Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.
sich um seinen Besuch kümmerte. Einen von den Burschen habe ich trotzdem gesehen. Es war ein riesiger Kerl. Noch einen halben Kopf größer als Sie. Genau kann ich ihn nicht beschreiben, ich weiß nur, daß er einen massigen Schädel und einen schweren Leib hatte.«
Wyatt nickte. »Es ist gut. Die Gäule gehören zur Fellers Ranch aus Silverlake. Der Bursche, der den Kreolen erwischt hat, wird ihretwegen steckbrieflich gesucht. Wir kommen morgen früh herauf, dann wird er die betreffenden Pferde heraussuchen.«
»All right.«
Wenig später sprengten die drei Männer zur Stadt zurück.
*
Als der Marshal am nächsten Morgen erwachte, hörte er ein leises Pochen an seiner Tür. Er kleidete sich flüchtig an, nahm den kleinen Revolver und stellte sich an die Wand neben der Tür.
»Wer ist da?«
»Jul Viggers.«
»Was gibt es denn?«
»Ich dachte, es wäre vielleicht gut, Marshal, wenn Sie es gleich wüßten. Die Ranch ist leer. Die Männer sind noch in der Nacht weggeritten.«
Wyatt öffnete die Tür.
Der schmalhüftige Cowboy stand draußen und sah ihn betreten an. »Was wird aus der Ranch?«
Wyatt sah den Vormann an. »Hees war ein Verbrecher. Das ist eine Sache für den County-Richter.«
Viggers nickte. »Mac Gibbons ist schlimm dran. Er kann zwar aufstehen und herumhumpeln, aber irgend etwas stimmt mit seinem rechten Bein und seiner rechten Hand nicht.«
»Kann sein, vielleicht trägt er eine Lähmung davon, die ihn daran hindern wird, in Zukunft allzu hastig mit dem Colt zu sein. Ich habe nichts gegen Leute mit dem schnellen Eisen, aber eine Menge gegen Strolche, die glauben, daraus eine Vorrangstellung machen zu können.«
Als Viggers gegangen war, wusch sich der Marshal, kleidete sich an und ging hinunter in die Hotelhalle zum Morgenkaffee.
Dave Collins stand im Eingang der Halle.
Wyatt winkte ihn zu sich heran. »Weshalb setzt du dich nicht an den Tisch?«
»Ich bin eine Rothaut, Mister Earp. Und ich bin es leid, mich immer wieder schief angucken zu lassen.«
»Setz dich zu mir«, sagte der Marshal hart.
Dave zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
Der Hotelier begrüßte den Marshal, beachtete den Cowboy hingegen nicht.
Und prompt wurde nur Kaffee für Wyatt Earp gebracht.
Wyatt nahm den Hoteleigner beim Ärmel. »Mister Cleveland, Dave Collins ist mein Freund, er hat hier im Haus ein Zimmer, und er trinkt hier seinen Morgenkaffee. Ist das klar?«
Jeff Cleveland nickte hastig und entfernte sich mit rotem Kopf.
*
Wyatt machte einen kurzen Besuch im Office der Wells-Fargo-Company.
Cordy hockte mit buntbepflastertem Gesicht hinter dem Schreibtisch. Er erhob sich sofort, als Wyatt eintrat.
»Es war hart, aber doch nicht allzuschlimm. Ich war einfach nicht auf diesen Überfall gefaßt, sonst hätte ich sicher mitgemischt.«
»Die Digger waren angetrunken, es ist ganz gut, daß Sie nicht mitgemischt haben.«
Cordy kratzte sich am Hinterkopf. »Um so kräftiger haben Sie dafür mitgemischt. Ein Glück, daß Doc Holliday dazukam, ein wahres Glück. Wer weiß, was passiert wäre! Er sieht übrigens ganz anders aus, als ich ihn mir vorgestellt habe. Als er eben hier vorbei ging, erinnerte er mich an ein Raubtier.«
»Weshalb?«
»Sein Gang hat etwas Tigerhaftes, Federndes an sich. Ich werde das Gefühl nicht los, daß dieser Mann immer sprungbereit ist, immer darauf gefaßt ist, schießen zu müssen. – Vielleicht sind Sie das ja auch, aber Ihnen merkt man es nicht an. Übrigens, am Montag geht wieder eine Kutsche über Smithweck nach Midland.«
Wyatt blickte völlig uninteressiert drein.
