Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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      Er ließ sich nicht aufhalten und holte eine neue Flasche.

      Brigger tuschelte dem Marshal zu: »Das hat gewirkt, Mister Earp. Jetzt holt er eine von der besten Sorte, die er sonst nur Weihnachten auspackt!«

      Wohl oder übel mußte Wyatt den Drink des freundlichen Mannes annehmen. Dann sagte er ihm, was ihn hergeführt hatte.

      Zio Pino verzog nachdenklich das Gesicht. »Warten Sie ab. Das ist gar nicht so einfach. Missis Blackburry hat einen Neffen, der immer draußen an den Corrals herumlungert. Der Spitzbube erzählte mir neulich, daß ein Mann, wie Sie ihn beschrieben haben, da in der Nähe vorbeiritt und ihn nach der Schafsfarm des Engländers fragte.«

      »Wo liegt diese Farm?« erkundigte sich Wyatt.

      Zio Pino legte beide Hände an die Schläfen, sann nach und erklärte dem Marshal wortreich die Richtung, in der man die Farm des Briten erreichen konnte.

      »Warten Sie hier einen Augenblick, Marshal. Ich werde rasch den Lümmel holen, damit Sie ihn selbst noch einmal fragen können.«

      Es dauerte etwa zehn Minuten, bis der Italiener mit einem kleinen barfüßigen Jungen zurückkam.

      »So, Jimmy«, sagte er. »Dieser Mann da ist Wyatt Earp. Du wirst ihm jetzt ganz genau erzählen, was du mir neulich berichtet hast, von dem Reiter, der an den Corrals vorbei aus der Stadt geritten ist.«

      Der Junge sah den Missourier aus ängstlichen Augen an und meinte dann: »Fragen Sie ihn doch selbst, Zio Pino. Er ist es doch. Er hat heute nur einen anderen Anzug an, ist besser rasiert und sieht deshalb jünger aus.« Der pfiffige Bursche rannte nach diesen Worten hinaus.

      Die große Ähnlichkeit der Earp-Brüder hatte den Jungen getäuscht.

      Der kleine Sheriff hatte inzwischen dem Wein reichlich zugesprochen und wurde richtig ärgerlich, als sich der Marshal verabschiedete.

      Auch der Italiener verstellte Wyatt den Weg und beteuerte gestenreich, daß er doch wenigstens seine Druckerei besichtigen müsse.

      Wohl oder übel mußte der Marshal auch das noch über sich ergehen lassen.

      Doc Holliday hatte sich nach dem Arzt erkundigt und fand unten in der Mainstreet den Doktor in seinem Behandlungszimmer vor.

      Es war ein alter Feldscher, der dem Georgier mit griesgrämiger Miene entgegensah und mürrisch erklärte, daß seine Sprechstunde schon vorüber sei.

      Als Doc Holliday erklärt hatte, weshalb er gekommen war, schüttelte der Arzt den Kopf. Weiterhin mürrisch, versetzte er: »Hier war ein Bursche, der eine Kopfwunde hatte, aber Ihre Beschreibung paßt nicht auf ihn. Außerdem sah er eher wie ein Wegelagerer als wie ein Marshal aus.«

      Holliday ging hinüber ins Post Office.

      Ein junger sommersprossiger Schlacks, der einen Sprachfehler hatte, meinte sofort auf die Frage des Spielers, daß er den Gesuchten unten bei dem etwas außerhalb der Stadt liegenden Boardinghouse von Joel O’Connor gesehen hatte.

      Der Gambler überlegte einen Augenblick, ob er oben bei der Cantina sein Pferd holen sollte, ging dann aber doch zu Fuß weiter.

      Luke Short hatte seine mächtige Gestalt durch den Perlschnürenvorhang der niedrigen Tür der Cantina geschoben und blickte in den Schankraum, der im Halbdämmerlicht vor ihm lag.

      Ein schwarzhaariges Mädchen mit großen Ohrringen ging barfüßig mit trägen Schritten und wiegenden Hüften zwischen den Tischen hin und her, sammelte leere Gläser und Flaschen ein, schickte diesem Gast ein Lächeln zu und zog einem anderen, der sie mit schweißiger Hand betätscheln wollte, eine Grimasse. Die Theke war umlagert von einer Reihe abenteuerlich aussehender Gestalten, die lautstark durcheinanderredeten, brüllten, lachten und schimpften.

      Es war typisch für die Grenzstadtschenke, daß sie zu dieser frühen Vormittagsstunde schon so besucht war.

