RUN - Sein letzter Deal. Douglas E. Winter

RUN - Sein letzter Deal - Douglas E. Winter


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du mal die Tasche?

      Juan E runzelt die Stirn und ruft zu dem gelben Nigger hinüber:

      Yo, G.

      Wasnlos?, fragt der gelbe Nigger, schiebt sich die Sonnenbrille auf der Nase herunter und sieht Juan E an, als hätte der nach der Uhrzeit gefragt. Seine Augen bestehen aus blauen Schlieren. Der Kerl ist entweder bis oben zugedröhnt oder hat seit drei Tagen nicht mehr geschlafen.

      Juan E fragt: Und?

      Und der gelbe Nigger macht einfach diese blauen Augen wieder zu, schiebt sich die Sonnenbrille darüber, und ich will verdammt sein, wenn das kein Lächeln ist, und sagt: Lass Mr. Kruikshank seine Arbeit machen.

      Juan E nickt CK zu, CK sagt was zu Mackie, und Mackie macht sich auf den Weg hinaus zum Parkplatz. Alle anderen stehen herum und schauen sich an, während der gelbe Nigger noch mehr von den Innenseiten seiner Sonnenbrille in sich aufsaugt. Schließlich ist Mackie mit einer sperrigen Kleidertasche zurück und zieht nach einem weiteren Nicken von CK den Reißverschluss auf und kippt den Inhalt auf dem Bett aus. Das sind 'ne ganze Menge Schießeisen.

      CK erklärt ihnen, dass das ein kleines Geschenk sei und sagt: Hier, damit könnt ihr wieder ein paar Kopfschüsse verteilen.

      Dafür ernten wir jetzt reihum freudige Gesichter, und vielleicht gibt's ja später sogar noch Snacks.

      Während seine Homies mit Aaaahs und Ooohs beschäftigt sind, bleibt der gelbe Nigger weiter gelangweilt. Damit steigt er eine Stufe weiter auf meiner persönlichen Leiter hinauf. Ich hätte auch keines von diesen Mistdingern angerührt. Aber wir verkaufen die wie bekloppt, besonders in der Innenstadt. Die Gangs lieben diese Waffe. Das ist die Cobray M-11/9, von den gleichen ehrbaren Staatsbürgern hergestellt, die auch den Street Sweeper verbrochen haben. Ein Brocken schwarzen Stahls, der ungefähr so viel wiegt wie ein Neugeborenes. Die M-11/9 ist der Nachkomme der MAC-10, die ein kleines Prachtstück ist, gesegnet sei Gordon Ingram. Eine Cobray kauft man aber wegen ihres Aussehens, und das ist böse. Sie ist der Frankenstein unter den vollautomatischen Waffen, jene Waffe, die die Achtziger beherrschte. Man verkauft sie zwar als Halbautomatik – einmal abdrücken, ein Schuss – aber mit ein paar schnellen Handgriffen, nur ein paar Minuten, wenn man den richtigen Typen kennt oder das richtige Buch zur Hand hat, kann dieses kleine Monster zweiunddreißig Schuss in zwei Sekunden rausballern. Dafür tritt das Mistding auch wie ein Pferd aus, wenn man abdrückt. Man braucht beide Hände dafür. Zielen, so viele Schüsse abgeben, wie man nur kann, und beten, dass man etwas getroffen hat, bevor sie sich verklemmt.

      CK sagt an Juan E gewandt: Wir müssen uns unterhalten. Sie verschwinden zur Tür hinaus, Freunde fürs Leben, mit Mackie und Headband im Schlepptau, und ich bleibe hier in einem Zimmer voller übler Jungs mit ihren neuen Waffen zurück, ganz zu schweigen von den alten.

      Womit ich wieder an der Reihe wäre. Also sage ich zu dem gelben Nigger:

      Hör mal, mein Freund, wenn wir erst mal in NYC sind, dann bleibst du an mir dran.

      Ach ja?, fragt er, ohne die Augen von dem Fernseher zu nehmen. Sagt wer?

      Du selber.

      Wirklich?, fragt er, und dieses Mal setzt er seine Sonnenbrille ab und starrt mich auf eine Weise an, die mir sagen soll, dass ich kurz davor bin, eine Linie zu übertreten. Als ob Psychos eine solche Linie überhaupt kennen würden. Eine gerade, meine ich. Eine, die man erkennen und auch respektieren kann.

      Und ob, sage ich und halte es für das Beste, wenn ich ihn gar nicht erst zu Wort kommen lasse. Er braucht nicht erst zu fragen, warum, denn ich werde es ihm erklären:

      Weißt du, fange ich an, ich sehe das so. Wenn du in NYC bist und erst in irgendeinem Gebäude sitzt, in einem Truck herumlungerst und dir Gedanken wegen der ganzen Knarren und dem Geld machst und jemand neben dir sitzt, der nicht aus deiner Crew ist, und dieser Jemand noch nicht mal … also, sagen wir, dieser Jemand ist ein Weißer. Nun, dann möchtest du gern diesen einen weißen Typen auf der Welt dabeihaben, von dem du glaubst, dass er weiß, was er tut.

