Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 2 – Western - William Mark D.


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sah auf sie hinab. »Miß Maxwell?«

      »Ich möchte Ihnen etwas sagen –«

      »Ja?«

      »Wenn Ihr Herz jetzt so hart ist wie Ihr Gesicht, dann möchte ich lieber schweigen.«

      Der Marshal blickte düster auf die Straße. »Ich weiß nicht, wie hart mein Herz ist, ich weiß nur, daß es hier einige Dinge gibt, die mir nicht gefallen.«

      »Überall wird es Dinge geben, die einem nicht gefallen, Mister Earp.«

      »Yeah. Und für mich gibt es da immer nur zwei Wege: entweder ich gehe…«

      »… oder Sie bleiben«, unterbrach sie ihn.

      Da nahm er den Kopf herum. Eiseskälte sprang sie aus seinen tiefblauen Augen an. »Yeah, und wenn ich bleibe, dann kämpfe ich.«

      Das Mädchen schluckte. »Das weiß ich. Und deshalb wollte ich Ihnen etwas sagen. Es fällt mir nicht leicht, es zu sagen.« Bis jetzt hatte sie ihn fest angesehen. Nun aber senkte sie den Blick auf ihre Hände. »Seit ich Sie gesehen habe, hatte ich drei verschiedene Wünsche. Zuerst hatte ich Angst vor Ihnen, draußen auf der Straße. Als Sie vom Pferd stiegen, einen Blick auf die zertrümmerte Kutsche warfen und dann bei dem toten Fahrer stehen blieben, hätte ich vor Angst vergehen mögen. Als Sie sich dann umwandten und auf mich zukamen, hätte ich fast geschrien. Ihre Augen... Ich weiß nicht, es ging etwas Merkwürdiges von ihnen aus. Ich fühlte mich wie gelähmt. Vielleicht war es auch die Umgebung. Das grausige Erlebnis, die Banditen, die Schüsse, der Tote. Später wurde dann alles anders, als Sie die drei Männer brachten, und als ich Sie mit Vater sprechen sah. Ich habe oben auf der Balustrade gestanden und gesehen, wie Sie drüben vom Markt her die sechs Löcher hier in das Schild der Wells-Fargo schossen. Aber trotzdem…« Sie schluckte und sagte die nächsten Worte merkwürdig hart. »Jetzt wünschte ich, Sie würden wegreiten.«

      Der Missourier sah sie nachdenklich an. Es arbeitete in seinem Gesicht. Schließlich sagte er: »Sie haben mir nur das Schlechte gesagt, Ann. Trotzdem habe ich auch das Gute herausgehört. Aber ich werde Ihren dritten Wunsch nicht erfüllen. Ich bleibe!«

      Schnell warf sie den Kopf hoch. »Nein!«

      Die Augen des Mannes, in denen es einen Augenblick hell gewesen war, verdunkelten sich sofort. »Hinter Smithweck wurde ein Fahrer der Wells-Fargo zusammengeschossen. Sie selbst waren dabei. Beaulieu, der an jenem Morgen das Lager verließ, um das Pferd zurück in die Stadt zu bringen, lag zwei Meilen weiter mit dem Gesicht im Dreck, eine Kugel im Rücken.«

      Das Mädchen stieß einen unterdrückten Schrei aus. »Beaulieu? Das ist nicht wahr!«

      »Es ist wahr«, versetzte der Mann schroff. »Und unten am Cheyenne-River liegen drei tote Goldgräber, die hier in den Claims wie die Wilden geschuftet haben und ihr Gold nach Midland gebracht haben wollten. Die ganze Stadt weiß, daß die Overland auf siebzehn Fahrten siebzehnmal überfallen wurde, und nichts geschieht.«

      Eine flammende Röte schoß über das Gesicht der Frau. Bitter sagte sie: »Und dann sind Sie gekommen, der große Wyatt Earp! Er schießt wie der Teufel, und sieben harte Weidereiter kriechen wie geprügelte Hunde davon. Er hat es nicht nötig, etwas im geheimen zu tun, er proklamiert sogar auf dicken Plakaten, daß er den Goldtransport begleitet, und vor dem einen Gunman laufen die Verbrecher zwischen hier und Midland davon.«

      »Den Song konnten Sie sich sparen, Miß. Wenn zwei Banditen in zwei Büschen sitzen, und der eine schießt mir ein Loch in den Rücken, dann bin ich ein toter Mann. Tot wie Beaulieu und wie die anderen, die in Midland auf dem Kreuzhügel liegen. Das ist wirklich das einzige, was zählt. Aber solange ich lebe, Miß Maxwell, bin ich den einen Weg gegangen…«