      Der Texaner schob sich an die Theke heran, blieb hinter den vordersten Männern stehen und rief dem tranig dreinblickenden Wirt zu, daß er einen Whisky wünsche.

      Als der müde Salooner ihm endlich das Glas reichte, Luke es in der Hand hatte und an die Lippen setzen wollte, stieß einer der Gäste, ein vierschrötiger Bursche mit einem wahren Hundegesicht gegen den Arm des Texaners.

      Luke vermochte zwar das Glas noch aufzufangen, aber der Whisky landete auf der Schulter seines linken Nachbarn.

      Der Mann fuhr sofort herum. In seinem Kreolengesicht blitzte ein tückisches Augenpaar. Er spie dem Texaner einen wahren Wortschwall spanischer Flüche entgegen.

      Der Riese winkte ab. »Beruhige dich, Brother, ich werde einen Drink ausgeben, und wenn du dann einmal über die Straße gehst, ist dein schönes Hemd wieder trocken.«

      Aber der Kreole wollte sich nicht beruhigen. Und der hundsgesichtige Bursche, der Short das Glas aus der Hand gestoßen hatte, schimpfte mit.

      Der Texaner, der ahnte, worauf die Männer es angelegt hatten, warf ein Geldstück auf die Theke und wollte gehen.

      Da sprang ihn der Kreole von hinten an. Damit allerdings hatte er eine Riesendummheit gemacht.

      Luke schleuderte ihn mit einem Überwerfen nach vorn, daß er hart auf den lehmgestampften Boden aufschlug.

      Das schien für den hundegesichtigen Kerl das Alarmsignal zum Angriff von seiner Seite aus zu sein. Er hieb sofort einen rechten Schwinger nach dem Kopf des Fremden, wurde aber um den Bruchteil einer Sekunde vorher von einem linken Backhander des Hünen so hart im Gesicht getroffen, daß er sich zweimal um seine eigene Achse drehte, gegen die Bordwand der Theke prallte und mehrere Gläser im Sturz mit sich herunterriß.

      Da waren die anderen Männer an der Theke nicht mehr zu halten und warfen sich gleich zu viert auf den Fremden.

      Wer nun geglaubt hatte, daß dies den Untergang für den Texaner bedeutet hätte, sah sich getäuscht.

      Der texanische Goliath schlug wie ein Pferd um sich. Und wo er traf, wuchs kein Gras mehr.

      Und er traf! Nicht zum erstenmal stand Luke Short in einer solchen Situation.

      Aber dann mischten sich andere Männer ein. Sie standen von den Tischen auf, kamen aus den dunklen Spielwinkeln herbei und mischten sich in das Getümmel, um den Riesen zu fällen.

      Tische wurden umgeschmissen, Stühle polterten umher, und klirrend zersprangen Gläser und Flaschen. –

      Wyatt Earp hatte nach der Besichtigung der ›Druckerei‹ das Haus des gastfreundlichen Italieners verlassen und sah Doc Holliday die Straße heraufkommen.

      Die beiden Männer berichteten einander, was sie in Erfahrung gebracht hatten, und gingen die Straße hinauf.

      »Vielleicht hat Luke noch etwas erfahren«, meinte der Missourier. »Ob er noch in der Schenke ist?«

      Die beiden befanden sich noch etwa fünfzig Meter von der Cantina entfernt, als plötzlich mit Getöse ein Stuhl durch eine Fensterscheibe flog und gleich darauf ein Mann vorn durch die Perlschnürentür auf dem Vorbau landete.

      »Yeah«, meinte der Spieler trocken, »er ist ganz sicher noch in der Schenke.«

      Und dann rannten die beiden los.

      Kurz darauf war in der kleinen Cantina die Hölle los.

      Als der inzwischen schwer bedrängte Texaner plötzlich merkte, daß er Luft bekam, daß mehrere der olivgesichtigen Burschen um ihn herum umkippten, ohne daß er sie berührt hatte, brüllte er mit einer wahren Stentorstimme:

      »Hallo, Marshal! Willkommen in der Cantina del Sole! Und immer drauf auf die Halunken. Die Boys schreien nach Prügel!«

      Es dauerte nicht sehr lange, bis die Peons und andere Gäste einsahen, daß die Verstärkung, die der Fremde da bekommen hatte, die Gefahr, die er selbst darstellte, verdreifacht hatte. Immer mehr von ihnen krochen davon, und schon nach wenigen Minuten herrschte Ruhe im Schankraum.

      Nur der vorher so


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