Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Fee noch hierbehalten«, meinte Anne nachsichtig.

      »Ist das nicht zu verstehen?« fragte er. »Ich hatte es mir so schön vorgestellt, Fee hatte es sich doch auch gewünscht, aber Daniel will die Praxis sicher noch ein paar Jahre behalten, bevor er sich entscheidet, hierherzukommen.«

      »Das wird allerdings auch notwendig sein, wenn er uns so viele Patienten schickt, die für die entstehenden Kosten gar nicht aufkommen können«, meinte sie sachlich. »Sonst geraten wir bald in die roten Zahlen.«

      »Sein Vater hat es sich so vorgestellt, Anne, und daran hält sich Daniel«, sagte Dr. Cornelius. »Reiche Leute können sich jeden Sanatoriumsaufenthalt leisten. Die Armen müssen mit dem vorliebnehmen, was man ihnen zugesteht. Hier soll es nicht so sein, und damit haben wir doch schon ganz gute Erfahrungen gemacht. Die Menschen finden nicht nur zurück zur Natur, sondern auch Kontakt zu ihren Mitmenschen, die vom Schicksal nicht so begünstigt sind. Sie halten das doch auch für richtig, Anne.«

      »Ich schon, aber das Bankkonto nicht. Allerdings haben wir schon ein paar edle Spender. Von Herrn Delorme sind heute fünftausend Euro überwiesen worden. Er vergißt uns wirklich nicht.«

      »Er vergißt vor allem Katja nicht, wie es scheint. Sie hat heute einen Brief von ihm aus Barcelona bekommen.«

      »Ihnen entgeht auch nichts, Johannes«, sagte sie im Neckton.

      »Ich interessiere mich für Briefmarken«, erwiderte Dr. Cornelius schmunzelnd.

      Katja Fischer, Annes Tochter, hatte in ihrem jungen Leben schon viel leiden müssen. Im vergangenen Winter war sie beim Skifahren mit ihrem Verlobten in eine Lawine geraten. Er war dabei getötet worden und sie durch den Schock lange Monate gelähmt gewesen. Eine Schocklähmung, die sich dann behoben hatte, als sie hier auf der Insel der Hoffnung den jungen Pianisten David De­lorme kennenlernte.

      Es war nun nicht so, daß Katja gleich wieder frisch und munter war von einer Stunde zur andern. Sie mußte sachgemäß behandelt werden. Aber Anne Fischer, die auch ihren Mann verloren hatte, ein paar Monate, bevor der nächste Schicksalsschlag sie traf, konnte sich nun schon freuen, welche Fortschritte Katjas Genesung machte, wie sicher sie jetzt schon ohne Stock gehen konnte.

      An diesem Tag kam sie schon ganz beschwingt daher. Ihr zartes Gesicht war rosig überhaucht.

      »David hat aus Barcelona geschrieben«, erzählte sie freudig. »Er hat riesigen Erfolg. Anschließend macht er eine Südafrika-Tournee, und dann will er sich wieder ein paar Wochen hier ausruhen. Hättest du das gedacht, Mutti?«

      »Es freut mich«, sagte Anne, aber sie dachte auch dabei, daß Katja sich hoffentlich nicht zu große Hoffnungen in bezug auf David Delorme machte. Ein Künstler von seinem Rang war dauernd unterwegs in aller Welt, und er wurde von den Frauen umschwärmt. Sie wünschte Katja ein beständiges Glück. Ja, sie wünschte es von ganzem Herzen für ihr einziges Kind, das alles war, was ihr von einem großen Glück geblieben war. Allerdings konnte sie nicht übersehen, daß David regelmäßig schrieb. Das würde er wohl nicht tun, wenn sie ihm nicht viel bedeuten würde.

      »Ob Fee nicht vergißt, mir seine neue­ste Platte mitzubringen?« fragte Katja.

      »Sie wird es schon nicht vergessen, Liebes«, erwiderte Anne. »Aber vielleicht gibt es die bei uns noch gar nicht.«

      Die junge Ärztin Dr. Felicitas Cornelius hatte an noch mehr zu denken als an die Schallplatte von David Delorme, und vor allem dachte sie daran, was Daniel wohl für ein Gesicht machen würde, wenn sie plötzlich vor ihm stand, als sie auf dem Wege nach München war, das nun schon als verhangene Silhouette vor ihren Augen auftauchte.

      Strahlender Sonnenschein hatte sie auf der ganzen Fahrt begleitet, aber über der Stadt hing wieder eine Dunstglocke.

