Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


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Spieler nahm die beiden Revolver bei den Läufen und hielt sie dem Marshal hin. »Das Tragen von Schußwaffen ist ja wohl in der Stadt verboten, Marshal. Pardon!«

      Als Wyatt die beiden Colts genommen hatte, fuhr sich Doc Holliday mit dem rechten Handrücken übers Kinn und blickte in das bleiche Gesicht des Missouriers. Dann deutete er auf den Long Branch Saloon. »Wir werden einen Scotch nehmen.«

      Wyatt ließ den Kopf sinken. Seine Brust hob und senkte sich schwer. Dann wandte er sich um und ging humpelnd hinter Holliday her auf den Saloon zu.

      Draußen auf der Straße stürmten die Menschen in hellen Scharen zusammen.

      »Der Marshal hat ihn getroffen – und Doc Holliday… Doc Holliday! Heavens, habt ihr das gesehen? Wie ein Spuk! Goddam, wie er aus dem Wagen flog, die Beine vorstreckte und schoß, als hielte er sich an den Revolvern fest…«

      Doc Gilbert, der auf dem Vorbau gestanden hatte, ging langsam ins Haus zurück. Als er in die Stube kam, sah er, daß der Blacksmith am Fenster zusammengesunken war.

      Gilbert riß ihn hoch und drückte ihn in den Sessel. »Hier, trink einen Schluck!« Er hielt ihm die Flasche hin. »Wer hat dir gesagt, daß du aufstehen sollst…«

      Mit zuckenden Lippen flüsterte der Schmied: »Er hat ihn getroffen! Goddam and bloddy run – er hat ihn erwischt. Trotz allem, er hat ihn erwischt!«

      Gilbert rieb sich durch die Augen. »Yeah – das hat er. Und der Satan soll jeden in der Stadt braten, der diese höllische Stunde jemals vergißt!«

      *

      Wyatt Earp wurde bald wieder gesund.

      Auch Bat Masterson kam wieder hoch. Steve Calligan, der zweite Deputy, fand sich auch wieder. Jeff Holmes, der dritte Mann mit dem Stern, ärgerte sich fürchterlich, daß er zu dieser Zeit mit einem Auftrag des Marshals in Topeka war.

      Auch der Schmied stand bald wieder an seinem Amboß.

      Der kleine Franky hatte seinen Marshalstern an der Jacke, als er durch die Frontstreet nach Hause ritt. Das Gewehr hatte er noch in der Hand. Es ging ja niemanden was an, daß er auf dem Brief, den Doc Holliday geschickt hatte, den Absenderstempel Great Brend ermittelt und dem Doc gestern einfach telegrafiert hatte…

      Aber es gab sicher keinen glücklicheren Menschen am Abend jenes ereignisreichen Tages in der wilden Stadt Dodge City, als die hübsche Jenny Hoover. Auch wenn der zurückgekehrte Doc John Holliday es vermied, ihr in die Augen zu sehen, als er ihr im Dunkel der Stepwalks begegnete…

Gunman in Dakota

      Freunde,

      Ihr wißt, daß Wyatt Earp Marshal in Dodge City war, in der rauhesten Treibherdenstadt des Westens. Im Herbst, wenn die Cowtowns stiller wurden, wenn auch die Cowboys von den umliegenden Ranches mehr und mehr ausblieben, wenn die Büffeljäger wieder auf ihre Reise in den hohen Norden waren, dann verließ der Marshal die Stadt und setzte sich in den Sattel. Es gab vielerlei Beschäftigungsmöglichkeiten für einen Mann seines Schlages.

      Anfang September 1876 war er mit seinem vierrädrigen Highländer unterwegs zu den Black Bills in South Dakota. Wenn er sehr viel Zeit hatte, nahm er zu weiten Reisen gern einen Wagen mit, um all das mitnehmen zu können, was er unter Umständen unterwegs brauchte. Er hatte sich ja nie vorher festgelegt. So wußte er auch jetzt noch nicht, ob er in den Goldgräberlagern um Deadwood arbeiten würde, oder ob er den ihm in einem Regierungsschreiben angebotenen Job als Begleiter von Landmessern annehmen sollte. Im Grunde war es ja einerlei, was er tat.

      Er war schon ein sehr bekannter Mann in den Weststaaten, als er sich in jenem Herbst den schwarzen Bergen oben in Dakota mit seinem Gefährt näherte.

      Die Geschichte, die nun folgt, Freunde, hat mir ein steinalter Mann erzählt, der am Rande der Stadt Deadwood lebt. Pat Coverleav ist einer der wenigen lebenden Männer, die den großen Marshal Wyatt Earp gekannt haben. Coverleav hat ihm sogar gegenübergestanden und in die Mündung seines berühmten Buntline-Revolvers gesehen. Der heute Hundertjährige sagte mir, daß es der höllischste Augenblick seines langen Lebens gewesen sei.

