Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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      Kirk McLowery! Welch eine Überraschung!

      Gebannt standen die beiden Dodger vor dem bis zur unteren Hälfte mit Buntpapier beklebten Fenster und starrten auf den hochgewachsenen schwarzen Mann an der Theke.

      In diesem Augenblick verließ einer der Gäste den Saloon und trat auf den Vorbau.

      Wyatt griff ihn sofort am Arm.

      Der Mann schrak sichtlich zusammen. Er war vielleicht sechzig Jahre alt und hatte einen starken Schnauzbart. Aus mißtrauischen Augen musterte er den hochgewachsenen Mann, der da vor ihm stand.

      »Was wollen Sie von mir?«

      »Ich habe nur eine Frage, Mister. Haben Sie gehört, daß der Sheriff erschossen worden ist?«

      »Nein!« Der Alte zog die Brauen zusammen. »Der Sheriff? Das kann doch nicht wahr sein!«

      »Doch, es ist wahr –. Sie können weitergehen, Mister.«

      Kopfschüttelnd trottete der Mann davon und hielt auf das Sheriffs Office zu.

      »Also wissen die da drinnen noch nichts«, meinte der Spieler. »Ein Wunder wäre es übrigens nicht bei dem Lärm, den diese alte Totenmühle da verursacht.«

      Mit brennenden Augen starrte der Marshal auf den breiten Rücken Kirk McLowerys. Was suchte dieser Mann hier in der Stadt?

      Ausgerechnet in jener Stadt, in der der Marshal den Boß der Galgenmänner vermutete.

      Hier von diesem Red Rock aus wäre sowohl der Überfall in Casa Grande als auch der Coup in Marana gut zu dirigieren gewesen.

      Die Lippen des Missouriers sprangen auseinander.

      »Ich kann es nicht glauben«, preßte er durch die Zähne.

      Holliday ließ seinen Blick durch den großen zweiteiligen Saloon schweifen. Aber er konnte keinen Mann mehr entdecken, der ihm bekannt war.

      »Und doch ist er nicht allein hier«, sagte er leise vor sich hin.

      »Nein, das nehme ich auch nicht an«, entgegnete der Marshal. »Trotzdem müssen wir hinein.«

      Holliday nickte, schob seine beiden Revolver weiter nach vorn über die Oberschenkel und warf dem Gefährten noch einen kurzen Blick zu. Dann ging er an der Frontseite des Hauses entlang bis an die Ecke und war gleich darauf verschwunden.

      Wyatt wußte, daß er sich auf den Freund verlassen konnte. Er würde in Kürze hinter der rückwärtigen Schankhaustür bereitstehen.

      Wyatt wartete noch zwei Minuten, dann ging er auf die Tür zu, öffnete sie und trat ein.

      Der Musikautomat hämmerte gerade den scheußlichen uralten »Song of the Prärie«. Die teilweise schon angetrunkenen Gäste sangen mehr oder weniger richtig und laut mit. Links auf einem Podest tanzten zwei grellgeschminkte Girls mit wenig anmutigen Bewegungen dazu.

      Wyatt Earp blickte nur auf den schwarzgekleideten Mann an der Theke, auf Kirk McLowery.

      Der starrte in den Spiegel. Er hatte den Marshal sofort gesehen. Aber kein Muskel an ihm zuckte.

      Plötzlich flog seine linke Hand zum Revolver, riß die Waffe gedankenschnell hoch, stieß sie zur Seite, und der Schuß fauchte los.

      Mitten in das Herz des Musikautomaten hinein.

      Mit einem kläglichen Jaulen röhrte das Orchestrion sein Leben aus.

      Auch Wyatt Earp hatte seinen Revolver in der Hand, den großen schweren 45er Buntline Special mit dem sechskantigen Lauf.

      Er hatte im gleichen Augenblick wie Kirk McLowery gezogen. Als er jetzt sah, daß der Desperado seine Waffe mit einem Handsalto wieder zurück ins Halfter fliegen ließ, ließ auch der Missourier die Waffe zurück in den Lederschuh gleiten.

      Der »Cowboy« aus dem San Pedro Valley starrte unverwandt in den Spiegel.

      Es war plötzlich merkwürdig still in dem großen Spielsaloon geworden.

      Die Männer blickten zur Tür und auf McLowery.

