Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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die Holliday in die Schenke gebracht hat, hinderte die Tramps daran, die klare Übersicht zu behalten. Außerdem sind Tom McLowery und Phin Clanton verletzt. Wenn Ike wirklich bei der Crew ist, dann geschieht zunächst nichts. Ich kenne den Burschen genau. Er wartet auf uns.«

      Der Tex lachte. »Da kann er lange warten.«

      »Eben. Und wir haben eine Chance, uns von dem langen Ritt etwas auszuruhen.«

      Als eine volle Stunde vergangen war, in der Cantina immer noch kein neues Licht angezündet wurde und auch sonst alles auf der Straße ruhig blieb, stand Doc Holliday von der steinernen Stiege auf und kam an das Tor.

      »Ike wartet auf den Tag«, sagte er leise.

      Der Missourier nickte.

      »Ist das günstig für uns?« wollte der Texaner wissen.

      Die beiden schüttelten die Köpfe.

      »Nein«, erklärte der Marshal, »in Anbetracht der Tatsache, daß Ike Clanton möglicherweise acht, zehn oder gar noch mehr Leute bei sich hat, ist die Nacht unser Bundesgenosse. Wir warten noch eine halbe Stunde, und dann handeln wir.«

      »Well«, entgegnete der Texaner. »Und wie haben Sie sich das gedacht? Wollen wir den Laden drüben stürmen?«

      Holliday lachte in sich hinein. »Das wäre ein Fressen für die Boys.«

      Wyatt, der unentwegt an der Bretterlücke Wache gehalten hatte, flüsterte dem Texaner zu: »Wir müssen das Anwesen hier zur anderen Seite hin verlassen und werden dann aus drei verschiedenen Richtungen versuchen, festzustellen, wo sich die Bande aufhält.«

      Doc Holliday machte sich aus einem Seitenfenster des Hauses davon. Luke Short stieg hinten über die Fenz, und der Marshal stand noch bei dem offenbar ständig zitternden Sheriff und schärfte ihm ein: »Sie haben niemanden gesehen. Ist das klar?«

      Der Sheriff nickte. »Ja, Sie können sich auf mich verlassen, Marshal. Aber ziehen Sie mich bitte nicht in den Fight. Ich habe eine Frau und vier Kinder…«

      Virgil hatte er weder gesehen noch etwas von ihm gehört. Wyatt hatte sich natürlich sofort danach erkundigt, als er das kleine Office des Sheriffs betreten hatte.

      Jetzt stieg er hinten aus einem Fenster, setzte mit einem federnden Satz auf den sandigen Boden auf und schlich im weiten Bogen durch die kleinen Gassen um die Mainstreet herum, bis er von Westen her hinter die Häuser der Straßenseite kam, auf der die Schenke lag.

      Er hatte eines der kleinen weißgetünchten Adobehäuser vor sich, an das hinten ein niedrig ummauerter Hof anschloß.

      Ein Hund kam leise jaulend auf ihn zu.

      Wyatt kraulte dem struppigen Tier das Fell und flüsterte ihm ein paar beruhigende Worte zu. Langsam trottete das Tier davon.

      War es der sechste Sinn des Marshals, der ihn jetzt, als er an der Rückfront eines grauen Steinhauses entlang vorwärtshuschte, zu größter Lautlosigkeit mahnte?

      Kaum hatte er die Ecke erreicht, als er ein leises Knirschen hörte, das nur von einer Stiefelsohle auf dem Sand verursacht werden konnte.

      Wyatt hatte sofort seinen großen Buntlinke Special in der Linken, preßte sich dicht an die Wand und lauschte.

      Da, wieder hörte er das gleiche Geräusch.

      Kein Zweifel, gleich um die Ecke stand ein Mann.

      Der Missourier konnte nicht wagen, weiterzuschleichen, da der andere das Geräusch seiner Schritte ebenso hören mußte, wie der Marshal ihn gehört hatte.

      Aber länger warten durfte er auch nicht. Mit zwei federnden Sprüngen war er um die Ecke herum.

      Da stand ein Mann und starrte ihn aus großen Augen an.

      Wyatt erkannte ihn sofort.

      Es war der Messerwerfer Frank Stilwell.