      Der Reiter, der bewegungslos auf dem Hügel hielt, spähte die Straße hinunter.

      Er trug eine scheußliche Maske. Eigentlich war sie nur ein schmutzig weißes Tuch, das den ganzen Kopf verhüllte. Die Zipfel fielen bis auf Brust und Schultern.

      Das war nichts Ungewöhnliches unter Straßenräubern.

      Aber um die Seh- und Atemschlitze waren häßliche Flecken gemalt. Und das machte die Maske so widerlich. Von weitem sah sie wie ein Totenkopf aus. Sie wirkte brutal wie ihr Träger selbst, dessen ganze Haltung eine einzige Drohung zu sein schien.

      Ein grober Strick hielt das Tuch um den Hals des Mannes zusammen. Er baumelte auf den Rücken hinunter, so, als ob der Mann vom Galgen abgeschnitten worden ware.

      Er trug eine schwarze Wyoming-Jacke, ein weißes Hemd und enge Lewis-Hosen. Tief an der rechten Hüfte hatte er einen schweren fünfundvierziger Colt, in dessen schwarzem Knauf ein elfenbeinernes Andreas-Kreuz eingelegt war.

      Wenn der Reiter nicht ansehnlich war, so war es doch sein Pferd. Der hochbeinige Rappe stand wie aus Erz gegossen. So, als ob er wüßte, daß sein Herr absolute Ruhe brauchte.

      »Da kommen sie!« rief er den drei Männern zu, die, hinter niedrigem Buschwerk verdeckt, auf der anderen Seite des Weges kauerten.

      »Yeah, Boß!« rief ein riesenhafter Kerl, der ein kleines schwarzes Dreieckstuch vorm Gesicht trug. Er lief hinter den Büschen entlang, einen Hang hinauf und stand auf einem Gesteinsvorsprung, der in Reiterhöhe direkt über der Straße abfiel.

      Der Boß war inzwischen von seinem Platz verschwunden. Er hatte seinen Rappen in ein hohes Gebüsch gedrängt. Als die Zweige hinter ihm zuschlugen, war wieder alles still.

      Der Hüne oben auf dem Gesteinsbrocken hatte ein Lasso in der Hand. Er spähte noch die Straße hinunter und legte sich dann flach hin. Gespannt beobachtete er, wie aus einer dicken Staubwolke eine mit sechs Pferden bespannte Postkutsche herausschoß.

      Es war die Wells-Fargo-Overland von Midland nach Deadwood.

      Wild hieb der Kutscher auf die Pferde ein. Die enge Passage hier zwischen den Büschen am Hügel war ihm wohl nicht geheuer, da sie für einen Überfall wie geschaffen war.

      Und schon stürmten zwei der Banditen aus dem Hinterhalt heraus und jagten auf ihren Gäulen neben der Kutsche her.

      Umsonst versuchte die Overland, die Angreifer abzuschütteln. Die Rustler waren schneller als der schwerfällige Wagen und brachten mit ihren kehligen Schreien Verwirrung in das Gespann.

      Der Riese auf dem Hügel sprang jetzt auf. Mit sicherer Hand schleuderte er dem ersten der Postpferde ein Lasso um den Hals. Dann jumpte er von dem Stein hinunter und schlang das andere Ende des Seils um einen Buschwurzelstumpf.

      Mit einem scharfen Ruck spannte sich das Seil und das Pferd kam zu Fall. Gleich darauf wälzten sich auch die anderen Tiere des Sechsergespanns am Boden. Mit donnerndem Krach, gebrochener Deichsel und zertrümmerten Rädern stürzte die schwere Overlandkutsche auf die Seite.

      In hohem Bogen wurde der Fahrer in den Sand geschleudert.

      Eine gewaltige Staubwolke wirbelte hoch und stand sekundenlang über dem Schauplatz des Geschehens.

      Der rotbärtige Mann von der Overland hatte den rechten Arm gebrochen. Dennoch riß er sich hoch, zog mit schmerzverzerrtem Gesicht den Colt aus dem Halfter und richtete ihn auf die herkulische Gestalt des Banditen, der das Lasso um das Leitpferd geworfen hatte.

      Der Hüne hatte reglos das Abziehen der Staubwolke abgewartet. Als er jetzt sah, wie der Kutscher den Colt zog, zerrte er seinen eigenen Revolver aus dem Halfter und stieß ihn wie einen Stock nach vorn. Dreimal flog seine Linke flach über den Hammer.

      Drei glühende Bleigeschosse


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