Ich bin ein Zebra. Erwin Javor

Ich bin ein Zebra - Erwin Javor


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wären wir schon alle verhungert.«

      Es stimmt also, dass alle jüdischen Kinder Genies sind, überhaupt meine, aber wenn man die rosarote Brille der jüdischen Mamme, in Ausnahmefällen auch die des Tatto, absetzt, …

      imageSitzen drei Juden im Schwitzbad. Krächzt der Erste: »Oj!« – Nach einer Weile krächzt der Zweite womöglich noch herzerweichender: »Oj!« – Darauf unwirsch der Dritte: »Schluss jetzt! Wir haben doch vereinbart, nicht über die Kinder zu reden!«

      Irgendwann sind die Kinder erwachsen, die Enkelkinder produziert, und das Ende des Lebenszyklus naht. Hier spielt dann die berühmteste aller jüdischen Untergrundbewegungen eine tragende Rolle: die Chewra Kadischa, der religiöse Bestattungsverein.

      An dieser Stelle fällt zunächst der Ordnung halber der unvermeidliche Klassiker an, den wohl jeder kennt, der schon einmal mit einem jüdischen Witz in Berührung gekommen ist:

      imageEs dauerte nicht mehr lange, und Feiwisch war so weit, seinen letzten Atemzug zu tun. Die Familie versammelte sich traurig um sein Sterbebett, um seine letzten Stunden zu begleiten. Mit immer leiser werdender Stimme fragte er: »Rifka, meine geliebte Frau, bist du da?« – »Ja, mein geliebter Mann, ich bin da!« – »Sara, meine geliebte Tochter, bist du da?« – »Ja, Tatte, ich bin da!« – »Judah, mein geliebter Sohn, bist du da?« – »Ja, Tatte, ich bin da!«

      Mit einem Ruck, den man dem kraftlosen, sterbenden Feiwisch nicht mehr zugetraut hätte, richtete er sich verzweifelt auf und rief: »Und wer ist dann im Geschäft???!«

      Gut. Hätten wir das auch erledigt.

      imageMarcus Rubinstein saß zu Hause und rief die Chewra Kadischa an. Seine Frau war gestorben. »Hier Marcus Rubinstein. Wer spricht dort?« – »Joel Weinstein. Bist du’s Marcus? Marcus Rubinstein aus Kolomayja? Ich glaub’ es nicht! Schon lange nichts von dir gehört. Seit mindestens zehn Jahren. Was ist los?« – »Joel. Gut, dass du es bist. Meine Frau Sara ist gestorben.« – »Ich wusste ja gar nicht, dass du geheiratet hast.« – »Ja, vor fünf Jahren habe ich meine wunderbare Sara kennen- und lieben gelernt und sie geheiratet.« Darauf Weinstein: »Also zuerst einmal: Mazl tov!«

      Es ist bei Juden Vorschrift, die Verstorbenen vor der Schiwe, der siebentägigen Trauerversammlung, möglichst schnell, normalerweise innerhalb von 24 Stunden, zu begraben. Außerdem ist es üblich, dass man einen Verstorbenen erst dann begraben darf, nachdem ein Rabbiner oder zumindest irgendein Redner bei der Hesped, der Totenrede, irgendetwas Gutes über ihn gesagt hat.

      Diese Anforderungen, gemeinsam mit dem Zeitdruck, können sich manchmal als schwierig gestalten:

      imageIn Galizien starb ein richtig brutaler, geiziger, egoistischer Mann. Sein ganzes Leben lang hatte er die Leute belogen und betrogen, hatte nie Bedürftige unterstützt, und es fand sich beim besten Willen niemand, der fähig oder bereit war, etwas Gutes über ihn zu sagen, nicht einmal der Rabbiner. Nach einigen Tagen verbreitete sich schon der Duft des Verblichenen. Und immer noch fiel absolut niemandem irgendetwas Gutes ein, das sie über den Toten sagen hätten können.

      Schließlich griff der Rabbiner, um das Wohl der noch Lebenden besorgt, durch und quälte sich das Beste, das er dem Toten nachsagen konnte, ab: »Er hat lieb gehabt Mohnniddelach«. Das inspirierte. »Und«, rief der Nächste, »er war besser als sein Bruder!«

      Juden wünschen einander »ad mea esrim«, sprich 120 Jahre alt sollst du werden, um zu bezeugen, wie herzlich ihre Wünsche sind und wie lebensbejahend sie an die Härten ihres Alltags herangehen.

      imageUnd dann geschah es, dass Jankele mit 119 Jahren starb. Am Grabstein war zu lesen: »Jakob ben Nathan. Viel zu früh und völlig unerwartet ward er aus dem Leben gerissen.«

      Am Ende des Tages:

      imageWozu braucht ein Jude eigentlich Füße? Er wird geboren und liegt – in den Armen der Mamme. Zur Brith Milah, der Beschneidung, wird er getragen. Zur Bar Mitzwa wird er geführt. Zur Chassene, der Hochzeit, wird er geschleppt. Zu Grabe wird er wieder getragen. Also wozu braucht er dann Füße? – Weil: In den Konkurs geht er!

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