      »Wyatt Earp!« entfuhr es dem Banditen tonlos.

      »Yeah.«

      Der Bandit stieß seine Rechte zum Gurt.

      Da fuhr ihm die linke Faust des Marshals krachend zum Schädel.

      Stilwell knickte in sich zusammen.

      Wyatt bückte sich und lauschte.

      Es blieb alles still.

      Da zerrte er dem Besinnungslosen den Hosengurt vom Leib und fesselte ihm damit die Hände. Mit dem Halstuch band er dem Tramp die Füße zusammen. Dann zog er ihn um die Ecke herum und fertigte aus Stilwells Taschentuch einen kunstgerechten Knebel.

      Es war also so, wie der Missourier vermutet hatte: Ike Clanton dachte nicht daran, in der Nacht anzugreifen; er wollte den Morgen abwarten. Und offensichtlich hatte er rund um sein Lager herum Wachen aufgestellt.

      Wyatt ließ den Outlaw liegen und huschte zu dem nächsten Haus hinüber. Es stand seitlich hinter der Cantina. Und wenn Ike Clanton so gerechnet hatte, wie der Marshal vermutete, da mußte dort auch ein Posten stehen.

      Wyatt legte sich auf den Boden und kroch von der Hauswand ein Stück weg in den tiefen Schlagschatten eines Wagenüberdaches.

      Als er den vorderen Rand des Schattens erreicht hatte, sah er drüben an der Wand die dunkle Gestalt eines Mannes an der Mauer lehnen.

      Lautlos richtete der Marshal sich auf.

      Höchstens sieben Yards trennten ihn von dem Mann, den er jetzt auch an der Haltung erkannte: Es war Indian Charly.

      Leise raunte er: »Charly!«

      Der Bandit fuhr herum.

      Knackend schlug ihm ein Geräusch entgegen, das das Spannen eines Revolverhahns verursacht.

      »Hör gut zu, Charly. Hier steht Wyatt Earp. Wenn du auch nur den geringsten Laut von dir gibst, bist du in weniger als einer Sekunde bei deinen Vätern.«

      Der Verbrecher stand starr vor Schrecken da. Dann sann er fieberhaft nach einem Ausweg.

      Aber Wyatt Earp kam schon auf ihn zu.

      Indian Charly starrte ihm mit glimmenden Augen entgegen.

      Wyatt stieß ihm den Revolverlauf in die Seite. »Du wirst mich ein kleines Stück begleiten, Amigo.«

      »Wohin?«

      »Das wird sich finden. Weißt du, ich liebe es, um diese Zeit einen kleinen Mondscheinspaziergang zu unternehmen.«

      »Mondschein…? Es ist doch aber gar kein…«

      »Nein? Schadet nichts. Es geht auch ohne Mond! Vorwärts!«

      Sie gingen drei Schritte nebeneinander her auf den tiefen Schatten des Wagendaches zu.

      Plötzlich warf sich der Tramp zur Seite.

      Ein Messer blinkte in seiner Faust.

      Wyatt hatte keine Wahl. Knallhart war der linke Uppercut, der den Kinnwinkel des Verbrechers traf.

      Auch dieser Posten war erledigt.

      Wyatt ließ ihn wohlverschnürt und an einen Dachpfeiler des Schuppens gebunden liegen.

      Aber leider sollte es nicht so lautlos und gut weitergehen.

      Der Missourier schlich im Halbkreis bis in den Rücken der Cantina. Ein weiter Hof schloß sich an das flache Schankhaus an, umgeben von einer niedrigen, halbzerfallenen Mauer.

      Der Marshal wägte eben den verwegenen Gedanken ab, in den Hof zu steigen, als von rechts ein Schatten hochschnellte und sich ihm entgegenwarf.

      Er wich mit einer winzigen Körpertäuschung zur Seite, hörte aber durch den keuchenden Atem des Angreifers nicht das Geräusch hinter sich.

      Ein zweiter Gegner sprang ihn von hinten an, riß einen schweren Gegenstand hoch, um ihn dem Missourier an den Schädel zu schmettern.

      War es der Stern, unter dem der Gesetzesmann Wyatt Earp seinen Weg machte?


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