Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


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dem Jail entfliehen und nichts geschieht?«

      Baker stützte sich schwer auf die Schreibtischkante auf. »Ich gebe Ihnen gern meinen Stern noch dazu, Earp. Vielleicht können Sie hier mehr ausrichten. Als Bullock hier wegging, habe ich den Job genommen, weil ich sonst nirgends einen kriegen konnte. Siebenmal bin ich im Dunkeln überfallen und jämmerlich zusammengeschlagen worden. Gestern, das war nicht der erste Peitschenschlag, den der bissige Gibbons mir versetzt hat…«

      »Verstehe. Man wird langsam müde und zieht den Kopf ein.«

      Baker nickte. »Es ist nicht viel anders.«

      Als Wyatt das Office verließ, stand die Sonne schon ein wenig höher und warf ihr gleißendes Licht in die Mainstreet.

      Wyatt wußte später nicht mehr zu sagen, was ihn bewogen hatte, auf Johnsons Barbershop zuzusteuern.

      Der behende kleine Mann schwenkte gerade das blütenweiße Tuch als Fächer um das Kinn eines Kunden.

      Es war Doc Holliday. Er richtete sich, als Wyatt eintrat, auf und betrachtete sich prüfend im Spiegel und erhob sich dann. »Hallo, Marshal.«

      »Hallo Doc!«

      Holliday warf ein Geldstück auf den Zahltisch, nahm seinen breitrandigen Hut vom Wandhaken und blieb an der Tür stehen.

      »Prächtiger Tag heute!« sagte der kleine Barber.

      Wyatt nickte. »Yeah.«

      Johnson, sichtlich froh, einen anderen Kunden auf seinem Stuhl zu haben, der vielleicht gesprächiger war als der wortkarge Holliday, begann sofort von den Ereignissen der vergangenen Nacht oben auf der Hees-Ranch zu sprechen. »Es ist wirklich ein wahres Glück für die Stadt, daß Sie hergekommen sind, Marshal. Wer weiß, was der Kerl uns noch geboten hätte. Er hat dem alten Patterson ohnehin nur einen Schandpreis für die Ranch oben gezahlt. Wenn ich Viehzüchter wäre, würde ich die Finger von diesem Land da oben lassen. Wer weiß, ob sich die Crew wirklich verzogen hat. Vielleicht sind die Halunken in ihrer ersten Angst zunächst mal ein paar Meilen weit getürmt, um dann irgendwann bei Nacht und Sternenlicht zurückzukommen.«

      »Die Ranch wird nicht leerstehen«, sagte Wyatt. »Ich habe schon gehört, daß sich zwei Leute darum bewerben.«

      »Ach?« Johnson setzte mit dem Rasieren aus und blickte den Marshal erstaunt an. »Eine Neuigkeit, von der ich noch nichts weiß?«

      »Es fehlte noch, daß die Häuser oben leerstehen bleiben. Dunc Blackburn hätte das beste Trampversteck, was er sich wünschen kann. Er würde das Tor wahrscheinlich viel besser bewachen lassen, als der selbstsichere Hees es getan hatte…«

      »Dunc Blackburn?« forschte der kleine Friseur. »Glauben Sie im Ernst, daß er wiederkommen wird, wo er doch hier Gefahr läuft, Ihnen in die Hände zu geraten?«

      »Er kommt zurück. Er kennt hier eine Menge Leute.«

      »Ach?«

      »Der Schmied Henderson beispielsweise ist mit ihm sogar verwandt.«

      »Das ist mir völlig neu.«

      »Es muß doch hin und wieder ein paar Dinge geben, die Ihnen nicht bekannt sind. Blackburn hat noch andere Leute hier…«

      Das Messer entglitt der Hand des Barbiers. Mit weit offenen Augen starrte er den Mann an. »Sie erschrecken mich, Marshal...« Er bückte sich nach dem Messer.

      »Halt!« rief Doc Holliday schneidend.

      In diesem Augenblick sah Wyatt im Spiegel, wie sich hinten die Tür einen spaltbreit öffnete.

      Johnson starrte auf den Revolver in der Faust Hollidays. »Was soll das, Doc?« stammelte er. »Sind Sie des Teufels…«

      Im gleichen Augenblick fuhr Wyatt aus dem Rasierstuhl hoch, riß sich das weiße Tuch vom Hals und stürmte mit drei Riesensätzen auf die Tür am hinteren Ende des Ladens zu.

