Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
der Bankier: »Sie ist geisteskrank, Kind, wie unsere arme Mutter es auch war.«

      Ann sprang auf. »Geisteskrank? Das wußte ich nicht. Sicher, ich habe längst gemerkt, daß sie sonderbar ist und manchmal verstört dasitzt und vor sich hin grübelt. Aber geisteskrank – nein. Weshalb hast du mir früher nie etwas darüber gesagt?«

      »Du warst zu jung für solche Dinge, Ann.«

      »Du hättest es mir schreiben können. Schließlich war ich jahrelang fort – bei ihr unten in Omaha.«

      Maxwell strich sich über das Haar. »Wir leben hier in einem rauhen Land, Ann. Ich bin hierhergekommen, um für dich und mich eine Existenz aufzubauen. Drüben in Quincy hatte ich zuviel Feinde. Ich zerbrach an ihnen und mußte die Bank aufgeben. Hier war alles neu, jung, und jeder zählte soviel wie der andere. Aber alles hat sich irgendwie übel zugewachsen. Die Postkutschenüberfälle, der Überfall ausgerechnet auf die Overland, in der du warst, die Schießereien in der Stadt, dieser schreckliche Marshal, das alles hat mich schlimm mitgenommen.«

      »Ein Glück, daß Wyatt Earp das Gold gefunden hat. Die Digger hätten dir vielleicht doch heimlich Vorwürfe gemacht.«

      Maxwell nickte. »Der Major ist ein alter Mann, der Richter ist eine Niete, der Sheriff ist zermürbt – wenn ich mich nicht um alles kümmere, läuft hier vieles schief.«

      »Sei froh, daß Hees tot ist. Vielleicht gehörte er mit seinen Reitern zu den

      Posträubern.«

      Maxwell schüttelte den Kopf. »Da muß ich dem Marshal zustimmen: Hees war ein größenwahnsinniger Revolvermann. Wahrscheinlich war das nicht sein richtiger Name, den er hier trug. Er hat eine Schar halbwilder Burschen um sich versammelt und Pferde gezüchtet…«

      »Gezüchtet und gestohlen!« sagte Ann.

      Maxwell nickte. »Ich glaube, wir verlassen Deadwood bald, Kind. Hier ist mir die Lebensfreude gründlich vergangen. Ich habe mich für andere Leute zerrissen und abgearbeitet. Einen Dank erntet man doch nirgends.«

      »Vielleicht wird es wieder anders, besser…«, sagte das Mädchen weich.

      Maxwell hob den Kopf. »Yeah, wenn dieser Earp verschwunden ist!«

      Ann blickte rasch auf. »Vater, ich… liebe ihn!« stieß sie mit belegter Stimme hervor.

      Der Bankier war aufgestanden und zur Tür gegangen. Mit einem scharfen Ruck wandte er sich um.

      Langsam kam der Mann zurück und blieb dicht vor dem Mädchen stehen. »Ann, ich…« Er schluckte und wischte sich durch das Gesicht. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich kann nur den Kopf schütteln. Du liebst diesen Mann?«

      Sie nickte mutig.

      »Diesen Wolf? Diesen Revolverschützen und Schläger!«

      »Vater, du bist ungerecht. Er ist ein Mann, der das Gesetz vertritt. Mit frommen Sprüchen würde er schwerlich etwas erreichen.«

      Maxwell winkte ab und sagte einlenkend: »Du mußt selbst wissen, was du willst, Ann. Schließlich bist du alt genug.« Und plötzlich würde seine Stimme hart und schneidend. »Aber eines mußt du jetzt schon wissen: Ich werde diesen Mann nie in meinem Hause als Schwiegersohn aufnehmen!«

      Ann stützte sich gegen den Tisch. »Was sprichst du da für Worte aus, Vater? Wer hat von dir verlangt, daß du ihn aufnehmen sollst. Dieser Mann würde niemals etwas von einem Fremden annehmen. Er braucht weder dich noch mich. Er ist in den ganzen Staaten bekannt, weil er ein großer Marshal ist…«

      Maxwell lachte ironisch. »Ein großer Marshal! Du bist ein Kind, Ann, sonst könntest du ihn nicht so schwärmerisch anbeten. Er ist ein Schießer, ein Mann, der von der Schnelligkeit seiner Hand lebt. Wenn er nicht zufällig Marshal geworden wäre, wäre er ein Bandit! Sieh dir doch seinen Freund an, ein Revolvermann und Kartenhai. Doctor Holliday, ein verkrachter Arzt, ein Abenteurer! Vielleicht siehst du auch bei ihm nur, daß er ein großartiger Schütze ist…«

      Hastig stieß Ann hervor: »Du siehst alles schwarz und grau. Doc Holliday mag ein rastloses Leben voller Sinnlosigkeit hinter sich haben. Hier hat er nur wie ein Gentleman gehandelt. So, als trüge er selbst einen Stern. Er hat sich mit Entschlossenheit und Tatkraft an die Seite des Marshals gestellt.«

      »Das macht ihn nicht besser!« unterbrach Maxwell.

