Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
dafür, daß Kirk McLowery die wahre Gefährlichkeit des Schützen Holliday weit besser einzuschätzen wußte, als etwa der kleine giftige Bompee – sondern sie entsprangen mehr dem Ärger darüber, daß der kleine Mann sich in den Vordergrund spielen und den Mutigen markieren wollte.

      Kirk nahm seine Zigarette aus dem Mundwinkel, ließ sie auf den Boden fallen und zertrat sie mit der Stiefelspitze.

      Und was jetzt kam, war ganz typisch für ihn.

      Wyatt Earp kannte keinen anderen Mann, der sich das in dieser Situation herausgenommen hätte:

      Kirk wandte sich langsam um, stemmte beide Ellbogen auf die Theke und rief dem Keeper halblaut zu: »Einen Brandy für mich, aber ein bißchen schnell. Einen Brandy für den Marshal und einen für den Doc. Die drei aus der guten Flasche, klar? Und von dem Fusel da gießt du meinen Leuten einen Drink ein.«

      Verblüfft blickte der Marshal auf den Desperado.

      Mit ungeheurer Geschicklichkeit verstand es dieser flexible Mann immer wieder, sich aus brenzligen Situationen herauszuwinden.

      Aber der Marshal war nicht gesonnen, sich bluffen zu lassen.

      »Kirk McLowery!« rief er mit schneidender Stimme.

      Der Bandit blickte nur in den Spiegel.

      »Was gibt’s, Marshal?«

      »Ich habe gesagt, daß die Galgenmänner in der Stadt sind. Und daß der Sheriff erschossen worden ist.«

      »Na und?« Kirk zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen. »Was habe ich damit zu tun? Seien Sie doch nicht so ungemütlich. Überall, wo Sie auftauchen, verbreiten Sie Eiseskälte. Verdammt noch mal, es ist draußen gerade kalt genug! Verderben Sie mir nicht meinen Drink.«

      Er hob das Glas und kippte es in die Kehle.

      »McLowery!« rief der Marshal.

      Da wirbelte der Bandit zur Seite – und hatte seinen zweiten Revolver in der Faust.

      »Lassen Sie mich endlich zufrieden, Earp«, zischte er.

      »Der Junge wird nervös«, kam es da von Hollidays Lippen.

      Kirk warf den linken Arm zur Seite – und ein Schuß zerschmetterte den rie­sigen Thekenspiegel in tausend Scherben.

      Der Bluff verfehlte seine Wirkung nicht.

      Kirk schob den Colt ins Halfter zurück, gab Ted einen Wink, den anderen, den ihm der Spieler aus der Hand geschossen hatte, aufzuheben, schob auch diesen in den Lederhandschuh und lehnte sich wieder auf die Theke.

      Da trat Wyatt an ihn heran.

      »Sie waren in Tucson, als der Steuereinnehmer von den Galgenmännern entführt wurde, Kirk McLowery. Sie haben in Tombstone mit Galgenmännern zu tun gehabt, und auf Ihrer Ranch oben im San Pedro Valley habe ich auch Galgenmänner gefunden. Einer von ihnen hat mich aus der Fallgrube Ihres Großvaters herausgeholt.«

      Da schlug der Desperado eine blecherne Lache an.

      »Was wollen Sie eigentlich von mir, Earp?« Der Desperado hatte dabei mit einer theatralischen Geste seine Arme erhoben, wobei sein Jackett vorn weit auseinanderging. Da sah Wyatt links in seinem Hosengurt einen Revolver stecken, auf dessen schwarzem Schaft ein in Elfenbein eingelegtes Dreieck zu sehen war.

      Das war genauso ein Revolver, wie ihn der Mann getragen hatte, der als erster der Graugesichter nach Marana gekommen war!

      Wyatt trat auf Kirk zu und griff blitzschnell nach der Waffe.

      Zu spät suchte der Desperado den Missourier davon abzuhalten.

      Wyatt hielt die Waffe in der Hand und legte sie auf die Theke.

      »Wem gehört dieses Schießeisen?«

      Kirk McLowery machte keineswegs den Eindruck, als ob er sehr erschrocken wäre.

