Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
wieder hier sehen!«

      Ed Hees senkte den Kopf, ganz plötzlich schoß eine flammende Röte über sein blasses Gesicht. Er zog die Oberlippe hoch und fletschte seine großen gelben Zähne. Aber er sagte nichts.

      Wyatt Earp sprang auf zwei Cowboys zu, die sich hinter einer Wassertonne verschanzt hatten und ihre Colts aufluden. Zwei Faustschläge, und dann war Ordnung.

      Drei Minuten später waren die HeesLeute und die Digger entwaffnet. Keiner hatte den Mut gehabt, angesichts des Marshals und des drohenden Schattens, der immer noch reglos drüben neben der Overland stand, Gegenwehr zu leisten.

      Wyatt blickte auf die Verwundeten. »Ihr verschwindet aus der Stadt. Los, auf die Gäule. Wer in einer Minute noch in der Mainstreet ist, kommt ins Jail!« Die Worte ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, daß der Marshal sie halten würde.

      Der Sheriff hatte inzwischen die Goldgräber zusammen mit seinem Deputy ins Office befördert.

      Stumm standen die Digger in den beiden Zellen.

      Doc Coster ging auf Wyatt zu. »Das war Hilfe im letzten Augenblick, Marshal. Und trotzdem wäre es vielleicht noch bitter geworden, wenn der Fremde nicht eingegriffen hätte. Ist ja ein teuflischer Schütze, der Mann. Kennen Sie ihn?«

      Wyatt, der den halbbetäubten Wells Fargo-Mann aufgehoben hatte, wandte den Kopf und sah zu dem Fremden hinüber, der seine Colttrommel eben in aller Seelenruhe auflud. »Doch, Doc, ich kenne ihn«, sagte er. Dann trug er Cordy in das Arzthaus.

      Der riesige Rock Elmers stampfte auf den Fremden zu und hielt ihm die Hand hin. »Thanks, Mister. Ohne den Marshal und Sie wäre jetzt die Hölle in der Stadt los.«

      Der Fremde blickte ihn an, zog die Augenbrauen zur Stirnmitte hin hoch und nickte: »Ja, das kann sein.«

      »Darf ich Sie zu einem Drink einladen?« fragte der Riese und wischte sich die schmutzigen Hände an der Hose ab.

      »Doch, das dürfen Sie.«

      Als die beiden am Arzthaus vorbeikamen, trat der Marshal eben heraus.

      Der Fremde blieb stehen.

      Wyatt machte zwei Schritte auf ihn zu und reichte ihm die Hand. »Hallo, Doc!«

      »Hallo, Marshal!«

      Rock Elmers blickte in das Gesicht des drahtigen Mannes. »Ein Doc ist er. Hell und devils, wenn er mit dem Messer so schnell wie mit dem Colt ist, dann muß sein Geschäft ja blühen!«

      »Er ist Zahnklempner«, sagte Wyatt, und ein kleines Grinsen stand in seinen Augenwinkeln.

      Elmers griff nach seiner Kinnlade. »Zahndoktor? Damned, so was hat mir noch gefehlt. Kommen Sie, Doc. Erst müssen wir einen heben!«

      Zwei Stunden später wußte die ganze Stadt, daß John Holliday in der Stadt war. Der zweite Mann, dessen Name in den Middleweststaaten bekannt war. Zwar auf eine andere Art bekannt als der des Marshals, aber nicht weniger gefürchtet.

      Und er hatte sich in Deadwood ja auch gleich richtig eingeführt, der ruhelose Gambler, den es aus einer sicheren Existenz, aus seiner Heimat hierher in dieses wilde rauhe Land verschlagen hatte.

      Als Wyatt den Sunset-Saloon betrat, saß Holliday mit Elmers und zwei anderen Männern an einem mit grünem Stoff bezogenen Spieltisch, ein halbvolles Whiskyglas neben sich stehend und eine lange dünne Zigarette zwischen den Lippen.

      Holliday sah kurz auf. Und als der Marshal schließlich hinter ihm stand, meinte er, ohne sich umzudrehen. »Einen Brandy?«

      »Yeah«, sagte Wyatt leise.

      Der Gambler winkte den Wirt heran. »Einen Brandy für den Marshal. Aber den besten!«

      Rasch machte sich der Salooner davon und brachte das bestellte Getränk.

