Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


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die harte Stimme des Boß’ von den Büschen herüber: »Macht die Gäule los!«

      Die drei Banditen schirrten sofort die Pferde aus.

      Einen Augenblick nur standen die Tiere zitternd da, dann besannen sie sich und stürmten wie von Teufeln gejagt davon.

      Der Riese schickte ihnen ein heiseres »Heiooh!« nach und trat dann an die umgestürzte Kutsche. Mit der Linken riß er den Wagenschlag auf, in der Rechten hatte er noch den Revolver.

      Plötzlich fuhr er zurück, steckte den Colt ins Halfter und zog sich das Tuch vom Gesicht. Langsam wischte er sich mit der Hand über den Mund und stieß einen dünnen Pfiff durch eine Zahnlücke aus. »Bist du wahnsinnig!« brüllte der Boß aus seinem Versteck heraus. »Willst du uns alle an den Galgen bringen!«

      Hastig knotete der Hüne sich wieder das Tuch vor das Gesicht.

      Oben aus der hochgeschlagenen Tür der Kutsche kam der Kopf einer jungen Frau heraus. Sie hatte ein bildschönes blasses Gesicht mit dunklen Augen. Sie hob den Kopf und sah die Banditen mit angstgeweiteten Augen an. Dann entdeckte sie plötzlich den Toten im Straßenstaub. Ihr Gesicht wurde aschgrau und ihre Augen starr.

      Der Hüne hatte seine Verwunderung geschluckt, trat wieder an die Kutsche heran und griff nach der Frau.

      Sie schrie auf.

      Der Mann zerrte sie hinaus und ließ sie auf den Boden nieder. Aber er hatte seine klobigen Fäuste noch um ihre Oberarme gekrallt und stierte ihr ins Gesicht.

      Aus der Kehle der jungen Frau rang sich ein heiserer Schrei.

      »Dunc!« zischte der Boß. »Laß sie los! Ich bin nicht daran interessiert, mir einen US-Marshal auf den Hals zu locken!«

      »Sucht die Karre durch!« schnarrte die Stimme des Boß’ wieder los.

      Und jetzt kam Leben in die Gestalten.

      Dunc schwang sich auf die Kutsche hinauf und blickte in den offenen Wagenschlag hinein. »Heavens! Hier gibt’s ja noch so ein Gespenst! Komm raus, Süße!«

      Wieder erschien der Kopf einer Frau.

      Dunc fuhr zurück. »Goddam, das ist ihre Mutter!«

      Der riesige Dunc packte die Frau am Arm, zerrte sie hoch und schob sie vom Wagen.

      Sie landete zum Gespött der Männer auf dem Boden, richtete sich sofort auf und blickte mit wachsbleichem, besorgtem Gesicht auf die junge Frau.

      Die Rustler machten sich geräuschvoll an die Durchsuchung der Overland. Weil sie nichts fanden, rissen sie vor Wut die Sitzpolster heraus und schleuderten sie auf die Straße.

      Ein Polsterstück traf die ältere Frau am Kopf. Sie brach sofort zusammen, ohne einen Laut von sich zu geben.

      Der Maskierte in den Büschen zischte: »Idioten! Wenn ihr weiter nichts könnt, dann sattelt gefälligst um!«

      Dunc hatte im Paketraum zwischen den Rädern zwei Postsäcke gefunden, die er aufriß. Er schleuderte den Inhalt auf die Straße, trampelte wütend darauf herum und schob seinen gewaltigen Schädel erneut in den Paketraum.

      Ein hartgesichtiger blonder Bursche mit kalten pulvergrauen Augen riß das Polster vom Kutschbock, trat die Bordwand ein und blickte in den Sitzkasten. Enttäuscht hob er den Kopf und sah zu dem Gebüsch hinüber, in dem der Boß wartete.

      »Was ist los, Dunc?« rief der.

      »Es ist nichts da, Boß!«

      »Das kann doch nicht sein!« Fast hätte der Boß seinem Rappen die Sporen gegeben und wäre auf die Straße gesprengt. Im letzten Augenblick besann er sich und hielt inne.

      Er wußte, daß die junge Frau ihn erkannt hätte. Wenn es ihm auch gelungen war, seine Stimme meisterhaft zu verstellen – an seiner Figur hätte sie ihn trotz der Maske erkannt.

      »Macht Schluß!« rief er. »Wir reiten!«

      Dunc und die beiden anderen Banditen warfen sich auf ihre Pferde und stürmten in einer Wolke über den Hügel davon.