      Der kahlköpfige Keeper ging in Deckung, und der Alte, der ihm geholfen hatte, Gläser zu spülen, wollte durch den Perlenvorhang verschwinden.

      »Was ist los, Billy?« kam es da spöttisch über die Lippen des Outlaws. »Weshalb verkriechst du dich? Bleib ruhig hier, sonst verpaßt du noch etwas.«

      Die Luft in der Schenke war zum Schneiden dick.

      Unendlich langsam drehte der Desperado sich um, stützte sich mit den Unterarmen auf die metallbeschlagene Thekenkante und zog den rechten Fuß an, so daß sein Absatz hinter die Fuß­leiste hakte. Er blickte über die Köpfe der Männer und sah dann zum Eingang hin.

      »Welche Überraschung! Der große Wyatt Earp! Männer vom Red Rock, verrenkt eure Hälse, es lohnt sich: Da in der Tür steht der berühmte Marshal Earp! Hoffentlich wißt ihr die Ehre zu schätzen.«

      Wyatt kam langsam von der Tür an die Theke heran.

      Die anderen Gäste, die sich da aufgehalten hatten, huschten nun davon. Die Girls hatten sich schon lange vorher kreischend davongemacht.

      Kirk McLowery lehnte sich weiter nach links, so daß er sich nur noch mit den Ellbogen auf die Thekenkante stützte. Die ganze Länge des Schanktisches befand sich jetzt zwischen den beiden Männern.

      Da griff Kirk in seiner ruckhaften Art blitzschnell nach zwei Gläsern, füllte sie zur Hälfte und schob das eine mit einer geschickten Rutschpartie über die ganze Länge der Theke dem Marshal zu.

      Wyatt blickte dem Desperado in die Augen.

      »Das ist in der Tat eine Überraschung, Kirk McLowery.«

      »Freut mich, daß wir beide einmal der gleichen Ansicht sind. – Wie steht’s mit dem Drink?«

      Der Marshal überhörte diese Frage. Er beobachtete die Männer, die sich von der Theke abgesetzt hatten. Aber keiner schien zu dem Desperado zu gehören. Er konnte nicht alle Gesichter der Leute an den Tischen sehen; das war schlecht, denn so konnte er auch nicht feststellen, ob irgendwo eine McLowery-Clique steckte.

      Kirk nahm mit spitzen Fingern ein silbernes Zigarettenetui aus der Tasche und zog eine Zigarette hervor, die er sich in den Mundwinkel schob. Ohne den Blick von dem Missourier zu lassen, schnarrte er: »Gib mir Feuer, Ted.«

      Von dem Tisch, der der Theke am nächsten stand, erhob sich ein Mann. Er war mittelgroß, hatte ein eingefallenes, unangenehmes Gesicht und trug einen dunklen Tuchanzug, der ihm absolut nicht stand.

      Er kam rasch auf den Desperado zu, riß ein Zündholz an und hielt es ihm an die Zigarette.

      Kirk sog die Flamme in den Tabak und zischte dann: »Verschwinde!«

      Der Mann trottete zu seinem Tisch zurück.

      Mit einem raschen Blick hatte der Marshal die Gesichter der drei anderen Männer, die da saßen, überflogen. Er kannte sie alle nicht.

      Es waren stoppelbärtige, zerfurchte, kantige Gesichter. Das also waren Kirks Leute.

      Der Bandit hatte den Mann bewußt zu sich bestellt, um dem Marshal gleich von vornherein klarzumachen, wie stark seine Position war. Damit jedoch konnte er einem Mann wie dem Missourier nicht imponieren.

      Während er ein paar dicke weißblaue Rauchwolken vor sich hin paffte, näselte der San Pedro Valley Man: »Ich schätze, Sie sind nicht zufällig in der Stadt, Marshal.«

      »Da täuschen Sie sich nicht, McLowery. Ich suche einen Mann.«

      »Ja, das dachte ich mir. Wyatt Earp sucht immer einen Mann.« Plötzlich warf er den Kopf hoch und blickte über die Asche seiner Zigarette hinweg auf den Marshal.

      »Haben Sie ihn gefunden?« fragte er rasch.

      »Das wird sich gleich zeigen.«

      Es schien dem Missourier, als ob ein Schatten über


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