Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Nur um anderthalb Inches verfehlte der furchtbare Hieb sein Ziel und sauste pfeifend auf die rechte Schulter des Marshals nieder.

      Instinktiv hatte der Getroffene den linken Fuß hochgerissen und den Gegner so schwer im Leib getroffen, daß der mit einem schrillen Aufschrei niedersank.

      Der erste Angreifer, der im Hechtsprung an ihm vorbeigeflogen war, sprang ihn wieder an.

      Mit einem Messer.

      Wyatt wirbelte in einer halben Pirouette herum und hieb ihm einen knackenden Handkantenschlag gegen den Hals.

      Der Mann war gefällt.

      Der andere, der noch am Boden kniete, zog seinen Colt.

      Wyatt konnte ihm die Waffe im letzten Moment aus der Hand treten und hatte dann selbst seinen Revolver in der Hand.

      »Ganz still, Boy, sonst stehst du nie mehr auf!« herrschte er ihn an.

      Jetzt erst spürte er den Schmerz in der rechten Schulter.

      Der Mann am Boden ächzte.

      Blitzschnell war Wyatt über ihm, preßte ihm den Mund zu, riß ihm das Halstuch ab und schob es ihm zwischen die Zähne. Dann fesselte er ihm mit dem Hosengurt die Hände und schnallte ihn mit dem Revolverriemen an einem Baum fest, der vor der Hofmauer stand.

      Der andere lag leise stöhnend an der Erde.

      Wyatt verschnürte ihn wie die anderen, fesselte ihn und band ihn ans Tor fest.

      Die beiden Männer, deren Überfall er eben im allerletzten Augenblick nur durch seine Gewandtheit und seine Schnellkraft entgangen war und die er statt dessen überwältigt hatte, waren ihm unbekannt.

      Die Sache begann schwierig zu werden.

      Der Schmerz strahlte jetzt von der Schulter in Wyatts rechten Arm aus.

      Er setzte sich auf die Mauer und massierte den Arm.

      Noch überlegte er, ob er in den Hof steigen sollte, als von der linken Mauerecke, die etwas höher war als die übrige Fenz, ein Mensch hochschnellte.

      Ein Schuß zerriß die Stille der Nacht.

      Wyatt hatte sich sofort zu Boden geworfen und im Fallen zurückgeschossen.

      Der Mann drüben brüllte auf und torkelte zurück.

      Da bellten von der anderen Mauerecke hinter Wyatt zwei Schüsse los.

      Die Geschosse stoben wie wütende Hummeln dicht über den Schädel des Missouriers.

      Sein Hut war zur Seite gerollt und lag wie ein schwarzes Loch im weißen Sand.

      Wyatt schoß. Dann federte er hoch, feuerte noch einmal auf einen dritten Gegner, der ebenfalls hinter seinem Rücken an der niedrigen Mauerecke aufgetaucht war, jumpte hoch und ließ sich hinter die Mauer fallen.

      Er hätte aufschreien mögen vor Schmerz, so hart schlug er auf den ohnehin stark schmerzenden rechten Arm auf.

      Damned, die rechte Schußhand fiel also aus.

      Geräuschlos lud er den Buntline-Revolver nach.

      »Jim!« zischte einer der Männer vor der Mauer.

      »Yeah…?«

      »Er ist im Hof.«

      Wyatt robbte zurück, um die Stelle zu verlassen, an der er über die Mauer gesprungen war.

      Und schon knatterten drei Schüsse von der Längsmauer genau dorthin, wo er gerade gelegen hatte.

      Seine Lage war höllisch.

      Der Hof war mit großen weißen Steinen ausgelegt, so daß ihn jeder, der über die Mauer sah, sofort erblicken konnte. Sie konnten ihn hier mit den Kugeln jagen wie einen Hasen.

      Da, wieder klatschten zwei Geschosse in den Hof, schlugen von den Wänden ab und jaulten als Querschläger davon.

      War vorhin die Mauer Wyatts Rettung gewesen, so erwies sich der Hof jetzt als mörderische Falle.

      Hinter sich hörte er ein Knirschen an der Mauer des Gesteins, erblickte für einen Moment die Konturen einer Hand und handelte blitzschnell. Er nahm den Buntline zu dem anderen Revolver in die Linke, zuckte hoch, packte die Hand und riß den Mann über die Mauer in den Hof.

