Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Job in Forth Worth verholfen hatte?

      Im ersten Moment, als Hardac den Marshal ansah, schrak er bis ins Gebein zusammen. Aber dann wußte er, daß dieser Mann nicht Wyatt Earp war.

      Es mußte Virgil Earp sein.

      »Dieser Mann da hat falschgespielt, Marshal!« krächzte Hardac gallig.

      Virgil rieb sich das Kinn.

      »Das ist eine schwere Beschuldigung, Mister«, entgegnete er ruhig. »Vielleicht sollten Sie sich auf Ihren Gaul setzen und davonreiten. Tucson beispielsweise ist auch eine schöne Stadt, oder besser noch Prescot!«

      »Nein, ich werde euch nicht den Gefallen tun, zu verschwinden!«

      »Und?« Der Deputy Marshal sandte ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Haben Sie nicht das Gefühl, Mister, daß Sie damit vor allem sich selbst einen Gefallen tun würden?«

      Jack Hardac erkannte die Gefahr noch immer nicht, in die er sich da offenen Auges begeben hatte.

      »Nein!« zeterte er. »Ich habe ganz und gar nicht dieses Gefühl. Im Gegenteil. Ich denke nicht daran, euren Trickspieler hier zu schonen. Er hat mich…«

      Hollidays Gesicht war wie zu Eis erstarrt. Er hatte einen schnellen Schritt auf Hardac zugemacht.

      »Sprechen Sie nur weiter, Mister.«

      Der Bandit wich zur Seite.

      »Da, Marshal, sehen Sie selbst, er bedroht mich. Er hat mich betrogen, indem…«

      Holliday schoß dem Gesetzesmann einen raschen Blick zu.

      Und Virgil Earp verstand.

      »Sie dürfen diese Beschuldigung nun nicht noch einmal wiederholen, Mister«, sagte er rauh. »Diesen Mann hier kennen wir. Wir wissen, daß er es ganz sicher nicht nötig hat, falschzuspielen…«

      »So, ihn kennen Sie? Das kann ich mir denken. Wahrscheinlich bringt er der Stadt eine Menge Geld mit seinen Kunststücken ein…«

      Da schoß die Hand des Marshals vor. Er packte den Tramp an der Weste und riß ihn zu sich heran.

      »Schluß jetzt, Junge. Ich habe weder Lust noch Zeit, mich hier mit dir abzugeben. Wenn du keine Ruhe geben willst, sperre ich dich ein. – Dieser Mann da ist Doc Holliday. Jeder Junge in der Stadt weiß, daß er einer der größten Kartenspieler des Westens ist. Daß du es nicht wußtest, war dein Pech! Und nun hör genau zu: Du verschwindest jetzt augenblicklich aus der Stadt, sonst sperre ich dich ein.«

      Jack Hardac war zurückgewichen. Aus spaltenengen Augen musterte er den Spieler.

      War er denn blind gewesen? Völlig blind? Natürlich war dieser Mann da Doc Holliday! Und er hätte es ahnen müssen, wenn er es schon nicht wußte.

      Doc Holliday! Dieser Name jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken. Er senkte den Kopf und wandte sich langsam zum Gehen.

      Schweigend ließ der Deputy Marshal ihn ziehen.

      Hardac trottete auf die Straße hinaus.

      Glühend sprang ihn die Hitze wieder an und trieb ihm den Schweiß aus allen Poren. Er wischte sich über die Stirn und flüsterte die beiden Wörter vor sich hin:

      »Doc Holliday!«

      Wie war er nur hierhergekommen?

      Wie hatte er nur so verrückt sein können, ausgerechnet in diese Stadt zu reiten!

      Doc Holliday!

      Wie ein Alpdruck lastete dieser Name auf ihm. Er dröhnte ihm im Schädel wie ein nicht endenwollendes Echo.

      »He!« rief es ihn da von der anderen Straßenseite an.

      Hardac blickte auf.

      Er brauchte eine halbe Minute, bis er sich auf das Gesicht des Mannes da drüben besinnen konnte.

      Es war der fahlgesichtige, kinnbärtige, schwammige Bursche mit dem Sheriffstern.

      Damned! Was bedeutet das?

      Hardac hielt auf ihn zu.

