Antarktis - die verbotene Wahrheit. Michael E. Salla
anderen Nationen unter okkulten Gruppen und Geheimgesellschaften weit verbreitet, wie Edward Bulwer-Lyttons Buch Vril oder eine Menschheit der Zukunft [alternativ: Das kommende Geschlecht] exemplarisch belegt, das im englischen Original 1871 erschienen war.
»Der Roman stellt einen jungen, unabhängigen Reisenden (den Erzähler) in den Mittelpunkt, der zufällig einen Weg in eine unterirdische Welt findet, die von Wesen bewohnt wird, die scheinbar Engeln gleichen und sich selbst Vril-ya nennen. Bald entdeckt der Held, dass die Vril-ya Abkömmlinge einer vorsintflutlichen Zivilisation sind, die in Netzwerken unterirdischer, durch Tunnel verbundener Höhlen leben. Es ist ein technologisch fundiertes Utopia, unter dessen Mitteln ein ›alles durchdringendes Fluidum‹, genannt ›Vril‹, an der Spitze steht, eine latente Quelle von Energie, deren spirituell erhobene Träger in der Lage sind, durch entsprechende Übungen ihren Willen bis zu einem von ihrer ererbten Konstitution abhängigen Grade zu beherrschen, wodurch sie Zugang zu einer außerordentlichen Macht erlangen, die willentlich gesteuert werden kann. Zu den Kräften des Willens gehören die Fähigkeit, Wesen und Gegenstände zu heilen, zu verwandeln und zu zerstören; vor allem die destruktiven Kräfte sind enorm machtvoll und erlauben einigen kleinen Kindern der Vril-ya, ganze Städte, wenn nötig, auszulöschen. Weiterhin wird angedeutet, dass die Vril-ya vollständig über Telepathie verfügen.«7
Bemerkenswerterweise schrieb Lytton den Vril-ya auch »Luftboote« zu, die die Vril-Kraft als zerstörerische Energie über eine Entfernung von sechshundert Meilen, also fast eintausend Kilometern, ausstrahlen können.
»Ich sollte freilich berichten, dass diese Leute gewisse Röhren entwickelt haben, durch die das Vril-Fluidum zu dem Objekt, das zerstört werden soll, geleitet werden kann, auch über eine beinahe unbegrenzte Entfernung; nach einer vorsichtigen Schätzung kann man mindestens von 500 bis 600 Meilen ausgehen. Und ihre solchen Zwecken dienende mathematische Wissenschaft ist so wunderbar genau, dass jedes Mitglied der Vril-Abteilung anhand des Berichts eines Beobachters in einem Luftboot die Natur störender Hindernisse unfehlbar einschätzen kann, ebenso die Höhe, zu der das Abschussgerät angehoben werden sollte, und das Maß, bis zu dem es geladen werden kann, um eine Metropole, doppelt so groß wie London, in einem Zeitraum, der so kurz ist, dass ich nicht wagen kann, ihn zu benennen, in Asche zu verwandeln.«8
Das, worauf sich Bulwer-Lytton hier bezieht, scheint in modernen Begriffen ein mit einer Laser- oder Teilchenstrahlenwaffe ausgestattetes Flugzeug zu sein, dessen Zerstörungskapazität diejenige der auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben zusammengenommen noch übersteigt!
Unheilvollerweise enthielt Lyttons Buch die Warnung, dass die überschüssige Bevölkerung der unterirdischen Vril-ya-Zivilisation dazu bestimmt war, an die Oberfläche der Erde zu gelangen. Dank ihrer hoch entwickelten psychischen Kräfte und Technologien würden sie unreife oder barbarische Rassen ausrotten, um brauchbare Territorien zu erobern. Jene Rassen, die sich ausreichend entwickeln würden, um ihre angeborenen psychischen Fähigkeiten und Technologien zu entfalten, bekämen passende Partner für die sich ausbreitenden Vril-ya, die unweigerlich eine weltweite Herrschaft errichten würden.
Obwohl Lyttons Buch als fiktionales Werk publiziert worden war, sahen viele Okkultisten es als weitgehend faktenbasiert und von antiken Texten abgeleitet an, die eine oder mehrere verborgene vorsintflutliche Zivilisationen beschreiben. Zweifellos hatte auch Lyttons Status als prominentes Mitglied der Rosenkreuzergesellschaft, die im Geheimen antike Texte erforschte und ihre Mitglieder dazu ermutigte, ein höheres Bewusstsein und okkulte Fähigkeiten zu entwickeln, Einfluss auf den weitverbreiteten Glauben an die Faktentreue von Vril oder eine Menschheit der Zukunft.
Diejenigen, die solche angeborenen psychischen Fähigkeiten entwickelt hatten, sollten nicht nur über große Macht verfügen und in Führungspositionen aufsteigen, sondern auch in der Lage sein, unglaublich fortgeschrittene Technologien zu entdecken und zu nutzen, die auf dem gesamten Planeten verborgen sind. Einige dieser versteckten Technologien umfassten detaillierte Baupläne für Fluggeräte, die für Weltraumflüge geeignet sind und von denen die Mitglieder der Thule-Gesellschaft glaubten, dass sie zuerst von der antiken Hyperboreer-Zivilisation entwickelt worden waren. Es ist bedeutsam, dass diese Technologien von den im Erdinneren verborgenen Zivilisationen genutzt wurden, die dazu bestimmt waren, sich eines Tages an die Oberfläche des Planeten zu begeben.