      Ach ja? Du kannst mich mal, lässt er mich wissen und wendet sich wieder dem Fernseher zu.

      Das ist der Moment, wo ich die Waffe ziehe und ihm die Glock direkt an die Schläfe drücke. Renny, rufe ich, und als ich mich umsehe, will ich verdammt sein, wenn Two Hand nicht gerade ein Magazin in eine der Cobrays schiebt und sie auf die anderen im Zimmer richtet.

      Ruhig bleiben, Leute, sagt er. Das könnte sonst verdammt wehtun.

      Die Augen des gelben Niggers weichen nicht von dem Fernseher. Schließlich sagt er:

      Wenn du das Ding ziehst, solltest du es auch besser benutzen.

      Werde ich auch, verrate ich ihm. Es sei denn, du sagst deinem Homie im Bad, dass er seine Waffe auf den Boden legen und herauskommen soll.

      Da fängt der gelbe Nigger an zu grinsen und schwenkt die hinter der schwarz getönten Brille versteckten Augen vom Fernseher zu mir herum.

      Du bist ja verrückt, sagt er. Da ist keiner drin.

      Genau, sage ich. Und Schweine scheißen nicht, und du hast auch keinen Revolver in der unteren linken Tasche in deiner Jacke. Wieso legst du nicht einfach deine Hände in den Schoß, wo ich sie sehen kann? Schön langsam … schön langsam. Gut, sehr gut. Und jetzt zu deinem Kumpel da im Bad. Was hat er dabei? Für einen Job wie diesen sollte es besser eine Schrotflinte sein. Ich persönlich mag die Mossberg. Die Remington ist nicht schlecht, aber ich mag die Mossberg lieber. Und soll ich dir was sagen? Ich hab dein kleines Video gesehen, von der Sache bei der First Union. Und wo ich jetzt so drüber nachdenke, scheinst du auch die Mossberg zu bevorzugen.

      Der gelbe Nigger kneift die Lippen zusammen. Vielleicht soll das ein Lächeln darstellen. Vielleicht aber auch nicht.

      Also, sage ich, los geht's!

      Da ruft er: Yo, Hitter. Nimm die verdammte Flinte runter und beweg deinen Arsch hier raus.

      Die Badtür geht auf, und Two Hand schwenkt die Cobray auf den Lichtstreifen. Hände hoch und raus da, sagt er. Und heraus kommt ein drahtiger, fies aussehender Kerl. Mit erhobenen Händen.

      Danke sehr, sage ich zu dem Hitter-Typen. Setz dich einfach da drüben aufs Bett zu deinen Freunden.

      Nachdem er dort sitzt, nehme ich die Glock herunter und den Finger vom Abzug. Ich drehe sie in der Hand herum, sodass der Griff nach vorn zeigt, und reiche sie dem gelben Nigger. Er blinzelt nicht mal, nimmt meine Pistole und zielt damit direkt auf mich. Ich kann das Geräusch hören, dieses kaum wahrnehmbare Klicken, in etwa wie bei einer Kamera, als der gelbe Nigger die Abzugssicherung an der Glock betätigt, meiner Glock, und mit fünfzehn Überschallgeschossen auf die Steuerbordseite meines Schädels zielt.

      Ich sage: Ich kann es nicht leiden, wenn Leute mit Pistolen auf mich zielen. Schätze, da geht es dir ähnlich.

      Ich drehe mich zu Renny um und sage: Nimm das Magazin raus und die Waffe runter.

      Dann sehe ich zu seinen Homies und sage: Euer Mann hier kann mich abknallen. Aber das wird er nicht. Es gibt einen Grund, warum er mich nicht erschießen wird, und einen guten dazu. Das ist der gleiche Grund, warum auch ich ihn nicht umgebracht habe, obwohl ich es gekonnt hätte, ihr habt es gesehen, ich hätte sein Gehirn zu Mus machen können, und mein Freund hier hätte euch den Cha-Cha-Cha zu heißem Blei tanzen lassen können, und danach wären wir einfach runter zu Denny's spaziert und hätten uns Pfannkuchen bestellt.

      Also, ich hätte ihn erschießen können und habe es nicht getan. Wir hätten euch umlegen können und haben es nicht getan. Wir hätten verdammt noch mal zu Denny's gehen können und haben es nicht getan.

      Und warum nicht? Weil wir keinen Streit mit euch haben. Es gibt keinen Grund, uns mit euch anzulegen. Es gibt überhaupt nur einen einzigen Grund, warum wir uns mit euch zusammentun, und der lautet Geld.

      Ich sehe aufs Bett.

      Okay, es gibt noch einen anderen Grund. Waffen.

      Dieser Mann, Kruikshank, der gerade mit Juan E draußen ist, das ist der Mann, der euch beides beschaffen wird. Ich bin der Kerl,


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