      *

      Viele Meilen weiter südlich sprang ein dickleibiger Mann aus der Sonderpost, die die kleine Stadt Smithwick und die Wells-Fargo-Strecke hier kreuzte.

      Er war für diese Gegend reichlich seltsam gekleidet, trug einen Zylinderhut mit Band und blanker Messingschnalle, enge Bostonhosen und einen eleganten Rock nach neuester St. Louis-Mode. Die kleine Reisetasche aus hellbraunem Krokodilleder schien sein einziges Gepäck zu sein. In hastigen Schritten überquerte er die Straße, steuerte direkt auf einen schlaksigen Burschen zu, der die Daumen in den Waffengurt gehakt hatte und auf der linken Brustseite einen fünfzackigen Blechstern trug.

      »Hallo, Sheriff, wo finde ich hier einen Mietstall?«

      Der Hüter des Gesetzes betrachtete sich das erhitzte Gesicht des Dicken amüsiert. »Einen Mietstall?« Dann streckte er seinen überlangen Arm aus. »Da drüben!«

      Der Dicke dankte und schoß davon.

      Grinsend blickte Sheriff Dave Hotgins hinter ihm drein. »Was dieser komische Heilige im Mietstall suchen mag«, brummte er vor sich hin. »Reiten kann doch so ein wandelndes Faß bestimmt nicht. Und der Saloon liegt doch genau gegenüber…«

      Der Hüter des Gesetzes sollte nur wenige Minuten später mit offenen Augen und aufgesperrtem Mund erleben, daß das wandelnde Faß recht gut reiten konnte!

      Der Dicke saß auf einem Fuchs, hatte seine Reisetasche hinter dem Sattel aufgeschnallt und sprengte im Kavalleriegalopp die Mainstreet hinunter.

      Dann jagte er auf der Straße nach

      Deadwood dahin. Die grandiose Gebirgslandschaft, die links den Horizont säumte, interessierte ihn nicht. In der Ferne zeichneten sich die bizarren Gipfel der Big Bad Lands in den hellen wolkenlosen Spätnachmittagshimmel. Diese berüchtigten Berge lagen schon im Gebiet der als besonders gefährlich und grausam geltenden Pineridge-Indianer.

      Der Zylindermann gönnte sich keine Rast. Stundenlang preschte er mit dem schnellfüßigen Gaul schon nach Norden, als er plötzlich auf der Höhe einer Bodenwelle innehielt und nach vorn starrte.

      Nur eine halbe Meile etwa vor ihm rollte ein leichter hochrädriger Highlander über die Straße dahin.

      Der Dicke brachte seinen Fuchs wieder in Gang und folgte dem Wagen. Je näher er dem Gefährt kam, desto deutlicher konnte er den Rücken des Mannes erkennen, der den Wagen lenkte. Es war ein breiter, kantiger Rücken. Der Mann trug einen schwarzen Texashut und eine schwarze Jacke.

      Als der Dicke auf der Höhe des Wagens war, wandte der Mann auf dem Kutschbock den Kopf.

      Der Dicke hatte plötzlich das sichere Gefühl, daß der Mann ihn nicht erst jetzt bemerkt hatte. Es war ein hochgewachsener Mann mit sonnenverbranntem Gesicht, aus dem ein Paar tiefblauer langbewimperter Augen hervorblickten. Es war ein eckiges, hartes Gesicht.

      Der Dicke trieb sein Tier an den Wagen heran und blickte den Mann forschend an. Dann nahm er seinen Zylinder ab und wischte sich durch das Schweißband. »Hallo, Mister!«

      Der Mann auf dem Wagen tippte an den breiten Rand seines Hutes und sagte auch: »Hallo, Mister.« Dabei spielte ein kleines Lächeln um seinen Mundwinkel.

      Der Zylindermann plinkerte den anderen an. »Sie kommen gewiß aus dem Süden?«

      »Yeah.«

      »Das dachte ich mir«, meinte der Dicke.

      »Und Sie kommen gewiß direkt aus St. Louis.«

      Der Dicke zog die Brauen hoch. »Ja wie kommen Sie darauf?«

      Der andere warf einen kurzen Blick auf die Kleidung des Zylindermannes und entgegnete: »Ich glaube, dazu braucht man keine Apachennase zu haben.«

      Jetzt grinste der Dicke. »Soll ich Ihnen was sagen? Ich habe auch keine Apachennase und sage Ihnen sogar, wie Sie heißen.«

      »Na«,


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