Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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der Georgier setzte sich in Bewegung; er ging nach altbewährter Manier um das Haus herum, um es durch seinen rückwärtigen Eingang zu betreten.

      Wyatt traf in der Halle den Besitzer des Hauses und sprach mit ihm.

      Der Mann war den ganzen Tag nicht im Haus gewesen, sondern hatte sich bei seiner Schwester aufgehalten, deren Mann Geburtstag gefeiert hatte.

      »Ich kann Ihnen leider keine Auskunft geben, Mr. Earp. Ich weiß nicht, wer heute gekommen ist. Und was mit Synders los ist, begreife ich nicht.«

      Wyatt suchte sämtliche Zimmer durch.

      Ein Kaufmann aus Louisiana wohnte in Nummer drei: Ein etwa sechzigjähriger dickleibiger Mann, der kaum etwas mit der Bande zu tun haben konnte.

      Schräg gegenüber in Zimmer vier wohnte eine Frau.

      Daneben in sechs fand er einen Mann, der mit seinem siebenjährigen Sohn auf der Reise nach Flaggstaff war. Sie kamen aus Nogales.

      In Zimmer fünf wohnte ein junger Mann, der gestern gekommen war und morgen weiter wollte. Er war vielleicht einssiebzig groß, trug einen gutgeschneiderten, karierten Anzug und hatte die Manieren eines Gentlemans. »Ich arbeite für eine Landmaschinenfabrik in Los Angeles«, erklärte er dem Marshal.

      Nein, auch dieser Mann machte nicht den Eindruck, als ob er zu den Galgenmännern gehörte.

      Und doch mußte der Mann hinterm Rezeptionstisch einen Grund gehabt haben, zur Waffe zu greifen!

      Ted Synders selbst war doch absolut unverdächtig gewesen und hätte keinen Grund gehabt, den Marshal aufzuhalten, wenn er nicht irgend jemanden hätte schützen wollen. Einen Mann, vor dem er Angst hatte.

      Wyatt verließ das Haus durch die Hoftür und sah sich Doc Holliday gegenüber.

      »Nichts?« forschte der Spieler.

      Wyatt schüttelte den Kopf. »Nein.«

      »Unwahrscheinlich«, meinte der Georgier.

      Wyatt wandte sich dem Hotelbesitzer zu.

      »Und über den Zimmern gibt es kein Geschoß mehr?«

      »Nein, das Dach ist ganz flach. Sie können es gern besichtigen.«

      »Und hinter der Fassade, kann man da hineinkommen?«

      »Eigentlich nicht.«

      Wer hatte den Sheriff niedergeschossen?

      Wenn der Schuß nicht vom Hotel gekommen war, mußte er von dem Nachbarhaus aus abgegeben worden sein.

      Und in diesem Haus wohnte der Mayor. Es war ein Mann von fünfzig Jahren, der einen ehrbaren Eindruck machte und zusammen mit seiner Frau und sieben Kindern von einem Drugstore lebte.

      In dem anderen Haus, das das Hotel flankierte, lebte ein Ehepaar, das sich um seinen kranken Sohn sorgte, der seit Wochen am Gelben Fieber litt.

      »Der Sheriff ist in den Rücken geschossen worden«, preßte der Marshal durch die Zähne. »Also muß der Sheriff von dieser Straßenseite aus gefallen sein.«

      »Und Synders kann nicht eine dritte Waffe bei sich geführt haben?« forschte der Georgier.

      »Nein, das ist sehr unwahrscheinlich. Ich habe ihm in der Hotelhalle den Cloverleaf weggenommen, und draußen verlor er den Derringer bei der Flucht.«

      »Er könnte doch aber einen dritten Revolver bei sich gehabt und ihn dann weggeworfen haben.«

      »Das ist natürlich nicht ausgeschlossen. Aber ich glaube es nicht.«

      Sie gingen langsam die Straße hinunter.

      Plötzlich blieb der Marshal stehen und schlug sich gegen die Stirn. »Bin ich denn wahnsinnig!« Er wandte sich um und lief in weiten Sätzen zurück auf das Hotel zu, stieß die Tür auf, schob ein paar Leute, die ihm im Weg standen, zur Seite, hastete die Treppe hinauf, warf die Tür zu dem Zimmer des jungen Mannes auf, der angeblich im Auftrag einer Landmaschinenfabrik reiste.

