Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


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Korbsesseln und Schaukelstühlen der riesige Bandit am Boden. Das Gewehr hatte er unter sich begraben.

      Der Schlangen-Wirt hatte ihn tödlich getroffen.

      Wyatt richtete sich neben dem Fenster auf.

      Er sah vorn aus dem Eingang den Oberkörper des verwundeten Salooners hervorkriechen. Auf Händen und Füßen schob sich der Mann ins Freie.

      Doc Holliday, der schon einen Colt vorgestoßen hatte, hielt inne und beobachtete den Verwundeten.

      »Ich... ich habe ihn erschossen!« keuchte der Wirt. »Ich... wollte es nicht… aber ich habe das Gewehr nicht getroffen.«

      Wyatt sprang vorwärts, über den Salooner hinweg und war im Raum. Vorsichtshalber warf er sich sofort auf den Boden.

      Aber der Hüne rührte sich nicht mehr.

      Die Kugel des Schankwirts hatte seine Herzspitze durchbohrt.

      Auch seine Kinnlade war zerschmettert; da hatte der Marshal ihn getroffen.

      Wyatt zog den schweren Körper ins Freie.

      Mit stieren Blicken lehnte Abe Jeffries an einem Wagenrad und glotzte benommen vor sich hin. Er blutete aus mehreren Wunden.

      Doc Holliday sah Ben Hopkins an. »Hast Glück gehabt, Amigo, bist im letzten Augenblick ausgestiegen.«

      Dunc Blackburn war tot.

      Daß er Turkey Creek war, schien hier kaum jemand wirklich gewußt zu haben. Die Leute kannten den Büffeljäger nur dem Namen und der Beschreibung nach. Sie hielten Blackburn mehr für einen Aufschneider, und niemand hatte es ihm ernstlich übel genommen, daß er sich scheinbar hin und wieder den Namen des Büffeljägers, der inzwischen ein bekannter Bandit geworden war, zugelegt hatte.

      Jetzt erschien der Sheriff oben in der Tür.

      Hinter ihm tauchte Frank Yesterday auf.

      »Earp, was ist geschehen?«

      »Sie kommen verdammt früh!« knurrte der Marshal und steckte sich eine seiner geliebten schwarzen Zigarren zwischen die Zähne.

      »Ich glaube, wir sind wieder mal beim falschen Verein!« zischte Holliday leise durch die Zähne, nestelte eine halbzerdrückte Zigarette aus der Reverstasche, klopfte sich den Staub von seinem dunklen Anzug und ging hinaus.

      Draußen auf dem Vorbau hatte sich eine Menschenmenge angesammelt.

      Finster ließ der Azrt seinen Blick über die glotzenden Gesichter schweifen.

      Dann ging er vorwärts.

      Scheu wichen die Menschen zurück und bahnten ihm eine Gasse.

      Er blickte sich nicht einmal um, der hochgewachsene, schlanke Mann. Und wie er so über den sonnüberstrahlten Marktplatz ging, dachte der Marshal, der jetzt oben in der Tür des Barbershops stand, hatte er wirklich etwas vom federnden, schleichenden Gang einer Pantherkatze an sich, dieser Doctor John Holliday.

      Wyatt blickte die Leute nicht an, er wischte sich über das Gesicht, wandte sich um und ging an den großen Spiegel heran.

      Damned, er war nur auf einer Seite rasiert; rechts standen die Stoppeln noch.

      In aller Gemütsruhe legte er sich das weiße Tuch um, stülpte den Pinsel in den Seifennapf und seifte sich ein.

      Mit geschickten Strichen schabte er sich den Rest des Bartes ab, warf eine kleine Münze auf den Zahltisch und ging mit harten, sporenklirrenden Schritten durch die stumme Menschenmauer, die sich draußen inzwischen schon gebildet hatte.

      *

      Von dem Gold wußten die Leute noch nichts.

      Richter Boran hatte schleunigst sein Haus in der Mainstreet aufgesucht.

      Auch Maxwell war nirgends zu sehen.

