Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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ich problematische Fälle habe.«

      »Wo?« fragte sie.

      »Ja, das ist die Frage. Kann ich es mir leisten, die Praxis aufzugeben? Eines Tages entdecken die Leute, daß sie durch alle möglichen Illustrierten so eingehend über eine gesunde Lebensweise informiert werden, daß sie keine Kur und keinen Sanatoriumsaufenthalt mehr nötig haben«, sagte Daniel mit einem humorvollen Lächeln, »und dann…«

      »Dann werden die Ärzte auch brotlos«, fiel ihm Fee ins Wort. »Abgesehen von den Chirurgen. Es sei denn, daß nur noch außerordentlich attraktive Männer diesen Beruf ergreifen.«

      »Werd nicht schon wieder keck«, murmelte er, und dann küßte er sie so heiß, daß sie lieber seine Küsse erwiderte, als die Neckerei fortzuführen.

      *

      Um sieben Uhr, wie jeden Tag, läutete bei Dr. Daniel Norden der Wecker, und aus der Küche kam der aromatische Duft des Kaffees. Lenchen war schon am Werk.

      Im Bad rauschte bereits das Wasser, und als Daniel sich endlich aufgerappelt hatte, kam Fee schon heraus.

      So taufrisch wie der erwachende Morgen war ihr Gesicht. Die Haut spannte sich wie matte Seide über den Wangen, und ihre weichen Lippen leuchteten wie eine erblühende Rose. Solche romantischen Vergleiche kamen ihm, wie sie so vor ihm stand.

      »Wenn Vater das erlebt hätte«, sagte er leise, ihre Hände an seine Brust ziehend.

      »Was?« fragte sie.

      »Daß Felicitas Cornelius, die Tochter seines besten Freundes, mir gehört«, erwiderte er. Es klang fast feierlich.

      »Meinst du, daß unsere Väter solche Gedanken hegten?«

      »Insgeheim vielleicht. Gesprochen haben sie wohl nicht darüber. Wir haben vernünftige Väter, die ihre Kinder nicht beeinflussen wollten. Manchmal will ich nicht wahrhaben, daß mein Vater nicht mehr da ist, Fee.«

      »Ich kann es verstehen, Daniel«, sagte sie weich, »aber sein Geist lebt ja weiter. Mit der Insel der Hoffnung hat er sich selbst ein Denkmal gesetzt.«

      »Es klingt schön, wenn du es sagst, aber das hat Vater wohl gar nicht gewollt. Er hat nie an sich gedacht, immer nur an die Leidenden. Du, ich muß mich beeilen. Schau mich nicht so an, sonst vergesse ich meine Patienten.« Seine Lippen streiften schnell ihr Haar, und ihr war es nicht anders zumute als ihm. Am liebsten hätte sie alles vergessen und ihn und sich auf eine einsame Insel gewünscht, wo niemand sie stören konnte.

      Am Frühstückstisch gab er sich Mühe, einfach nur heiter zu sein.

      »Was hast du heute noch zu erledigen?« fragte er.

      »Nicht mehr so viel. Ich will mittags wieder daheim sein.«

      »Kannst du nicht noch einen Tag bleiben?« fragte er mit einer Stimme, die heiser vor Zärtlichkeit war.

      »Das geht nicht, Daniel. Paps und Jürgen haben genug zu tun.«

      Daniels Kopf ruckte empor. »Duzt ihr euch eigentlich?« fragte er, und blanke Eifersucht klang aus seiner Stimme.

      »Nein, wir nennen uns der Einfachheit halber nur beim Vornamen«, erwiderte Fee. »Jürgen Schoeller würde niemals wagen, mit dir zu konkurrieren.«

      »Aber er hat viel für dich übrig.«

      »Vielleicht soviel wie Isabel für dich, er zeigt es nicht.«

      »Ihr seid tagtäglich beisammen«, sagte Daniel unwillig.

      »Das könnten wir auch sein, wenn du dich entschließen würdest, den Standort zu wechseln«, erklärte Fee.

      »Oder du den deinen.«

      Es war nicht das erste Mal, daß sie sich darüber in Hitze redeten. Daniel hätte nicht Daniel und Fee nicht Fee sein müssen, wenn bei ihnen alles sanft und reibungslos abgegangen wäre. Dazu besaß jeder von ihnen zuviel Persönlichkeit. Aber heute war nicht die Zeit dazu da, noch länger darüber zu diskutieren, und sie waren übereingekommen, sich niemals mit der kleinsten Unstimmigkeit zu trennen. Das war ja auch keine. Es war nur der übliche Disput, wenn Daniel vom Heiraten anfing.

