Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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ist. Ich glaube jetzt, daß sie wirklich nur mütterliche Gefühle für ihn hegt. Mütter sind ja manchmal sehr egoistisch.«

      »Auf jeden Fall wäre es ein Jammer, wenn die Musikliebhaber auf einen David Delorme verzichten müßten«, sagte Fee sinnend. »Als ich mir den Kittel kaufte, habe ich übrigens auch ganz zufällig eine Schallplatte von ihm gesehen.«

      »Und natürlich gekauft?« fragte Daniel.

      »Ja, ich habe sie gekauft. Ich wollte sie dir zum Abschied schenken, Daniel, weil ich weiß, daß du ihn doch auch magst.«

      »Wer redet denn jetzt schon von Abschied«, sagte er.

      »Ich zum Beispiel«, sagte Isabel. »Ich habe noch allerlei zu erledigen. Die Platte habe ich übrigens von Lorna Wilding geschenkt bekommen.«

      »Die gleiche?« fragte Fee. »Die Mondscheinsonate und die Pathetique?«

      »Es ist die einzige, die bisher von ihm existiert«, sagte Isabel, »aber hoffentlich nicht die letzte.«

      »Ich glaube noch immer, daß er erst am Anfang steht«, sagte Fee. »Und ich hoffe auch, daß die Insel der Hoffnung dazu beiträgt, ganz zu sich selbst zu finden.«

      »Ich würde auch gern einmal länger dort sein«, sagte Isabel.

      »Kommen Sie doch«, sagte Fee ohne zu zögern. »Für Sie wird immer ein Platz sein.«

      »Du bist aber großmütig, Fee«, sagte Daniel, als Isabel gegangen war.

      »Nun übertreib aber nicht. Sie ist deine Freundin und wird auch meine Freundin sein.«

      Er sah sie lange und forschend an. »In den paar Tagen hast du dich aber gewaltig geändert«, stellte er fest.

      Plötzlich fühlte sie sich ganz frei und leicht. Tiefe Zärtlichkeit war in seinem Blick. So hatte er sie noch nie angesehen. Alle versteckten Andeutungen, die er bisher gemacht hatte, waren wie nebenbei gesagt worden und sie hatte nie recht gewußt, ob sie ganz ernst zu nehmen waren. Aber dieser Blick versprach und forderte auch alles an Gefühlen, und Fee lehnte sich wieder an ihn. Seine Arme umschlossen sie, und seine Lippen preßten sich an ihre Schläfe.

      »Ein Beweis, daß sich auch Hund und Katze vertragen können«, sagte sie schelmisch.

      »Was ist das für ein Vergleich«, lächelte Daniel

      »Der stammt von Paps. Wenn einer sich wundern wird, wie gut wir uns verstehen, dann bestimmt er.«

      »Da werden sich noch mehr wundern«, sagte Daniel, aber ob Johannes Cornelius wirklich zu jenen gehören würde, wagte er zu bezweifeln. Der mochte wohl schon viel früher damit gerechnet haben, daß aus ihnen mal ein Paar werden würde.

      Daniel hielt den Atem an bei diesem Gedanken, der nun wirklich wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam. Bisher war er nur von Stimmungen eingefangen gewesen, aber jetzt wußte er genau, was er wollte. Er dachte zum ersten Mal ans Heiraten, an eine Familie, an die unlösliche Zusammengehörigkeit.

      »Was denkst du, Daniel?« fragte Fee leise, als er sie nur schweigend immer fester an sich preßte.

      »Bin ich nicht zu alt für dich?« fragte er.

      »Wieso zu alt?« fragte sie verblüfft. »Kriegst du Komplexe?«

      »Ein Mann in meinem Alter sollte doch schon verheiratet sein, damit die Kinder keinen Tattergreis zum Vater bekommen.«

      »Wer redet denn da vom Heiraten?« fragte sie beklommen.

      »Ich, oder ist noch jemand hier? Du bist noch so jung, Fee. Würdest du mich dennoch heiraten?«

      Atemloses, berauschendes Glück nahm sie gefangen. Ihr Herz klopfte stürmisch bis in die Kehle hinein.

      »Du fragst so wichtige Dinge ganz nebenbei?« flüsterte sie.