      Wyatt nahm nur einen kleinen Schluck.

      Holliday blickte auf das Glas und brummte: »Das hat sich also inzwischen auch nicht geändert.«

      »No«, versetzte Wyatt und beobachtete das Spiel.

      *

      Spät am Abend warf Wyatt noch einen Blick in das Haus des Arztes.

      Doc Holliday lehnte draußen an einem Vorbaupfeiler, als er wieder hinauskam.

      Gemeinsam schlenderten sie die

      Mainstreet hinunter, gingen wortlos nebeneinander her.

      Wyatt verließ die Stadt durch eine Nebengasse und hielt auf einen berganliegenden Corral zu, der leer war.

      Hier setzte er sich auf eines der brüchigen Gatter und zündete sich eine Zigarre an.

      Holliday setzte sich neben ihn.

      Unter ihnen lag die nächtliche Stadt.

      »Feine Gegend«, sagte der Spieler und zog eine Zigarette aus der Reverstasche.

      Wyatt nickte. »Yeah – nicht anders als Dodge. Vielleicht noch wilder.«

      »Sind Sie schon lange hier?«

      Der Missourier berichtete von seinem Ritt als Gunman nach Midland.

      Der Gambler lachte auf eine für ihn typische Weise still vor sich hin. »Dieser Pferde-Rancher sieht aus wie ein Revolverschwinger aus dem Panhandle. – Aber wie fanden Sie meinen Auftritt?«

      »Echt Holliday«, versetzte Wyatt.

      »Ich meine die Schüsse?«

      Der Marshal wandte den Kopf und blickte auf das scharfe Profil des Abenteurers. »Sie haben sich gebessert.«

      »Nach Ihrem Geschmack.«

      »Yeah. Wenn Sie ein halbes Jahr jünger gewesen wären, lägen jetzt wenigstens sieben Tote auf der Mainstreet. Sie sehen, es geht auch so.«

      Holliday wischte sich bedächtig über das Gesicht. »Yeah, das stimmt. Aber ich bleibe dabei, daß ein toter Feind weniger Sorgen macht als ein noch lebender. Und die Hees-Banditen leben alle noch. In wenigen Tagen sind sie wieder fit und tauchen todsicher wieder hier auf.«

      »Kann sein.«

      »Bleiben Sie länger?«

      »Ich weiß es nicht. Und Sie?«

      »Keine Ahnung.«

      Sie sprachen es nicht aus, dachten aber beide das gleiche: John Holliday war dem Marshal nachgereist. Weshalb? Vielleicht wußte er es selbst nicht genau. Ganz gewiß ahnte er in diesem Augenblick nicht, daß er ihm noch oft nachreisen würde, bis zu jenem Morgen, wo er zusammen mit ihm unten in der Silberstadt Tombstone in den Revolverkampf steigen würde, der ein besonderes Blatt in der amerikanischen Geschichte einnehmen sollte.

      Stumm rauchten die beiden vor sich hin. Sie waren Freunde, ohne je darüber gesprochen zu haben. Dieser Doc John Holliday sollte der einzige echte Freund sein und bleiben, den der große Wyatt Earp in seinem ganzen Leben hatte. Es war ein Kuriosum: Ausgerechnet ein Abenteurer, ein gefährlicher Spieler, ein Mann, der haarscharf an der Grenze des Gesetzes entlangritt, war sein Freund.

      Plötzlich sagte Holliday: »Es war verdammt langweilig in Dodge. Dann kam der kleine dicke Wells-Fargo-Agent und sprach von Ihnen. Da dachte ich mir, da oben in den Black Hills geht es bestimmt heißer zu.«

      In der Ferne kam das Geräusch von dumpfem Hufschlag auf.

      Holliday rutschte von dem Gatter und schlug seine Rockschöße auseinander.

      Der Reiter hielt genau auf das Gatter zu.

      »Es ist Dave Collins.«

      »Der Mestize?«

      »Yeah.«

      Der Reiter war jetzt dicht am Corral. Als er die beiden Männer sah, hielt er an.

      »Komm näher, Dave, es ist... Doc Holliday!«

      Der Cowboy ritt an das Gatter heran und rutschte aus dem Sattel.

      »Was


Скачать книгу