      Das Zimmer war leer.

      Wyatt lief ans Fenster, stieß es auf – und sah, daß das Dach hier nur wenig zur Regenrinne abfiel, durch die man mit wenigen Schritten hinter die Fassade kommen konnte.

      Er stieg hinaus und schob sich über das Dach vorwärts hinter die Fassade.

      Wyatt sah ein künstlich eingelassenes Fenster, das zur Verzierung der Fassade gehörte. Es war glaslos. Und von hier aus hatte man einen guten Blick auf die Straße.

      Hier konnte der Mordschütze gestanden haben.

      Wyatt wandte sich um und ging zurück.

      Zimmer für Zimmer suchte er ab.

      Aber der junge Mann war verschwunden.

      Zusammen mit Doc Holliday suchte er eine volle Stunde das Hotel und dessen Umgebung ab.

      Vergeblich!

      Wyatt blickte die Mainstreet hinunter.

      »Sie haben recht, es ist wirklich eine sehr unterhaltsame Stadt.«

      Sie schlenderten langsam über den Vorbau weiter. Als sie den großen Spielsaloon erreicht hatten, blieben sie stehen und lauschten dem Getöse des unablässig johlenden und stampfenden Musikkastens.

      Die beiden blickten durch eines der Fenster in den vollbesetzten Schankraum.

      Die Leute in dem Saloon schienen sich um die Vorgänge draußen auf der Straße nicht im geringsten zu kümmern.

      Und doch war es sicher auch hier längst bekannt geworden, daß der Sheriff ermordet worden war.

      Plötzlich legte der Marshal seine Linke auf den Jackenärmel des Georgiers.

      »He, sehen Sie sich den Mann drüben an der Theke an.«

      Doc Holliday, der die Gäste an den Spieltischen gemustert hatte, wandte den Kopf und stieß einen leisen Pfiff durch die Zähne.

      »Zounds! Ist es möglich!«

      Es war ein großer, schlanker Mann, breitschultrig, schmalhüftig. Er trug einen schwarzen Stetson, einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Samtschleife. Seine Weste schimmerte silbern und war mit schwarzen Stickereien besetzt. Um die Hüfte trug er einen breiten Waffengurt, der an beiden Seiten zwei schwere Revolver hielt. Der Mann hatte ein gutgeschnittenes, vielleicht ein zu glattes Gesicht, dunkle Augen und trug auf der Oberlippe einen scharfausrasierten schwarzen Schnurrbart.

      Nur zu gut kannten die beiden Dodger diesen Menschen. Sie hätten ihn überall, nur nicht hier erwartet.

      Der berüchtigte Tombstoner Gangster Kirk McLowery!

      Die beiden Dodger blickten einander verblüfft an.

      »Phi!« machte der Spieler. »Was sucht der denn hier?«

      Die Gedanken im Hirn des Marshals schossen hin und her wie elektrische Funken.

      Kirk McLowery in Red Rock!

      Was hatte das zu bedeuten? Führte die Spur etwa wieder zu den Clantons zurück?

      Vor einer Stunde war hier auf der Mainstreet ein Gesetzesmann erschossen worden! Noch kannte niemand den Mörder. Zwar war der Mexikaner flüchtig und auch der junge Mann aus dem Hotel – aber da an der Theke des Spielsaloons stand der gefährliche Tombstoner Desperado Kirk McLowery! Der Bruder jener beiden Männer, die vor zwei Jahren bei dem mörderischen Gefecht im Tombstoner O.K. Corral ihr Leben gelassen hatten. Und er war gefährlicher als seine Brüder! Klüger, verschlagener, gerissener und auch viel härter. Ein Mann, der durchaus die Ambitionen und Fähigkeiten zu einem großen Bandenführer besaß!

      Er war es gewesen, der vor Wochen mehrmals den großen Ike Clanton aufgesucht hatte, um ihn zu bewegen, in die Stadt zu kommen.

      Sollte er mit den Galgenmännern zu tun haben? So abwegig wäre dieser Gedanke nicht. Schon mehrmals hatte der Marshal ihn im Verdacht gehabt, ein führender


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