      »Ganz nebenbei? Ich halte dich jetzt schon geraume Zeit in den Armen, so fest, daß du eigentlich spüren müßtest, was ich denke, fühle und wünsche.«

      Er drehte sie zu sich um und seine Lippen legten sich zärtlich auf ihren bebenden Mund, und sie vergaßen alles um sich her, auch daß sie sich Davids Schallplatte hatten anhören wollen. Sie brauchten jetzt keine Musik. In ihnen war Musik und der Gleichklang ihrer Herzen.

      *

      Auf der Insel der Hoffnung brauchte man keine Schallplatten von David Delorme, und man brauchte auch keinen Eintritt zu zahlen, wenn man ihn höen wollte. Er wartete auch nicht, bis Zuhörer sich versammelt hatten. Mitten in einem Gespräch stand er plötzlich auf und ging zum Flügel. Und wenn dann die ersten Töne aufklangen, verstummte jedes Gespräch.

      Heute spielte er schöner und inniger als je zuvor. Heute spielte er für Katja, die in ihrem Rollstuhl neben dem Flügel saß.

      Dr. Cornelius hatte gegen Abend mit Erstaunen bemerkt, daß er plötzlich hinter dem Rollstuhl stand und ihn dann vor sich herschob.

      Ein leises Erschrecken war über das leidvolle junge Gesicht des Mädchens gehuscht, als sie sich umwandte und bemerkte, wer ihren Stuhl da vorwärtsbewegte.

      »Es ist ein schöner Abend«, sagte David. »Wir werden ein wenig die herrliche Luft genießen, Katja.«

      Vielleicht war er so schnell mit ihr vertraut geworden, weil er sich in seiner Sprache mit ihr unterhalten konnte, vielleicht war es auch Mitgefühl mit diesem hilflosen Wesen.

      In Anne Fischers feinem Gesicht spiegelten sich widersprüchliche Empfindungen, als sie den beiden nachblickte.

      »Ob das gut für Katja ist«, sagte sie leise vor sich hin.

      »Schlecht kann es nicht sein«, bemerkte Dr. Cornelius. »David hat so viel Gefühl, daß er bestimmt den richtigen Ton findet.«

      Was die beiden miteinander gesprochen hatten, erfuhren sie nicht, und als sie jetzt im Musiksalon waren, störte sie niemand. Die Töne drangen nach draußen, zauberhafte, weiche Melodien, die keiner von ihnen kannte und die David hier noch nicht gespielt hatte.

      »Von wem sind diese Lieder, David?« fragte Katja, als er seine Finger von den Tasten nahm.

      »Von mir, eigene Kompositionen. Sie sind die erste, die sie hören.«

      Ein rosiger Hauch überflutete ihr feines Gesichtchen, und ein Leuchten kam in ihre Augen.

      »Es ist wunderschön«, flüsterte sie.

      David rückte näher an sie heran und griff nach ihrer Hand. »Ich werde sie Katja widmen, die mich dazu inspiriert hat«, sagte er. »Ich lasse sie hier zurück, wenn ich wieder fortgehen muß, und ich werde sie erst wieder spielen, wenn ich hierher zurückkomme.«

      »Sie wollen wiederkommen, David?« fragte Katja staunend.

      »Ja, immer wieder. So oft ich Zeit habe. Ist es nicht seltsam, Katja, aber zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich an einem Platz zu Hause. Hier, auf der Insel der Hoffnung. Man wird zum Zigeuner, wenn man einen solchen Platz nicht hat.«

      Katja entzog ihm ihre Hand und schob sie in ihre andere. Wie zum Gebet gefaltet lagen sie nun in ihrem Schoß.

      »Ich habe mir gewünscht, viel von der Welt sehen zu können«, sagte sie leise.

      »Ich habe schon viel gesehen«, sagte David, »aber nirgendwo war es so schön, so still wie hier. Nirgendwo war ich so glücklich und frei.«

      Katja blickte zum Flügel. »Das ist doch Ihre Welt, David«, sagte sie sinnend.

      »Ein Teil meiner Welt, gewiß. Werden Sie hierbleiben?« lenkte er ab.

      »Wohin sollte ich wohl? Ich kann doch nicht gehen«, stieß sie hervor.

      »Eines Tages werden Sie wieder gehen können«, sagte David eindringlich. »Glauben gibt Stärke.«

      »Glauben Sie an Gott und seine Gerechtigkeit?« fragte Katja. »Warum hat er uns meinen Vater genommen und mir meinen Verlobten? Warum nimmt er gute Menschen so früh von dieser Welt? Soll man


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