Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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also endlich einmal doch aufs Stichwort gekommen. Wenn Sie mich wegschicken, Marshal, grüße ich Sie nicht mehr. Und wenn ich Sie zufällig am Nordpol treffen sollte!«

      Der Missourier winkte ab. »Sie sind unverbesserlich, Luke. Well, Sie sind uns willkommen. Ich werde das Gefühl nicht los, daß es hier eine Menge Zunder geben wird. Wenn die Bande Virg etwas angetan hat…«

      »… gibt’s Kattun!« fügte der Texaner grinsend hinzu.

      »Ich würde gern auf Ihren Kattun verzichten«, sagte der Missourer schroff. »Aber es sieht so aus, als kämen wir nicht darum herum.« Zu Doc Holliday gewandt, fügte er hinzu: »Ich werde meinem Freund Behan einen kurzen Antrittsbesuch abstatten.«

      Holliday nickte.

      Luke Short sah dem Marshal nach. »Behan? He, ist das nicht der lausige Sheriff, der immer dann taub wird, wenn er es für passend hält?«

      Um die Lippen des Georgiers spielte ein kleines Lächeln. Die kauzige Art des Riesen gefiel ihm.

      Luke Short steckte sich eine seiner langen Virginias zwischen die Zähne. »Ob er mich lieber wegreiten sähe?«

      Der Gambler schüttelte den Kopf. »Nein, ganz sicher nicht. Er weiß so gut wie ich, daß wir einen guten Mann hier brauchen können. Ich gäbe was drum, wenn Bat Masterson und Wyatts Bruder Morgan noch hier wären.«

      Der Tex schob sich seinen großen weißen Hut weit aus der Stirn. »Soll das heißen, daß ich in Ihren Augen ein guter Mann bin, Doc?«

      Der Spieler zertrat seine Zigarette am Boden. Dann sah er in das dunkle Gesicht des Abenteurers. »Wenn ich nicht befürchten müßte, daß Sie mir zu stolz würden, Luke, könnte ich Ihnen jetzt sagen, daß ich nur einen einzigen Mann kenne, den ich Ihnen noch vorziehe.«

      Der Texaner sah den Georgier verblüfft an. Dann bleckte er sein prächtiges Gebiß und wies mit seinem großen Daumen über die Schulter.

      »Und zwar den, der jetzt mit dem tüchtigen Behan Kaffee trinkt, he?«

      »Dreimal dürfen Sie raten«, entgegnete der Spieler und wandte sich ab.

      »Haben Sie schon ein Quartier?« rief ihm Luke Short nach.

      »Yeah, wir wohnen bei Nelly Cashman.«

      »Good, vielleicht hat sie noch eine Besenkammer für einen stillen Schläfer frei.«

      »Sicher. Kommen Sie…«

      *

      Sheriff Behan saß zusammengesunken hinter seinem Schreibtisch, als er die Schüsse gehört hatte. Dann sprang er auf, nahm seinen Hut und verließ sein Office durch die Hintertür.

      Im Hof blieb er noch eine Weile lauschend stehen, und als er dann in die Nebengasse treten wollte, stand plötzlich der Mann vor ihm, der der Aptraum des gelbgesichtigen Hilfssheriffs John Behan war.

      »Wyatt Earp!« entfuhr es dem Sheriff. »Sie hier?«

      »Yeah«, versetzte der Marshal eisig. »Ich dachte mir, daß ich mir einen Weg ersparen würde, wenn ich Ihnen gleich auf dem Hintereingang entgegenginge.«

      Behan hörte den Spott wohl; aber er tat so, als wäre er nicht getroffen. »Sie kommen wegen Ihres Bruders?«

      »Yeah!«

      »Es tut mir leid. Ich habe bis jetzt noch nichts ermitteln können.«

      Wyatt nickte. »Das befürchtete ich. Deshalb habe ich den kleinen Trip hierher gemacht.«

      »Kleinen Trip?« wiederholte der Hilfssheriff. »Das sind doch wenigstens…«

      »Ich weiß, wie weit es ist«, unterbrach ihn der Marshal grob. »Sie wissen also nichts über Virgs Verbleib?«

      »Nein.« Jonny Behan legte beteuernd die Hände auf die Brust. »Es tut mir wirklich außerordentlich leid, aber so sehr ich mich auch…«

      Wyatt wandte sich ab und sah die Gasse hinunter. »Wie lange wollen Sie eigentlich den Stern noch behalten?« fragte er plötzlich, wobei er den lauen Sheriff kalt musterte.