      »Ich bin Ihnen keine Antwort auf diese Frage schuldig. Aber ich bin ein Gentleman und werde infolgedessen reden. Ich habe den Colt beim Poker gewonnen. Da, diese Schleiereule, die sich da hinter der Theke zu verkriechen sucht, ist sogar Zeuge. Stimmt’s?«

      Der Wirt nickte. »Ja, Mr. Earp, das stimmt. Mr. McLowery hat den Colt vorgestern hier von einem Mann gewonnen.«

      »Von welchem Mann?«

      »Ich weiß nicht, wie er heißt.«

      »Wie sah er aus?«

      »Ich kann es nicht genau sagen. Er war nicht ganz so groß wie Mr. McLowery, und er hatte…«

      »… zwei Ohren und zwei Augen, eine Nase und einen Mund«, höhnte der San Pedro Valley Man. »Mensch, halt den Marshal nicht mit diesen Phrasen auf. Er will wissen, wie der Mann aussah. Sag ihm, daß er einen zerzausten, zottigen Schnurrbart unter der Nase hängen hatte, daß er abgetragenes braunes Lederzeug und einen verbeulten Hut trug. Ich glaube, er hieß Jim oder Joe oder Jack. Ich weiß es nicht.«

      Wyatt tauschte einen raschen Blick mit Doc Holliday.

      Der verließ die Schenke unbemerkt durch die Tür, durch die er hereingekommen war.

      »Sie halten sich also schon mehrere Tage in der Stadt auf?« forschte der Missourier.

      Kirk zog die Schultern hoch. »Ja, weshalb nicht. Haben Sie etwas dagegen? Hören Sie, Earp, ich bin nicht Phin Clanton. Sie können mit mir nicht umgehen wie mit ihm.«

      Der Marshal überging diese Anspielung.

      »Der Bursche, dem dieser Revolver gehörte, ist ein Galgenmann. Ich habe ihn in Marana gesehen. Er muß zwei dieser Waffen besessen haben. Eine trug er noch im Halfter.«

      »Na und?« Kirk McLowery zündete sich in Ruhe eine neue Zigarette an.

      Da spannte der Marshal urplötzlich seine Linke um das Handgelenk des Desperados und riß den Arm nach vorn.

      »Suchen Sie nicht, mir auszuweichen, Kirk! Sie wissen genau, was ich meine. Es kann eine ganze Reihe von diesen Revolvern geben. Sie können den Wirt zu seiner Aussage bestochen haben. Das Dreieck hier auf dem Revolverlauf ist das Zeichen der Graugesichter.«

      In den Augen des Banditen blitzte es auf. War es Zorn – oder war es Schrecken?

      Wyatt beschloß, noch einen Schritt weiterzugehen.

      »Ich habe etwas gefunden, was Sie verloren haben, Kirk.«

      »So –?«

      Wyatt nahm den Ring aus der Tasche, den er dem toten Galgenmann in Marana von der Hand gestreift hatte.

      Kirk blickte auf den Ring.

      Wyatt starrte gespannt in das Gesicht des Desperados.

      Aber entweder vermochte sich der Outlaw so meisterhaft wie ein Schauspieler zu beherrschen, oder der Ring sagte ihm wirklich nichts.

      »Das soll ich verloren haben? Habe das Ding nie gesehen.«

      Der Marshal hatte vorhin plötzlich ein sonderbares Gefühl in der Magengrube gehabt; deshalb hatte er dem Georgier zugeblinzelt, daß er wieder hinausgehen sollte.

      Es war besser, wenn einer von ihnen das Haus von außen unter Kontrolle hielt. Schließlich waren sie ja allein hier in der Stadt. Der einzige Mann, der ihnen beigestanden hatte, lag jetzt aufgebahrt im Totenhaus.

      Wyatt Earp wußte jetzt genau, daß der Georgier die Hintertür der Schenke zwar einen Spaltbreit offengelassen hatte, aber nicht mehr dahinter stand, sondern vorn auf dem Vorbau wachen würde. Es war klar, daß Kirk McLowery nicht so leicht zu überführen war.

      Wenn der Mann mit den Graugesichtern zusammenhing, ja, einer ihrer Führer, wenn nicht gar der Boß war, dann durfte man ihn unter keinen Umständen weiter auf freiem Fuß lassen. Aber wie sollte man ihn mit den sieben Männern im Rücken überwältigen?

      Dazu gab es nur einen Weg.

      Wyatt nahm ein Geldstück aus der Tasche und warf es klimpernd auf das Thekenblech.


Скачать книгу