Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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hat mich ja nicht zu einem Plauderstünd­chen zu Ihnen geschickt, sondern, um Sie von Ihren Schmerzen zu befreien.«

      »Mir ist schon viel wohler. Schade, daß Sie nicht hierbleiben. Ihre Therapie würde mir sicher gut bekommen.«

      »Sie könnten ja eine Zeit zu uns kommen, auf die Insel der Hoffnung. Ich will keine Propaganda machen, denn wir sind voll belegt, aber vielleicht würde es auch Ihrem Vater guttun, wenn er mal Ferien vom Ich macht.«

      »Wenn man lange vorausplanen muß, ist bei Papa nichts zu machen. Und wenn er sich erst wieder richtig wohl fühlt, gerät er schnell in seinen alten Trott«, sagte Astrid. »Aber ich würde gern kommen.«

      »Und dann wäre bestimmt auch ein Platz für Sie frei«, erwiderte Fee.

      *

      Dr. Norden hatte Frau Kürten berichten können, daß ihr Mann sich wieder recht stark fühlte. Er hatte ihn eigentlich auch wegen Astrid sprechen wollen.

      »Fräulein Dr. Cornelius ist noch bei ihr«, sagte Frau Kürten. »Ich habe sie nicht gestört. Meinem Gefühl nach hat sich Astrid heute über ihre Freundin aufgeregt. Ich habe diese Freundschaft nie so recht gebilligt, aber dreinreden wollte ich meiner Tochter auch nicht.«

      Ihr wollte Daniel nichts von Lillys Besuch sagen. Jetzt wollte er erst einmal abwarten, was Fee zu berichten hatte.

      Astrid war wieder scheu und gehemmt, als er eintrat.

      »Es geht mir schon wieder besser«, sagte sie überstürzt. Ihr Blick wanderte zwischen Daniel und Fee hin und her, und dann entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder.

      »Fräulein Dr. Cornelius hat mir sehr geholfen«, sagte sie. »Sie brauchen nichts mehr für mich zu tun, Herr Doktor.«

      Sie will nichts mit mir zu tun haben, dachte Daniel. Es ist wohl gut, daß ich Fee zu ihr geschickt habe. Sie würde ihm schon einiges zu erzählen haben. Das konnte er von ihrem klaren Gesicht ablesen.

      Das tat sie dann auch ausführlich, und er konnte spüren, wie sie sich mit Astrid Kürten beschäftigte.

      »Das Mädchen ist voller Komplexe«, sagte sie. »Das Gegenteil von dem, wie man sich eine Millionärstochter vorstellt.«

      »Sie möchte keine sein, da liegt der Hase im Pfeffer«, sagte er. »Ihr Vater hat mit mir darüber gesprochen. Deswegen macht sie auch nichts aus sich. Und ich habe von ihm auch erfahren, daß er diesen Wolfgang Bender gern als Schwiegersohn hätte. Eine fatale Situation. Kürten ist nämlich überzeugt, daß seine Tochter Bender liebt und nur zu schüchtern ist, ihm das zu zeigen.«

      »Wenn er so dumm ist und es nicht merkt«, sagte Fee.

      »Das soll anderen auch schon passiert sein, daß sie nicht gemerkt haben, wie sehr sie geliebt werden«, sagte Daniel hintergründig.

      Er spielte auf sie an, auf den früheren Zustand zwischen ihnen, der manchmal äußerst gespannte Stimmungen erzeugt hatte.

      »Du hast es mir aber nie gezeigt, daß du mich liebst«, verteidigte sie sich. »Und außerdem gab es so viele andere Frauen in deinem Leben.«

      »Du mußt es ja wissen«, brummte er.

      »Ich weiß doch, wie du angeschwärmt wirst, auch jetzt noch, aber diese kleine Astrid steckt so voller Komplexe, daß man nur Mitleid mit ihr haben kann.«

      »Aber sie will nicht um ihres Geldes willen geliebt werden«, sagte Daniel.

      »Und warum hat sich diese Lilly an sie gehängt? Doch nur, weil sie sich Vorteile davon versprach. Hoffentlich ist sich Astrid wenigstens darüber im klaren oder wird es, wenn sie darüber nachdenkt.«

      »Und wie lautet die Diagnose, Fräulein Doktor?« fragte er.

      »Vegetative Dystonie, Übersensibilität. Ich hoffe, daß unser Gespräch sich positiv auswirkt.«

      »Aus einem grauen Entlein wird nicht so schnell ein stolzer Schwan«, sagte Daniel.