      Ob Fee überhaupt ahnt, wie sehr ich sie vermisse? dachte Daniel, als er sich sehr liebevoll von ihr verabschiedet hatte. Das ist doch kein Zustand. Und daß er einmal so eifersüchtig sein könnte, hätte er auch nie gedacht.

      Es behagte ihm nicht, daß Dr. Schoeller immer in Fees Nähe war. Er wußte sehr gut, wieviel er für sie übrig hatte.

      Genausoviel wie dabei für dich, hatte Fee gesagt. Du liebe Güte, darum hatte er sich auch niemals Gedanken gemacht. Mit Isabel war er hin und wieder ins Konzert gegangen, zum Essen, oder auch in eine Bar. Aber seit die Entscheidung zwischen ihm und Fee gefallen war, ging er überhaupt nicht mehr aus, was Lenchen wohlwollend zur Kenntnis nahm.

      Als sie ihn mittags aber fragte: »Na, wann wird dann nun geheiratet?« verdüsterte sich seine Miene.

      »Das hättest du ruhig Fee fragen können«, brummte er.

      *

      Er hatte an diesem Tage so viele Krankenbesuche zu machen, daß er gar nicht zur Besinnung kam. Es war Föhn, und das machte sich bei den Kreislaufkranken sofort bemerkbar. Molly telefonierte dauernd hinter ihm her.

      Dann wäre ihm fast das Benzin ausgegangen, und als er zu seiner Tankstelle fuhr, kam es ihm in den Sinn, Franz Glimmer, den Tankstellenbesitzer, zu fragen, wie ihm Dr. Schoeller gefiele. Franz Glimmer war vier Wochen, nach einer schweren Magenoperation, im Sanatorium gewesen und erst Ende der letzten Woche zurückgekommen.

      Er strahlte, als Daniel vorfuhr, und seine erwachsenen Kinder Uschi und Max kamen auch gleich herbeigelaufen.

      »Wir dachten schon, Sie wären uns untreu geworden, Herr Doktor«, sagte Uschi, die in der letzten Zeit viel weiblicher geworden war. Richtig hübsch war sie geworden. Sie errötete, als Dr. Norden sie musterte.

      »Das letzte Mal mußte ich unterwegs tanken, weil mir der Sprit ausgegangen war«, sagte Daniel, »und fast wäre mir das jetzt wieder passiert«

      »Fräulein Dr. Cornelius hat vorhin auch bei uns getankt«, sagte Franz Glimmer. »Hat mich sehr gefreut, daß sie sich eigens erkundigt hat, wie es mir geht. Wenn man von so einer hübschen Ärztin betreut wird, muß man ja gesund werden.«

      »Laß das Mutti nicht hören«, scherzte Max, »sonst läßt sie dich nächstes Jahr nicht wieder auf die Insel.«

      »Nächstes Jahr kommt die Mutti mit«, sagte Franz Glimmer. »Herrlich ist es da, Herr Doktor. Ein richtiger Gesundbrunnen.«

      »Es freut mich, daß es Ihnen gefallen hat«, sagte Daniel, »und bekommen ist es Ihnen auch, wie ich sehe.«

      »Aber zur Untersuchung muß er schon regelmäßig zu Ihnen kommen«, sagte Uschi. »Da passen wir jetzt auf. Solchen Schrecken jagt Vati uns nicht noch mal ein.«

      »Waren Sie auch mit Dr. Schoeller zufrieden?« erkundigte sich Daniel beiläufig.

      »Und wie. Ein feiner, stiller Mensch ist das. Manchmal haben wir abends auch zusammen Schach gespielt. Es ist wirklich eine wunderbare Idee von Ihnen gewesen. Wie eine große Familie sind sie dort alle, auch die, die zuerst mucken, werden angesteckt.«

      »Es war meines Vaters Idee«, wälzte Daniel das Lob von sich ab. »So, jetzt muß ich wieder weiter. Bis zum nächsten Mal.«

      »Die Uschi muß jetzt auch mal zu Ihnen kommen«, sagt Franz Glimmer. »Mit ihrem Magen stimmt’s nicht.«

      Na, da wird wohl etwas ganz anderes nicht stimmen, dachte Dr. Norden, als er bemerkte, wie verlegen Uschi wurde.

      »Dann gleich morgen, da ist keine offizielle Sprechstunde«, sagte er. Und er nickte Uschi aufmunternd zu, was sie zu brauchen schien.

      Er mochte diese netten Leute, und auch Uschi, dieses frische, tüchtige Mädchen das er hatte heranwachsen sehen. Wie schnell doch aus Kindern Leute wurden. Ja, so sagte es Lenchen.


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