      Den Bruchteil einer Sekunde, bevor er sie erreichte, wurde sie von außen zugezogen, und ein Schlüssel drehte sich im Schloß.

      Wyatt riß an dem Drehknopf.

      Entgeistert starrte Johnson auf den breiten Rücken des Missouriers. »Mister Earp! Was soll das…«

      Dann zuckte der Blick des kleinen Mannes zu dem scharfen Messer, das vor ihm auf dem Boden lag. Behende bückte er sich, hatte den Griff schon in der Hand, als ihm eine Revolverkugel das Messer wieder entriß.

      »Lassen Sie das!« schnitt Doc Hollidays Stimme durch den Raum.

      Der Barber schüttelte den Kopf. Dann ging er an das Rasiertischchen, öffnete eine Lade – und sah plötzlich in die eiskalten hypnotisierenden Augen des Abenteurers. »Schieb die Lade zu, Amigo!« versetzte Holliday frostig.

      Der kleine Mann gehorchte diesem Befehl sofort. »Was ist denn los?« begehrte er dann auf. »Ich verstehe das alles nicht, Gents…«

      Wyatt hatte inzwischen den Drehgriff mit einem harten Ruck herumgeschraubt, sprang zur Seite und stieß die Tür auf.

      Er blickte in einen engen Hof und sah hinter einer Regentonne einen Coltlauf hervorblicken.

      Wyatt schoß sofort.

      Der Revolver wurde dem Mann hinter der Tonne mit einem Stoß aus der Hand geschlagen.

      »Komm raus!« rief der Marshal.

      Da wurde die Tonne umgestoßen, und ein blutjunger Bursche sprang wieselflink zur Seite hinter eine offenstehende Stalltür.

      Wyatt blickte sich nach dem Barbier um. »Nette Zucht ist das hier! Das ist ja noch ein Kind!«

      Johnsons Gesicht war ein einziges Fragezeichen. »Ich versichere Ihnen, daß ich nicht weiß, was hier gespielt wird, Earp…«

      Da stieß Holliday den Friseur beiseite, riß die Lade auf und nahm einen kleinen Parkercolt heraus.

      »Aus dem Weg, Grandpa!« rief er und war gleich darauf an der anderen Seite der Tür.

      Im Hof war es still.

      Da duckte sich der Gambler und setzte mit einern federnden Sprung in den Hof.

      Wyatt gab sofort zur Deckung des tollkühnen Mannes einen Schuß auf die Stalltür ab.

      Doc Hollday hatte rechts hinter einem Kistenstapel Deckung genommen. Zwei Schüsse bellten über den Hof und rissen drüben neben der Tür fingerdicke Löcher in die Stallwand.

      Da flog die Tür zu.

      Der Bursche hatte sie zugezogen. Mit gespreizten Beinen, nach links vorgeschobenem Oberkörper und vorgehaltenem Colt stand er da und starrte dem großen Mann ins Gesicht, der sieben Yards vor ihm im Hof stand und einen schweren Buntline-Revolver in der linken Faust hielt.

      Der Junge hatte einen feuerroten Kopf. Sein Blick hing in den Augen des Marshals. Plötzlich wurde seine Nase ganz weiß, und seine rechte Hand zitterte.

      Wyatt blickte ihn fest an. »Nun, Boy, was soll das werden?«

      Der Junge schluckte. Seine Hand zitterte immer mehr, er stierte entsetzt auf seinen schwankenden Colt und hob den Blick wieder zu dem Marshal hinüber.

      Wyatt warf einen kurzen Seitenblick auf Holliday hinüber und sah, daß der seinen Revolver schußbereit hatte.

      Da ließ er seinen Buntline-Revolver ins Halfter gleiten und ging langsam auf den Jungen zu.

      »Bleiben Sie stehen!« schrie er. »Bleiben Sie stehen.« Der Missourier hielt ihn fest im Auge.

      »Halt!« bellte der Junge.

      Der Marshal ging weiter.

      Mit schwankendem Oberkörper und verkrampftem Gesicht stand der Bursche da und starrte in die eisblauen Augen des großen Mannes.

      Wyatt blieb einen Schritt vor ihm stehen.

      Bebend vor Erregung und Angst stieß der Bursche hervor: »Weshalb sind Sie nicht stehengeblieben?«


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