Globetrotter-Spirit: Reisen als Lebensschule. Группа авторов
In welchen Ländern seid ihr vertreten?
In Thailand, Malaysia, Indonesien, Myanmar, Singapur, China (Schanghai). In New York laufen im Moment monatliche Clean-ups, zum Beispiel am Hudson River, und sogar im afrikanischen Malawi wurden die ersten Aktionen durchgeführt. Auch in Europa gibt es in Ländern wie Tschechien Aktivitäten. In der Schweiz lancierten wir ein Projekt für Firmen zur Abfallreduktion, und wir arbeiten mit Schulen zusammen für Abfallsammelaktionen und Workshops.
Was sagst du zum Einwand, bei euren Sammelaktionen werde das Übel nicht an der Wurzel gepackt, denn es werde immer noch genauso viel Plastik produziert und weggeworfen?
Lokal sieht man eine grosse Veränderung. Global merkten wir schnell, dass unsere Arbeit ein Tropfen auf den heissen Stein ist. Im Meer liegen 150 Millionen Tonnen Plastik. Die Cleanups sind für uns eine Plattform, um die Leute zu erreichen und sie zu motivieren, ihr Verhalten zu hinterfragen und Plastikabfälle zu vermindern. Ein Schritt in diese Richtung sind unsere Trash-Hero-Edelstahlflaschen, die wir in Ferienresorts und Läden an unseren Projektorten zum Selbstkostenpreis verkaufen.
Werden die Flaschen genügend gekauft?
Da uns die Partner tatkräftig unterstützen, läuft es sehr gut. Wichtiger Teil des Erfolgs sind die Trinkwasser-Füllstationen, die die Flaschenverkäufer mit dem Profit aus dem Flaschenverkauf einrichten. Innerhalb von drei Jahren haben wir 33000 Flaschen verkauft. Wir gehen davon aus, dass wir damit zwölf Millionen Plastikflaschen vermieden haben. Der Nachahmungseffekt ist gross. Leute, die aus den Ferien nach Hause kommen und die Flasche weiter benützen, sind Vorbild für andere, die sich dann auch nachhaltige Flaschen kaufen.
Was sagen die Einheimischen dazu, dass Touristen den Abfall an ihren Stränden einsammeln?
Wir erfahren sehr viel Unterstützung von der lokalen Bevölkerung und den Resortbesitzern. In Thailand werden mittlerweile fast alle Projekte von Einheimischen geleitet. An manchen Orten treffen sich jede Woche 20 bis 30 ausschliesslich lokale Helfer. Es ist also nicht nur ein Touristenprojekt. Wir kommunizieren mittlerweile auf Facebook vermehrt in den lokalen asiatischen Sprachen.
Die ganze Kommunikation läuft über Facebook?
Die Verbreitung der Idee, die organisatorischen Dinge und die Rekrutierungen laufen über Facebook und über unsere Website.
Was passiert mit den eingesammelten - Abfällen?
Das ist eine der wichtigsten Fragen überhaupt. Wenn sich jeder Mensch im Alltagsleben – etwa beim Einkaufen – fragen würde, wohin der ganze Müll später geht, hätten wir weltweit viel weniger Abfallprobleme. Denn auch bei uns in Europa ist es mit dem Verbrennen des Abfalls in modernsten, Energie produzierenden Müllverbrennungsanlagen nicht vorbei. Es bleiben tonnenweise giftige Stoffe und Schlacke zurück, die in Sonderdeponien gelagert werden müssen. Zurück zu deiner Frage: Auf den Inseln in Thailand wird der Abfall meist sortiert, aufs Festland gebracht und dort, wo möglich, recycelt. Zum Beispiel werden aus Tausenden von angeschwemmten Flip-Flops neue Flip-Flops gemacht. In Indonesien werden Plastikabfälle zum Teil zu Taschen oder Souvenirs verarbeitet. In gewissen Teilen Südostasiens landet leider viel Abfall auch auf der Mülldeponie. Mit verschiedenen Recyclingprojekten versuchen wir, dies zu ändern.
«Trash Hero» ist in letzter Zeit stark gewachsen. Wie geht es weiter?
