RUN - Sein letzter Deal. Douglas E. Winter

RUN - Sein letzter Deal - Douglas E. Winter


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geht es bei Aktien nicht. Klar, billig einkaufen, teuer verkaufen, aber das klappt nicht oft genug, um ganz vorn mitzuspielen. Worum es eigentlich geht, ist die lange Distanz. Was bedeutet: Die Gewinner sind diejenigen, die wissen, wie man den verdammten Tiger reiten muss.

      Man muss dabeibleiben, und wenn man dabeibleibt, muss man streuen. Das ist das ganze Geheimnis. Also, ich handle natürlich mit Aktien, und im Moment spiele ich mit diesen bekloppten Biotech-Geschichten herum. Wer weiß, vielleicht erfinden die in einer dieser affenmordenden Denkfabriken ja ein Heilmittel gegen AIDS und ich werde reicher als ein Saudi. Aber das ist nur eine Nebenwette, die mache ich zum Spaß.

      Die, mit denen ich gewinne, mein Freund, sind die, die man unter Diversifikation versteht. Ein breit gestreutes Portfolio. Ich habe Paramount. Ich habe U.S Steel, Glaxo. Ich habe Lockheed Martin; Scheiße, Mann, die stehen aktuell bei fünfundvierzig Dollar, aber ich wette, dass die in drei Jahren wieder ihre hundert Dollar wert sind. Bell Atlantic. Sogar ein paar fragwürdige internationale Sachen. Ich habe Geld in Gold angelegt, in Termingeschäfte, in Kommunalobligationen.

      Und es hat einen Grund, wieso ich dir das erzähle, Lane.

      Schon klar, sage ich. Glasklar, Jules. Nach allen Seiten absichern. Streuen. Du willst mir also erzählen, dass die beiden Schmuddelkinder da draußen Paramount Pictures sind?

      Okay, vielleicht bin ich damit etwas zu weit gegangen. Jules zieht das Messer aus dem Schreibtisch und hält mir die Spitze entgegen.

      Setz dich hin und halt die Klappe.

      Jules, ich–

      Setz dich hin, setz dich genau dort auf den Diwan und halt deine verdammte Klappe.

      Ich tue, was der Mann mir sagt. Als ob ich eine Alternative hätte.

      Was wir dort draußen haben, ob es dir nun gefällt oder nicht, ist Geld, erklärt er mir. Bare Münze. Das ganz große Geld.

      Jules, setze ich an. Nicht falsch verstehen, okay? Aber was wir da draußen haben, sind ein paar Typen, die so viel Geld haben, dass sie ihre Klamotten vom Grabbeltisch kaufen müssen. Was sind das überhaupt für Kerle?

      Er antwortet nicht, wirft mir einfach nur diesen leeren Blick zu, und dann trifft es mich wie ein Blitz.

      Nein, Jules.

      Aber sein Blick sagt alles: Doch, doch, doch.

      Oh, Scheiße. Ich springe von dem Diwan. U Street?

      Renny Two Hand klinkt sich mit ein, und der Junge hat echt Eier, muss man ihm lassen, und sagt: Nicht die U Street Crew, Mr. Berenger.

      Sag es, Jules, fordere ich ihn auf. Sag es: Nein, auf keinen Fall.

      Seine zusammengepressten Lippen sagen alles. Es ist die U Street, alles klar. USC. Dann wiederholt er noch einmal seine letzten Worte.

      Das ganz große Geld.

      Der Raum scheint gefährlich Schlagseite zu bekommen.

      In Ordnung, sage ich. Alles klar, Jules. Das ganz große Geld, verstehe. Drogengeld. Bandengeld. Verdammt heißes Geld.

      Aber wie sollen wir–?, fängt Renny an zu fragen.

      Dann unterbricht er sich, denn niemand beachtet ihn. Er verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich gegen die Wand. Ich bin wieder dran.

      Wie viele?

      Also, der Boden schwankt definitiv.

      Wie viele, Jules?

      Die beiden, sagt er. Und noch ein paar mehr. Ihr trefft euch in New York. Das ist keine große Sache, Lane. Das ist ein Kinderspiel. Das ist sicheres Geld auf der Bank. Und sie werden dafür sorgen.

      Dann–

      Jetzt hör mir gut zu. Der kleinere von beiden, der mit dem Lappen auf dem Kopf? Das ist DeJuan Wilkes. Du wirst ihn Juan E. nennen. Oder Lil D. Noch besser wäre es, wenn du ihn Mr. Wilkes nennst. Er ist Doctor D's Halbbruder.