      Erst der kleine Pat Coverleav brachte die Botschaft auf die Straße. Er warf die Arme in die Höhe, als er auf der Türschwelle erschien, und brüllte mit seiner Kinderstimme: »Wyatt Earp hat das Gold gefunden! Das Gold! Es liegt…«

      Wenn ein Pulverfaß vor dem Barber-shop explodiert wäre, hätte der Wirbel, der jetzt entstand, nicht größer sein können.

      Alles schrie, rannte, brüllte, schob und drängte durcheinander.

      Der Junge, der erst noch umringt und mit unzähligen Fragen bestürmt wurde, mußte schließlich erleben, daß er von rauhen Fäusten zur Seite gestoßen und fast zu Boden gerannt wurde.

      Nur mit großer Mühe gelang es ihm, zu entschlüpfen.

      Drüben, mitten auf dem Marktplatz, ging der Marshal.

      Pat blickte ihm mit großen Augen nach. Dann nahm er die Beine in die Hand und rannte los.

      »Mister Earp! Mister Earp!«

      Der Marshal blieb stehen und sah dem Jungen entgegen. Er ahnte in dieser Sekunde sicher nicht, daß ausgerechnet dieser Bursche, der ihm da entgegenrannte, mehr als acht Jahrzehnte später dem Mann, der die Geschichte des Wyatt Earp schreiben sollte, die Story von

      Deadwood erzählen würde. Wer hätte auch jetzt im September 1876 daran denken können, daß der kleine flachsblonde Pat Coverleav hundert Jahre alt werden sollte…

      »Mister Earp!« Keuchend erreichte der Junge den Marshal. »Ich muß Ihnen noch etwas sagen!«

      Wyatt zog die Brauen zusammen und neigte den Kopf etwas. »Ja?«

      »Die Revolver gehören meinem Vater. Ich habe sie gestern an mich genommen, weil Mister Johnson gesagt hatte, ich müsse sie tragen. Ein Wächter ohne Colt sei nur ein halber Wächter.«

      »Was solltest du denn bewachen?«

      »Den Hof.«

      »Wußtest du, daß das Gold in den Kisten war?«

      »Nein!« lachte der Junge breit. »Aber daß Blackburn im Stall war und daß Mister Johnson ihn Turkey Creek nannte, das wußte ich wohl!«

      Wyatt reichte ihm die Hand. »Und denk in Zukunft daran: je eher du einen Colt in die Hand nimmst, um so schneller bist du selber tot. Wenn du mal achtzehn oder zwanzig bist, ist das anders…«

      »Dann darf ich schießen?«

      Wyatt wischte sich über die Augen und blickte zu dem Ameisenhaufen hinüber, den die Menschen vor dem Haus des Barbers bildeten. »Vielleicht brauchst du dann gar nicht mehr zu schießen, Pat.«

      Nie würde der Bursche diese Worte vergessen.

      Der Sheriff ließ das Gold in Maxwells Bank schaffen.

      Mit ärgerlichem Gesicht saß der Bankier in seinem Saloon.

      Ann, seine hübsche dunkeläugige Tochter, saß ihm gegenüber.

      Maxwell nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse, die seine Schwester ihm gerade hingestellt hatte, wartete, bis die Frau hinausgegangen war, und knurrte dann: »Allmählich wächst mir diese ganze Stadt zum Halse heraus!« Er rieb sich die faltige Stirn, und in seinen grauen Augen lag ein matter Glanz von großer Müdigkeit.

      »Ich habe gesehen, wie sie Blackburn weggebracht haben«, sagte das Mädchen.

      Der Bankier blickte auf.

      »Es war der gleiche Mann, der den Kutscher niedergeschossen hat.«

      Maxwell nickte. »Sicher, es steht ja nun fest, daß es Turkey Creek war. Er hat zweifellos auch den Beaulieu erschossen. Gestern erhielt der Major eine Depesche aus St. Louis, worin man bei der Wells-Fargo um nähere Angaben über den Tod des Agenten ersuchte. Ich bin das alles so leid, Ann. Erst dieser Überfall auf die Overland, in der ausgerechnet du sitzt. Wer dachte denn auch daran, daß du so unerwartet zurückkommst? Tante Susan bedeutet eine erhebliche Belastung für uns.«

      »Aber Papa, sie arbeitet von morgens bis abends, und außerdem hat sie selbst Geld.«

      Maxwell blickte seine


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