So wie bis jetzt können wir nicht weitermachen. Wir müssen die ganze Organisation noch stärker professionalisieren. Ein Problem sind die finanziellen Mittel. Ich arbeite seit dreieinhalb Jahren ehrenamtlich – Vollzeit. Ich lebe von meinen Ersparnissen. Wir haben viele Stiftungen und Leute angefragt und hoffen nun auf Unterstützung. Im Moment verwenden wir die Spenden zum Beispiel für T-Shirts, die jugendliche Teilnehmer eines Clean-ups erhalten, für die Wasserflaschen und für die Bildungsprogramme der Kinder. Und es braucht bei dieser Entwicklung nun auch einige fest angestellte Personen, die «Trash Hero» weiterbringen können. Wir wollen uns in den einzelnen Ländern als Non-Profit-Organisation registrieren lassen, damit sie dort ihre eigenen Länderkoordinatoren anstellen können.
Damit seid ihr wie viele andere Organisationen, die als kleine Freiwilligenprojekte angefangen haben, an der Schwelle zu professionellen Strukturen angekommen.
Diese Schritte müssen gut vorbereitet und kommuniziert werden. Wir haben das mit den Leuten an der Basis diskutiert, denn sie müssen es verstehen und mittragen. Wir haben aufgezeigt, dass wir ohne einige bezahlte Vollzeitstellen nicht weiter wachsen können und sich die Organisation nicht entwickeln kann. Ganz wichtig ist uns, dass die Richtlinien eingehalten und die Aktionen von der Basis initiiert und organisiert werden.
Gibt es Pläne, die Aktivitäten auf weitere Kontinente auszudehnen?
Wir müssen das gar nicht planen, die Leute kommen von selbst auf uns zu. Dank der starken globalen Vernetzung gibt es Anfragen aus vielen afrikanischen Ländern, aus Südamerika und Australien. Wir sind auch Partner des World Cleanup Day, der am 15. September 2018 stattfinden wird. Erklärtes Ziel dieses Tages ist es, dass 5 Prozent der Weltbevölkerung hinausgehen und den Planeten aufräumen. Die Idee dafür stammt aus Estland. Dort haben 2008 an einer lokalen Aktion 50000 Menschen teilgenommen, das sind 4 Prozent der Bevölkerung. Der Präsident forderte seine Landsleute damals am Fernsehen auf: «Geht hinaus und räumt das Land auf!» Später haben andere Länder die Idee übernommen. Rekordhalter mit 14 Prozent der Bevölkerung ist Slowenien.
Das tönt sehr hoffnungsvoll. Hast du nicht trotzdem das Gefühl, dass angesichts der - riesigen Abfallberge, der wachsenden Weltbevölkerung und der Konsum- und Wegwerfgesellschaft die ganze Mühe für die Katz ist?
Natürlich könnte man resignieren. Mein Kollege von «Trash Hero» Myanmar hat es treffend ausgedrückt: «Wir können Tausende von Clean-ups machen, tonnenweise Abfall einsammeln und bewirken damit kaum etwas, wenn nicht wir selbst uns verändern.» Dazu können wir mit unserer Arbeit einen wichtigen Teil beitragen. Ich spüre, dass das Bewusstsein in der Bevölkerung stark am Wachsen ist. So gibt es zum Beispiel immer mehr «Zero-Waste-Läden», wo man ganz ohne Verpackungsmaterial einkaufen kann. Aber klar: Es gilt, die globale Verschmutzung zu stoppen, und da braucht es noch viel wirkungsvollere Massnahmen – von der Politik, der Wirtschaft, der Industrie und jedem einzelnen Menschen.
«TRASH HERO»:
«Trash Hero» lanciert nachhaltige, lokal verankerte Abfallsammelprojekte und schafft Bewusstsein für eine Reduzierung des zukünftigen Müllaufkommens. Dies wird erreicht durch:
–das Sammeln von Müll: Ob es nur ein Zigarettenstummel auf der Strasse oder 20000 Kilo Müll an Inselstränden sind – Taten sprechen mehr als tausend Worte. Ein paar gemeinsam verbrachte Stunden bei Müllsammelaktionen können Menschen die Folgen von achtlosem Umgang mit Abfall vor Augen führen;
–das Aufzeigen globaler Zusammenhänge durch Vermittlung von Hintergrundinformationen;
–das Zusammenbringen der lokalen Bevölkerung für Abfallsammelaktionen, für das fachgerechte Entsorgen des Mülls und zur Förderung der Abfallreduzierung;
–das Motivieren von Menschen, in ihrem Alltag eigene «Trash Hero»-Aktionen auf die Beine zu stellen.
«TRASH HERO» in Zahlen – Aktivitäten bis Sommer 2017:
9 Länder, 42 aktive Gruppen, 47183 freiwillige Helfer (davon 9790 Kinder unter 16 Jahren), 1865 Clean-ups, 345 Tonnen Abfall gesammelt, 33000 Edelstahl-Trinkflaschen verkauft.