann denn getan, he? Vielleicht erklären Sie uns das mal, Wyatt! Sie können doch nicht einfach hier unsere Freunde…«

      Der Missourier war stehengeblieben.

      Aus kalten Augen maß er den jüngeren McLowery.

      »Freunde? Ist dieser Mann Ihr Freund, Tom McLowery?« fragte er klirrend.

      Der Desperado biß die Lippen zusammen. Er atmete auf, als er drüben aus Harry Kuhns Spielsaloon einen Mann kommen sah, den die ganzen Earp-Gegner jetzt geradezu herbeigesehnt hatten.

      Es war der unversöhnlichste und auch gefährlichste Feind, den der Missourier und seine Helfer je gehabt hatten.

      Ein großer schwerer Mensch, der dennoch einen elastischen, kraftvollen Schritt hatte. Sein Gesicht war nicht häßlich: kantig, olivfarben und dunkeläugig. Er trug sich wie ein Vormann, hatte eine stolze Haltung und war sich seiner Bedeutung in dieser Stadt offensichtlich bewußt.

      Ike Clanton!

      Langsam kam er auf die Straße und stellte sich Wyatt und dem Fort


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