      Und diese endlose Kette von Autos, die nun vor ihr herfuhr! Zermürbend war das. Die Menschen mußten

      ja krank werden. Nein, ständig würde sie in der Stadt nicht mehr leben können, so reizvoll München auch immer für sie gewesen war. Aber seit sie draußen waren auf der Roseninsel, ihrer Insel der Hoffnung, gab es in München nur noch einen Anziehungspunkt für sie: Daniel Norden!

      Um nur ja nicht die Schallplatte für Katja zu vergessen, suchte sie zuallererst ein großes Schallplattengeschäft auf, und zum Glück bekam sie diese Platte. Sie kaufte sie gleich zweimal. Eine wollte sie Daniel als Geschenk mitbringen, denn schließlich war David sein Schützling.

      Und eifersüchtig ist er auch auf ihn gewesen, dachte Felicitas mit einem verträumten Lächeln. Eifersüchtig, weil sie für den genialen jungen Pianisten so viel übrig hatte. Allerdings nur für die Art, wie er spielte. Als Mann hatte ihr immer nur einer gefallen, nämlich Daniel, wenngleich sie es verstand, dies lange für sich zu behalten.

      Punkt vier Uhr erreichte sie Daniels Praxis, wie sie es sich vorgenommen hatte. Er war noch nicht da, aber Helga Moll waltete schon ihres Amtes. Sie riß die Augen ganz weit auf, als Felicitas so plötzlich vor ihr stand.

      »Guten Tag, Molly«, sagte Felicitas fröhlich. »Überrascht?«

      »Und wie«, entgegnete Molly. »Ist etwas mit meinem Mann?« fragte sie dann stockend.

      Hans Moll, eigentlich Helgas geschiedener Mann, wenn es jetzt auch so schien, als würden sie doch wieder zueinander finden, befand sich nach einem schweren, unverschuldeten Autounfall ebenfalls auf der Insel der Hoffnung.

      »Nein, es geht ihm gut«, erwiderte Felicitas. »Deswegen komme ich nicht, obgleich ich berichten kann, daß er sich herausmacht und wir ihn tüchtig einspannen.«

      »Das wird ihm guttun«, sagte Helga Moll. »Vielleicht lernt er doch noch, richtig zu arbeiten.«

      Das war ihr großer Kummer gewesen und auch der Grund dafür, daß sie sich scheiden ließ. Nirgendwo hatte es der unstete Hans Moll ausgehalten. Immer hatte Helga für den Unterhalt der Familie sorgen müssen, damit ihre drei wohlgeratenen Kinder eine richtige Ausbildung bekommen konnten.

      »Er ist wirklich sehr anstellig«, erklärte Felicitas. »Er mausert sich zu einem Faktotum, und wenn er Lust

      hat, kann er sich bei uns seinen Lebens­unterhalt verdienen.«

      »Abwarten«, sagte Helga Moll skeptisch. »Neue Besen kehren gut. Aber vielleicht hat er diesmal richtig eins aufs Dach gekriegt.«

      So war diese Helga Moll, zweiundvierzig Jahre alt und noch sehr appetitlich anzusehen, mit beiden Beinen fest im Leben stehend. Eine berufstätige Frau und auch eine fürsorgliche Mutter.

      Felicitas empfand Bewunderung für sie. Daniel hatte in ihr wahrhaft eine tüchtige Hilfe, und für sie war es beruhigend, daß nicht ein junges, hübsches Ding um ihn herumflatterte. Denn, das mußte wohl gesagt werden, auch Felicitas war nicht frei von Eifersucht, denn sie wußte, wie umschwärmt Daniel Norden war.

      »Dr. Norden muß bald kommen«, sagte Helga Moll. »Heute geht es wieder heiß her.«

      »Wann geht es nicht heiß her bei euch«, sagte Felicitas, und da trat auch schon die nächste Patientin ein.

      Es war Lilly Friedinger, forsch, wie Dr. Norden sie kennengelernt hatte, und wie auch Helga Moll sie aus flüchtigen Begegnungen kannte.

      Sie runzelte die Stirn. »Ich bin angemeldet bei Dr. Norden«, sagte Lilly. »Ich habe ihn heute mittag getroffen.«

      »Er hat nichts notiert für heute«, erwiderte Helga Moll gelassen.

      »Sie können es mir schon glauben«, sagte Lilly herablassend. Dann wurde Felicitas von ihr gemustert.

      »Dr. Norden macht noch Besuche«, sagte Molly.

      »Dann werde ich warten. Ich habe mir extra freigenommen.«

      Molly zuckte die Schultern und deutete auf das Wartezimmer, in dem Lilly dann auch verschwand.

      »Sie ist in einem Immobilienbüro hier im Hause beschäftigt«, sagte sie erklärend. »Ich kenne sie vom Sehen. Ist mächtig von sich überzeugt.«

      Wieder eine,


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