»Sie soll wieder eine Goldladung haben.«
»Gibt’s denn schon wieder Gold?«
»Yeah, Bud Bakerfield hat auf seinem Placer eine Nadel gefunden. Wissen Sie, was das ist?«
»Sicher, ein Goldstrich.«
»Yeah – und kurz vor der Dämmerung fanden zwei weitere Digger in ihren goldführenden Sandclaims ebenfalls Nadeln. Sie können sich denken, wie jetzt gebuddelt, gegraben und gewaschen wird. Die Männer im Western-Camp oben schuften schon seit dem Morgengrauen. Und dabei kommt dann doch meistens immer etwas heraus.«
»Ja, das denke ich auch.«
»Werden Sie als Gunman reiten?«
»Ich werde es mir überlegen. Vielleicht wollen die Leute es nicht.«
»Sie wollen es sicher…«
Als Wyatt das Büro verließ, sah er drüben den Sheriff auf sein Office zuschleichen. Ja, Baker schlich regelrecht, so mitgenommen war er noch von den Überfällen.
Wyatt ging mit ihm ins Sheriff-Office.
Baker sank in seinen Stuhl. »Ich will Ihnen kein Loblied singen, Earp – aber es war tatsächlich Rettung in letzter Minute. Hees hätte uns fertiggemacht. Ich weiß, daß er auf diese Gelegenheit gewartet hat.«
»Wissen Sie, daß er tot ist?«
»Die ganze Stadt weiß es. Vinc Owens, der Gehilfe von Lumbers Ranchers Tool, hat heute nacht die Hees-Crew getroffen. Mark Petty hat ihm alles erzählt. Es ist ein wahres Glück…«
»Hoffentlich.«
»Hees war also ein Pferdedieb. Meinen Sie nicht auch, daß er die Posträuber angeführt hat?«
Wyatt zog die Schultern hoch. »Er hatte mit Dunc Blackburn zu tun, das glaube ich sicher. Viggers erzählte mir, daß er einen Mann auf der Ranch gesehen hatte, der die Figur Blackburns hatte. Viggers kannte Blackburn wohl nicht, aber der Mann, den er mir beschrieb, der könnte Blackburn gewesen sein. Dave Collins war auf Fellers Ranch, als Turkey Creek ein Rudel Pferde aus Fellers Corral nahm. Er hat Turkey Creek gesehen…«
»Glauben Sie immer noch, daß Blackburn sich nicht nur den Namen des schießwütigen Büffeljägers zugelegt hat?«
»Ich weiß nicht. Ich denke mir, daß es nicht lange gutgehen kann, wenn sich ein kleiner Bandit immer wieder den Namen eines großen Banditen zulegt.«
»Das stimmt. Idiotischerweise habe ich keinen der Halunken erkannt, die Blackburn und die beiden anderen Halunken hier herausgehauen haben. Ich hatte Frank Yesterday heimgeschickt, stand mit dem Rücken zur Tür und hörte die Hunde erst, als sie schon in meinem Rücken waren und mir eins über den Schädel zogen.«
Wyatt blickte nachdenklich vor sich hin. »Wie lange ist Yesterday schon in der Stadt?«
Der Sheriff sah auf. »Er ist mit seinem Vater vor drei Jahren aus St. Louis heraufgekommen. Der Alte hat eine Bäckerei in der Warbystreet. Ehrbare Leute. Der Bursche hat nur einen Fehler, er ist in Ann Maxwell verliebt. Aber wer ist das nicht?«
Wyatt rieb sich das Kinn. »Das ist eine üble Geschichte, die Sache mit Blackburn. Er hat einen Postkutscher erschossen und wollte bei den Staubhügeln drüben den Schnapswirt Abe Jeffries aufknüpfen. Daß Blackburn zu den Posträubern gehört, ist also völlig klar. Es ist weder eine Posse zusammengestellt worden, den flüchtigen Mörder zu verfolgen, noch ist sonst irgend etwas geschehen.«
Baker verteidigte sich: »Ich habe einen Steckbrief nach Rapid City und Midland durchgegeben.«
»Ich glaube, den Steckbrief Turkey Creeks hat längst jeder Sheriff in Dakota in seiner Schreibtischlade.«
Baker erhob sich seufzend. »Ich weiß, Sie haben recht. Es wird