      Behan wich stolpernd zurück. »Was wollen Sie, Marshal? Ich habe den Stern von der…«

      »Ich weiß, von wem Sie ihn haben. Ich weiß nur nicht, weshalb Sie ihn noch immer tragen.«

      »Mister Earp! Ich protestiere gegen eine solche Kränkung. Schließlich bin ich der gewählte Sheriff dieser Stadt. Ich habe mit Ihrem Bruder nichts zu schaffen. Er ist U.S.-Mann. Wir haben getrennte Aufgabenbereiche…«

      »Daß ich nicht lache, Behan! Aufgabenbereiche! Wo ist beispielsweise Ihr Aufgabenbereich? Drinnen in Ihrem Bureau, he? Wenn es vorn auf der Straße knallt, nehmen Sie die Hintertür. Und wenn es gilt, einen vermißten Bürger dieser Stadt zu suchen, sind Sie anderweitig beschäftigt. Es ist Ihnen doch hoffentlich klar, daß mein Bruder ein Bürger dieser Stadt ist und daß es Ihre Pflicht ist, sich um seinen Verbleib zu kümmern. Es ist ganz besonders noch deshalb Ihre Pflicht, weil er ein Bundesmarshal ist, Mister Behan! Vielleicht denken Sie einmal darüber nach!«

      Als der Missourier weggehen wollte, krähte der Sheriff hinter ihm her: »Das weiß ich ja alles selbst, Wyatt, aber Sie können doch nichts Unmögliches von mir verlangen!«

      Wyatt war stehengeblieben. Er kam zurück und sah auf den mittelgroßen Mann herunter. »Hören Sie, Jonny. Am liebsten würde ich Ihnen jetzt eine runterhauen. Sie sind der einfältigste Bursche, der je einen Stern getragen hat. Wie soll das Gesetz in diesem Land bestehen können, wenn ihm Leute wie Sie Geltung verschaffen sollen! Wo sind Sie, wenn in Ihrer Stadt etwas geschieht, wenn geschossen wird? Sie verlassen sich auf meinen Bruder. Und gleichzeitig beschimpfen Sie ihn und intrigieren gegen ihn. Wo waren Sie beispielsweise vorhin, als in der Allenstreet geschossen wurde, he?«

      »Es ist geschossen worden? Davon habe ich nichts gehört. Ich war mit meinem Bericht über einen…«

      »… Pferdediebstahl beschäftigt!« unterbrach ihn der Missourier barsch. »Den Song kenne ich schon seit Jahren, Behan. Sagen Sie mir, wo Sie waren!«

      »In meinem Büro. Ich habe nichts gehört, sonst hätte ich natürlich eingegriffen.«

      Wyatt lachte hart auf. »Well, vielleicht sind Sie ja wirklich ein armer Teufel, Jonny. Aber dann geben Sie den Stern ab. Tombstone braucht keinen Sheriff. Virgil ist ja da. Und wenn er einen Helfer braucht, dann keinen Burschen wie Sie!«

      *

      Dora Earp hockte mit grauem, zerfurchtem Gesicht in der Küche, und der Lärm, den die beiden Buben machten, schien wie aus weiter Ferne an ihr Ohr zu dringen.

      »Er ist tot«, murmelte sie immer wieder vor sich hin. »Er ist längst tot. Sie haben ihn irgendwo draußen in der Savanne überfallen.«

      Es war gegen halb zehn Uhr am Abend.

      Ich muß die Kinder ins Bett bringen, dachte sie.

      Dann war ein Geräusch an der Tür.

      Die beiden Jungen saßen am Fenster und beobachteten seit ein paar Minuten schweigend den Schlaf des großen schwarzen Katers, der mit eingeschlagenen Pfoten auf der Fensterbank saß.

      Im Flur waren Schritte zu hören. Leise, federnde Schritte.

      Dora Earp sprang auf, stürzte zur Tür und riß sie auf.

      Drei Yards vor ihr, im Halbdunkel des Korridors, stand Doc Holliday.

      Die Frau starrte ihn entgeistert an und preßte die Finger in das Holz des Türrahmens.

      Dann stürzte sie dem Mann mit einem heiseren Schrei entgegen und schlang ihre mageren Arme um seinen Hals. Ein trockenes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. All die Angst und der Schmerz der vergangenen Tage und Nächte wollten aus ihr hervorbrechen.

      Der Georgier stand reglos da.

      Endlich hatte sich die Frau einigermaßen beruhigt, nahm ihre Schürze hoch und wischte sich durch die Augen.

      »Bitte,


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