      »Ich weiß«, unterbrach sie ihn heiser vor Erregung, »den Weg des Kampfes. Es ist der Weg, den Sie gehen müssen. Den Sie in Wichita und Dodge und all den anderen Orten gegangen sind. Es ist der Weg des Wyatt Earp. Und auf seiner Fährte bleibt Traurigkeit zurück und Angst. Sie bilden sich ein, ein König zu sein – dabei haben die Menschen nur Angst vor Ihnen.«

      Das Gesicht des Missouriers war noch um einen Schatten düsterer geworden. »Sie irren, Ann Maxwell. Ich weiß genau, wer ich bin und wie klein ich bin. Aber niemand wird mich daran hindern, das zu tun, was ich für gut befinde. Und wenn ich Angst und Schrecken zurücklasse, dann nur bei den Schuldigen, Miß. Bei Menschen, die außerhalb des Gesetzes stehen. Und jetzt will ich Ihnen noch etwas sagen, Ann Maxwell: Als ich vor einer Stunde in die Stadt zurückkam, war ich zuerst im Sheriff-Office. Wissen Sie, was ich da gesehen habe? Einen zusammengeschlagenen Mann mit einem Stern auf der Brust. Er lag gefesselt in der Zelle, in der Dunc Blackburn und seine beiden Spießgesellen gesessen haben.«

      Die junge Frau sah ihn erschrocken an. »Nein…«, stammelte sie.

      »Doch, Ann, es ist so. Und so sieht Ihre Stadt aus. Ihr gepriesenes Deadwood, das keinen Mann braucht, der hart ist. Leben Sie wohl.« Er wandte sich ab und ging zum Sheriff Office hinüber.

      Es dauerte Tage, bis der Sheriff wieder auf dem Posten war.

      Er lag in seinem Zimmer auf dem Bett im Cleveland-Hotel, als der junge Deputy Frank Yesterday eintrat. »Sheriff! Fünf betrunkene Digger stehen vor dem Office und machen einen Höllenlärm. Sie wollen ihr Gold wiederhaben, rufen sie. Sie haben gedroht, uns die Scheiben einzuschlagen…«

      Zwei Schüsse peitschten in diesem Moment über die Straße.

      Baker richtete sich auf. Sein Gesicht war blaß, und Schweißperlen standen auf seiner Stirn. »Es ist gut, Frank, ich komme.« Er langte nach seinem Waffengurt, schnallte ihn um und setzte seinen Hut auf.

      Frank Yesterday sah seinen Boß unsicher an. »Ich weiß nicht, Sheriff – soll ich nicht nach Wyatt Earp suchen?«

      Baker schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wo er ist. Er kraucht seit Tagen in der Gegend herum und kommt erst spät abends zurück in sein Zimmer.«

      Frank biß die Zähne zusammen.

      Draußen auf der Mainstreet fiel wieder ein Schuß.

      Der Sheriff ging hinaus.

      Frank folgte ihm langsam.

      Mit staksigen Schritten schlenderte der Sheriff über die Stepwalks zu seinem Büro.

      Als er die Straße überquerte, sah er drüben auf seinem Vorbau mehrere Männer. Ein junger Goldgräber stand vor der Treppe und blickte dem Sheriff entgegen. In der Linken hatte er eine Flasche und in der Rechten einen Colt.

      »Hey! Da kommt ja unser prächtiger Sheriff! Hallo, old Boy! Wir sind da!« Der Bursche riß den Colt hoch und feuerte einen Schuß ab.

      Die Kugel schlug einen halben Yard vor dem Sheriff in den Boden, klatschte auf einen Stein und heulte quarrend als Querschläger davon.

      Das Gesicht des Sternträgers war um einen Schein bleicher geworden. »Was soll das, Jim?«

      Der junge Goldgräber grölte: »Wir wollen unser Gold, Sheriff! Du hast hier für Sicherheit zu sorgen. Monatelang haben wir in den Claims wie die Verrückten geschuftet! Jawohl, das haben wir, stimmt’s Boys?«

      Die anderen Männer stimmten ihm geräuschvoll zu.

      Der Sheriff machte einen Schritt vorwärts.

      Da peitschte wieder ein Schuß auf und harkte den Boden vor der rechten Stiefelspitze des Sheriffs auf.

      »Bleib stehen, Brother! Jetzt sind wir an der Reihe.«

      Hufschlag war auf der Straße.

      Der Sheriff blickte zur Seite und sah drei Reiter von Süden die Straße heraufkommen.

      Ed Hees, Mac Gibbons und der riesige Nat Flasher. Die drei blieben zehn Yards hinter dem Sheriff stehen.

      Der junge Goldgräber sah zu ihnen hinüber. »Hallo, Ed Hees, es ist gut, daß du kommst. Wir rechnen gerade mit dem Sheriff ab. Wir wollen das Geld für unser Gold.«

      Der Sheriff preßte die Zähne aufeinander. Er verfluchte die Schwäche


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