      »Schau sie doch erst mal genauer an«, sagte Fee. »Sie ist kein graues Entlein. Sie versteht es nur nicht, ihre Vorzüge ins rechte Licht zu rücken. Vielleicht ist sie in diesen jungen Mann wirklich verliebt. Gesprochen hat sie nicht darüber. Ich würde sie gern unter meine Fittiche nehmen.«

      »Hast wohl wieder Reklame fürs Sanatorium gemacht?« fragte er neckend.

      »Es geht nicht um den Profit, sondern um den Menschen«, sagte Fee. »Das ist doch unsere Devise.«

      »Hast ja recht, Liebes«, sagte Daniel. »Schade, daß du nicht meine Praxis teilst.«

      »Ob du dann nicht eine ganze Menge weiblicher Patientinnen verlieren würdest?« meinte sie anzüglich.

      »Dafür eine ganze Anzahl männlicher Patienten dazugewinnen«, konterte er. »Ein feines Deutsch haben wir beieinander. Als ob es männliche Patientinnen geben würde.« Er lachte übermütig und küßte sie, als er vor dem Hause angehalten hatte. Und gerade da ging Wolfgang Bender vorbei. Daniel sah ihn nicht, aber Wolfgang Bender erkannte ihn sofort. Er hatte Dr. Norden ja erst vor einer Stunde in der Klinik gesehen. Und er gestattete sich auch einen langen Blick auf die bildschöne Begleiterin des Arztes.

      Seine Augenbrauen schoben sich zusammen. Lilly hatte ihm doch weismachen wollen, daß Dr. Norden sich für Astrid interessieren würde. Das sah allerdings nicht so aus, und außerdem hatten all ihre Bemerkungen ein sehr unbehagliches Gefühl in ihm wachgerufen. Er nahm sich vor, morgen einmal mit Astrid zu sprechen. Vorsichtig natürlich, ohne Lilly zu erwähnen.

      *

      Daniel und Fee sprachen nicht mehr über Patienten an diesem Abend. Sie hörten sich die Schallplatte von David Delorme an und ließen sich einfangen von der himmlischen Musik. Sie sahen sich dabei an.

      Daniel konnte sich nicht sattsehen an diesem schönen, reinen Gesicht, das umflossen war von dem silberblonden Haar, an den violetten Augen, in denen alle Empfindungen zu lesen waren.

      Fee wiederum stellte fest, wie ausdrucksvoll und wandelbar Daniels Gesicht war, das jetzt so ganz anders wirkte als in der Praxis.

      Er konnte den Beruf und das Privatleben so völlig voneinander trennen, und sie fragte sich, wie viele Menschen ihn wohl wirklich kannten.

      »David ist ein Romantiker«, sagte Daniel, als der letzte Ton verklungen war. »Er paßt gar nicht in diese Welt.«

      »Es war jedenfalls ein Gewinn, ihm zu begegnen«, sagte Fee. »Wie geht es Isabel?«

      Es war nicht so abwegig, Isabel Gunt­ram und David Delorme in einem Atemzug zu nennen, denn schließlich hatte Isabel ziemlich viel dazu beigetragen, daß der berühmte junge Pianist zur Insel der Hoffnung gekommen war, aber Daniel hatte immer gewisse Hemmungen, mit Fee über Isabel zu sprechen.

      »Sie ist mal wieder unterwegs. Ich weiß es von Molly. Ihre Tochter arbeitet doch als Volontärin in Isabels Redak­tion. Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.«

      »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Daniel«, sagte Fee.

      »Ich entschuldige mich nicht. Ich mag nur nicht, daß du annehmen könntest, zwischen uns wäre etwas.«

      »Ich mag Isabel«, sagte Fee. »Es läßt mich nicht kalt, daß ich ihr den Mann weggenommen habe, den sie liebt.«

      »Du siehst das falsch, Liebes«, sagte er und schob seine Hand unter ihren Nacken. »Es gibt wirklich echte Freundschaft zwischen Mann und Frau. Bei Isa­bel und mir ist das so. Es wird auch so bleiben, selbst wenn wir beide verheiratet sind.«

      »Dagegen habe ich doch nichts«, sagte Fee leise.

      »Dann mach dir auch keine Gedanken um sie. Sie liebt ihren Beruf. Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß sie nur Ehefrau oder gar Mutter sein könnte. Apropos Kinder. Wir wollen doch auch welche haben, Fee?«

      »Natürlich«, erwiderte sie.

      »Dann sollten wir mit dem Heiraten aber nicht zu lange warten. Kinder wollen junge Eltern haben.«


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