      »Doch, Vater, das macht ihn besser. Und nicht nur in meinen Augen. Wenn er auch ein Spieler ist und ein Abenteurer…, hier hat er sich großartig benommen.«

      Maxwell winkte ab. »Sei still. Seit dieser Earp in der Stadt ist, scheint alles wie verdreht zu sein. Das ist die reinste Krankheit. Du bist nicht allein von ihr befallen. Du hättest deine Götter in Johnsons Hof sehen sollen! Wie zwei reißende Wölfe kauerten sie da, schlecht gedeckt durch dünne Faßhölzer und schmale Mauervorsprünge. Der Earp rannte in die Schußlinie hinein auf den Schuppen zu, und der Spieler gab Sperrfeuer zur Ablenkung. Wie ein guteingespieltes Gaunerduo zauberten die Kerle auf dem Hof. Holliday sprang doch allen Ernstes wie ein Indianer vor die offene Schuppentür, hinter der Blackburn, Jeffries und Hopkins mit ihren Eisen lauerten... Wölfe sind es, deine Freunde…«

      »Freunde? Es sind nicht meine Freunde! Leider nicht! Und du wirst sicher niemals in die Verlegenheit kommen, den Marshal Earp als deinen Schwiegersohn zu begrüßen. Er will mich nämlich gar nicht. Vielleicht bist du damit zufrieden!« Sie wandte sich ab und lief hinaus.

      Maxwell zog die Brauen hoch, schüttelte den Kopf und ging mit müden Schritten in sein Arbeitszimmer hinüber.

      *

      Spät am Abend hörte Wyatt ein Geräusch.

      Er federte vom Bett hoch, auf das er sich noch in den Kleidern ausgestreckt hatte, zog den Colt und horchte.

      Die Schritte auf dem Gang kamen huschend näher. Vor der Tür erstarb das Geräusch.

      Wyatt lauschte angestrengt mit geschlossenen Augen und angehaltenem Atem nach draußen.

      Ein tastendes Streifen war am Türholz, dann ein zaghaftes Klopfen.

      Wyatt öffnete.

      Auf dem schwachbeleuchteten Korridor sah er eine Frau.

      Er erkannte sie nicht gleich. »Ja?« fragte er halblaut.

      »Kann ich einen Augenblick hereinkommen, Mister Earp?« hörte er die Stimme von Susan Howard.

      »Ja, bitte.«

      Die Frau kam ins Zimmer.

      Wyatt zündete die kleine Kerosinlampe auf dem Tisch an und schob der Frau einen Stuhl hin.

      »Ich muß mit Ihnen sprechen, Mister Earp. Es handelt sich um Ann…«

      Wyatt fühlte einen dumpfen Stich irgendwo tief in seiner Brust. Er setzte sich der Frau gegenüber und blickte sie aus ernsten Augen an.

      »Ann… meine Nichte… Sie haben doch neulich mit ihr gesprochen?«

      »Ja, das ist richtig.«

      »Ist Ihnen da nichts aufgefallen?«

      Wyatt überlegte. »Nein, eigentlich nicht«, sagte er unsicher.

      Die Frau sah ihn lange an. Dann sagte sie: »Ann liebt Sie, Mister Earp.«

      Wyatt griff mit einer eckigen, unbeholfenen Bewegung nach seinem Jackett, nahm eine Zigarre daraus hervor und fragte: »Sie erlauben, daß ich rauche?«

      »Bitte«, sagte die Frau und lächelte schwach und müde. »Ich bin alt und – nein, ich bin auch nicht mehr gesund. Aber für diesen Gang war ich noch gesund genug. Ich weiß, daß es Ann nie sagen würde. Ich weiß aber auch, daß die Männer in diesem verfluchten Land taub und blind sind, wenn es um Liebe geht. Daß sie weglaufen, weiterreiten, wo sie bleiben sollten. Daß sie gar nicht merken, wenn mitten in der Prärie eine Blume blüht.« Sie senkte den Kopf und sagte weinerlich: »Seien Sie bitte nicht böse, daß ich etwas romantisch geworden bin. Ich bin eine alte Frau. Ich weiß gar nicht, ob


Скачать книгу