      Da peitschten von drüben zwei Schüsse herüber.

      Es gab keinen Aufschlag, kein Klatschen in der Mauer und keine heulenden Querschläger: Die Banditen hatten ihren eigenen Mann getroffen.

      Wyatt ließ ihn los und jumpte über die Mauer, war jetzt auf der anderen Längsseite des Hofes, wähnte sich schon in Deckung und sah vorn von der Straße her zwei Männer herangelaufen kommen.

      Hell and devils! Kam er denn aus dieser Falle nicht mehr heraus?

      »Da hockt er!« schlug ihm die rostige Stimme Curly Bills entgegen. »Drauf! Es ist einer von ihnen!«

      Der Missourier kniete drei Yards neben der Mauerecke. Was sollte er tun? Sich zurückwerfen? Um die Ecke herumspringen?

      Sinnlos! Sobald er um die Ecke herumkam, war er im Feuerbereich der beiden Outlaws, die drüben hinter der anderen Kante standen.

      In den Hof zurück? Ebenso sinnlos.

      Er mußte sich Curly Bill und dem anderen entgegenwerfen.

      Er schnellte hoch und kam an eine hölzerne Schuppenwand, die mit der Steinmauer zusammen eine enge Gasse bildete.

      Glücklicherweise waren die Bretter dunkel und zeichneten seine Konturen nicht ab.

      Das war sicher auch der Grund, weshalb Curly Bills erste Kugel fast anderthalb Yards vor ihm in die Bretter schlug.

      Dann schoß der andere Mann, der hinter Curly Bill war. Wyatt sah es an den Mündungsblitzen.

      Die beiden Geschosse saßen noch kürzer als Curlys Kugel in der Bretterwand.

      Ein, zwei, drei, vier und der Mann im Hof fünf, dazu die beiden, mit denen er sich vorn vor der Mauer geschlagen hatte, das waren sieben Männer. Ike Clanton hatte also ein starkes Aufgebot um sein Camp gestellt. Es stand für Wyatt nun fest, daß die Clantons also tatsächlich in der Cantina steckten.

      Von dem Augenblick an, da er von den beiden ihm unbekannten Banditen vor der Mauer angefallen war, bis zu dem Moment da Curly Bill Brocius seinen zweiten Schuß auf ihn abgab, der den Missourier jedoch nicht traf, war nur eine ganz winzige Zeitspanne vergangen.

      Die Schießerei jedenfalls hatte kaum mehr als anderthalb Minuten gedauert, und noch hatte er vier Desperados gegen sich, auf engstem Raum, und nur der dunkle Bretterzaun bot ihm eine geringe Tarnung.

      Wenn er schoß, sahen vier Augenpaare am Mündungsblitz, wo er stand.

      Aber der Missourier konnte hier nicht stehenbleiben. Jeden Augenblick konnten vorn aus dem Haus noch mehr Gegner kommen. Noch fehlte Billy Claiborne, die gefährlichen McLowerys und die beiden Clantons selbst. Die beiden Männer drüben hinter der Mauer hatte er vorhin leise miteinander sprechen hören. Es war spanisch gewesen. Und weder die beiden McLowerys noch die Clantons beherrschten diese Sprache so gut, daß sie sich in einer solchen Situation darin unterhalten konnten.

      Noch nicht fünf Sekunden stand Wyatt an dem Bretterzaun, und schon kam oben von der Straße her ein weiterer Mann und brüllte: »Curly?«

      Frank McLowery! Es war unverkennbar seine Stimme.

      Wyatt preßte die Zähne zusammen und duckte sich nieder.

      Vielleicht hatte Frank, der auf der rechten Gassenseite ging, seine Silhouette gegen den sandigen Boden gesehen. Jedenfalls riß er seinen Colt aus dem Halfter und feuerte von der Hütte her.

      Der Marshal schoß im gleichen Augenblick zurück.

      Der gefährliche Bandit zuckte wie unter einem Peitschenschlag zusammen und taumelte gegen den Bretterzaun.

      Dafür aber hatten Curly Bill und


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