      »Da drinnen ist Virgil Earl. Und wer sind Sie?«

      Der korrupte Sheriff, der seine Existenz in dieser Stadt einem unheilvollen Irrtum des Districts-Sheriffs verdankte, lächelte ölig.

      »Ich bin Jonny Behan. Yeah, wir haben hier außer mir auch noch ein Office mit einem US-Sternträger. Ziemlich überflüssig, nicht wahr?«

      Daß er in Wirklichkeit der völlig Überflüssigste war, schien dem üblen Menschen, der sich nicht scheute, insgeheim mit einer Bande von Verbrechern zusammenzuarbeiten, gar nicht klar zu sein.

      Hardac wandte sich um.

      Drüben stand Virgil Earp; die bastgeflochtene Pendeltür schwang hinter seinem Rücken aus.

      Und oben, auf dem Vorbau hinter Hardac, entfernten sich Schritte.

      Der entsprungene Sträfling brauchte sich nicht erst umzusehen, um sich davon zu überzeugen, daß der ›wichtige‹ Hilfs-Sheriff Behan von Tomb­stone das Hasenpanier ergriffen hatte.

      »Selbst auf die Möglichkeit hin, daß der liebe Jonny Ihnen einen Job angeboten hat, Mister, muß ich bei meinem Entscheid bleiben: »Holen Sie Ihren Gaul und verschwinden Sie.«

      Von der einen Stunde, die der entsprungene Flüchtling Hardac noch als freier Mann zu verleben hatte, war bereits die Hälfte verstrichen. Aber auch die andere Hälfte war mit Ereignissen erfüllt.

      Jack Hardac senkte den Kopf unter dem Blick Vergil Earps und schob davon.

      In der Rage hatte er die falsche Richtung eingeschlagen und sich nach Norden statt nach Süden gewandt.

      Er kam in die Fremontstreet und stampfte sie hinunter.

      Vor dem Eingang eines großen Wagenabstellplatzes, der auf einem in die Straße hinausragenden Holzschild die Bezeichnung OK Corral trug, stand ein etwa sechzehn- oder siebzehnjähriger Bursche mit langem ungescheiteltem Haar, olivbraunem Gesicht und dunklen Augen. Er trug abgewetzte Weidereiterkleidung und hatte tief über dem rechten Oberschenkel einen Revolver im Halfter stecken.

      Dieser Bursche war Billy Clanton, der jüngste der berüchtigten Clanton-Brüder, die zwanzig Meilen vor der Stadt eine Ranch hatten.

      Hardac hatte jetzt erst bemerkt, daß er auf dem falschen Weg war. Er wandte sich an den Burschen und fragte nach dem Nelly Cashman ­House.

      Der Bursche, der einen Zigarettenstummel im Mundwinkel hielt, wies über die rechte Schulter.

      »Sie können hier durch den Corral gehen, Mister. Da kommen Sie auf die Allenstreet. Da fragen Sie noch einmal.«

      Der Oregon Man nickte mit mürrischem Gesicht und durchmaß den Platz, der in weniger als in einem Vierteljahr durch das blutige Gefecht der Earp-Brüder gegen die Clantons berühmt werden sollte.

      Jack Hardac hatte die Mitte des Hofes eben erreicht, als ein Reiter in den Eingang gesprengt kam. Es war ein großer Mann, sehr schlank und mit verschlagenem Gesicht.

      Es war Phin Clanton, Billys älterer Bruder.

      »He, Bill«, schnauzte er den Bruder an, »wie kommst du dazu, den Burschen hier durchlaufen zu lassen?«

      Billy schnaufte und zog sich den Hut tief in die Stirn.

      »Er fragte nach dem Cashman House…«

      »Ist das vielleicht ein Grund, irgendeinen hergelaufenen Kerl hier durchstolpern zu lassen?«

      Der Bursche versetzte wütend einem faustgroßen Stein einen Tritt, daß dieser weit über die Straße flog.

      »Gehört dieser Platz eigentlich uns?« fragte er ärgerlich.

      Phin rutschte aus dem Sattel.

      »Nein, das ist auch gar nicht nötig Wir stellen seit Jahr und Tag hier unsere Gäule ab, wenn wir in der Stadt sind, und nicht


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