      Oh Scheiße, sage ich genauso zu mir selbst wie zu ihm, und dann fügt Jules hinzu:

      Der andere aber, der bedeutet Ärger.

      Der andere? Wenn der erste der Halbbruder von D.C.'s selbst ernanntem König der Straße ist, Deacon Bailey, Doctor D – und das D für Death steht – wie kann dann der andere Ärger bedeuten?

      Der Gelbe ist der echte Gangster von beiden. Erinnerst du dich an den First Union Raub?

      Natürlich erinnere ich mich an den Bankraub in der First Union. So wie die meisten Leute, die in oder um die Hauptstadt herum leben. Blutbäder vergisst man nicht so leicht. Besonders die von der Sorte, die von den Sicherheitskameras in Farbe aufgenommen und mindestens eine ganze Woche lang bei CNN zu sehen waren. Als der First Union Raub vorbei war, belief sich die Zahl der Toten auf zwei Wachleute, einen Kassierer, einen Kunden und einen armen Teufel, der zufällig draußen auf der Straße vorbeilief, um mit seinem Hund Gassi zu gehen. Zwei Täter in Skimasken, einer mit einer MP40, der andere mit einer Mossberg Pumpgun bewaffnet, stürmten am helllichten Tag eine Filiale der First Union Bank unweit des Capitol Buildings und buchten unerlaubt eine Summe von 40.000 Dollar ab. Bei der Verfolgungsjagd danach erwischte die D.C. Police einen von ihnen, ganze vierundsiebzig Mal sogar, ausgehend von dem, was von seinem durchlöcherten Impala am Ende noch übrig war. Der andere entkam.

      Und jetzt will Jules mir erzählen, dass genau der direkt da draußen vor unserer Tür sitzt.

      Wenn der loslegt, Gentlemen, solltet ihr besser nicht in seiner Nähe sein. Aber das wird nicht passieren, oder? Hab ich recht, Lane? CK?

      Nein, Sir, verspricht CK ihm. Ich meine, ja, Sir, das wird nicht passieren.

      Jules nickt ihm gelangweilt zu, als wären das alles die Nachrichten von gestern.

      Okay, dann mach du dich schon mal mit unseren neuen Geschäftspartnern bekannt. Ansonsten wäre es das. Außer für dich, Lane. Wir müssen uns unterhalten. Also … Gentlemen?

      Die Party ist vorbei. CK und die restlichen Jungs sind entlassen, und Jules ist der Meinung, dass es für heute reicht mit dem Herumschnitzen. Er starrt auf die Klinge hinunter, mit der die Welt in zwei Teile geschnitten werden kann. Dann räumt er das Messer weg, kommt zu mir herüber und macht die Arm-über-die-Schultern-Nummer.

      Burdon, sagt er.

      Du warst immer ein guter Soldat.

      Und im Moment brauche ich einen Soldaten.

      Einen guten Soldaten, sagt er.

      Die Worte sind das eine. Wie er sie sagt, etwas anderes. Sie sind so verlogen wie der Kuss einer Hure. Aber ich höre ihm zu und versuche auch so auszusehen, als ob ich ihm zuhöre, und dann beginnt es mir zu dämmern.

      Wie alle guten Zuhälter und Dealer hat die U Street Crew zweifellos jede Menge Kohle, aber das Geld ist schmutzig, und was brauchen sie am dringendsten? Waffen.

      Also hat Jules Doctor D einen Deal vorgeschlagen: Nicht nur für Waffen, sondern für Waffen und einen kleinen Geldwäsche-Service … mehr Waffen und noch mehr Geld. Sauberes Geld. Er nimmt ein paar von Doctor D's Soldaten mit auf die Reise nach Norden, um die Käufer, diese New Yorker Brüder, die sich selbst die 9 Bravos nennen, auf Abstand zu halten. Die Bravos interessiert das nicht, und es macht ihnen auch keine Angst. Aber wenn irgendetwas schieflaufen und einer der U Street Crew draufgehen sollte, dann haben die sich einen Krieg eingehandelt. Was bedeutet, dass Jules für lau Schutz bekommen wird.

      Ein kleiner, feiner Plan.

      Aber andererseits auch etwas zu viel von einem Plan für einen Deal, der eigentlich ein Routinejob sein soll.

      Wir sind schon fast an der Tür, da sagt Jules noch: Ich seh dich dann bei der Hochzeit.

      Das kommt wie aus dem heiteren Himmel, und ich weiß nicht, was er meint. Also frage ich:

      Welche Hochzeit?

      Am Sonntag?, sagt er.

      Und dann fällt es mir wieder ein. Die Einladung. Zur Hochzeit. Seine


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