Um die Rolle der Thule-Gesellschaft bei der Gründung und Entwicklung der Nazi-Partei zu verstehen, ist es hilfreich, das Buch Aufbruch ins dritte Jahrtausend der französischen Autoren Louis Pauwels und Jacques Bergier heranzuziehen. Sie stellen gleich zu Beginn klar, die Mitglieder der Thule-Gesellschaft hätten geglaubt, dass
»… nicht alle Geheimnisse Thules untergegangen sind. Wesenheiten, die Zwischenglieder waren zwischen Menschen und anderen intelligenten Wesen aus dem Jenseits, würden den Eingeweihten ein Reservoir an Kräften zur Verfügung stellen, die verwendet werden können, um Deutschland zu ermächtigen, die Welt erneut zu beherrschen und zur Wiege einer Rasse von Übermenschen zu sein, die Mutationen der menschlichen Spezies entstammen würden. Eines Tages würden ihre Legionen aufbrechen, um alles auszulöschen, was dem spirituellen Schicksal der Erde im Weg stünde, und seine Führer würden allwissende Männer sein, deren Stärke sich vom eigentlichen Urgrund der Energie herleitet und die von den Großen der antiken Welt angeführt werden.«9
Infolgedessen hielten die Mitglieder der Thule-Gesellschaft es für entscheidend, ein Bündnis mit den Wesen der Inneren Erde (den Hyperboreern) zustande zu bringen, die dazu bestimmt sind, auf der Oberfläche des Planeten machtvoll in Erscheinung zu treten:
»Allianzen könnten mit dem Herrn der Welt oder dem König der Angst geschmiedet werden, der über eine irgendwo im Osten verborgene Stadt herrscht. Jene, die einen Pakt schließen, werden die Oberfläche der Erde verwandeln und das Abenteuer der Menschheit auf viele Jahrtausende hinaus mit einem neuen Sinn beschenken … Die Welt wird sich verändern: Die Herren werden aus dem Mittelpunkt der Erde kommen. Solange wir mit ihnen kein Bündnis geschmiedet haben und nicht selbst zu Herren geworden sind, werden wir uns unter den Sklaven wiederfinden, auf dem Misthaufen, der die Wurzeln der Neuen Städte nährt, die sich erheben werden.«10
Dies führt zu Pauwels und Bergiers entscheidender Schlussfolgerung, dass die Thule-Gesellschaft »ihren wahren Charakter als eine Gesellschaft von Eingeweihten in der Gemeinschaft mit den Unsichtbaren annahm und das magische Zentrum der NS-Bewegung wurde«.11 Kurz gesagt, betrachteten sie die Thule-Gesellschaft als das »geheime Führungsorgan des Dritten Reiches«.12
Die Thule-Gesellschaft förderte mit Enthusiasmus Oršić und die Gruppe junger, ebenfalls mit übersinnlichen Gaben ausgestatteter Damen, die diese in München um sich versammelt hatte. Es war die Zeit, in der Oršić die »Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik« gründete, die später in »Vril-Gesellschaft« (»Gesellschaft für Vril-Frauen«) umbenannt wurde.13 Zu einem weiteren Namenswechsel kam es offenbar 1941, als Hitler Geheimgesellschaften verbot. Oršić ließ die Gesellschaft unter dem Namen »Antriebstechnische Werkstätten« (Vril-Antriebswerkstätten) als Firma registrieren.14 Diese medial begabten Frauen widmeten sich der Aufgabe, Techniken für die Kommunikation mit jenseitigen Wesen zu entwickeln und zu erfahren, wie die Vril-Kraft für übersinnliche Zwecke und zum Weltraumflug genutzt werden könne. Oršić selbst war ihrem Anliegen zutiefst verpflichtet, dem latenten spirituellen Potenzial und den kosmischen Verbindungen der Menschheit eine größere Bewusstheit zu verschaffen.
James und Suzanne Pool beschreiben, wie wichtig es den Mitgliedern der Thule-Gesellschaft gewesen ist, rein germanische Blutlinien zu bewahren, denn ihr Hauptziel war es, die Ruhmestaten der von ihren fernen Ahnen errichteten hyperboreischen Zivilisation wiederzuentdecken:
»Nur wer seine rassische Reinheit mindestens über drei Generationen zurückverfolgen konnte, durfte dieser Organisation beitreten, deren Motto lautete: Denke daran, dass du ein Deutscher bist! Halte dein Blut rein! … Wie bei vielen anderen Völkischen (den rassischen und nationalistischen Bewegungen in Deutschland) war das vordergründige Ziel der Thule-Gesellschaft die Errichtung eines pangermanischen Staates von einzigartiger Macht und Herrlichkeit.«15