Echo eines Freundes. Ingvar Ambjørnsen
ich überhaupt mit diesem gewaltigen symbolischen Wert? Außerdem: Ist es nicht so, dass dieses vielleicht etwas übertriebene Interesse an Gro, der ehemaligen Ministerpräsidentin dieses Landes, von selbst zerbröselt ist? Verschwunden, als auch sie mehr und mehr aus der Öffentlichkeit verschwand? Ist es dann nicht auch ein Denkmal für mich und alles, was mir gehört, in dem ich hier jetzt blättere? Für den, der ich war? Mit dem ich gekämpft habe? Ja. So ist es. Und als ich nun zwischen den Ausschnitten in diesen Ordnern hin und her springe, allesamt nach Datum geordnet und ausgeschnitten, nachdem sie zuerst mit spitzem Bleistift und Lineal markiert worden waren, dann liebevoll mit genau der richtigen Menge Klebstoff auf dünnen Karton geleimt, sorgfältig gestrichen und geglättet, damit der Ausschnitt ganz ohne Blasen oder Falten zu sehen ist, fast wie pure Kunst, da zerdrücke ich ja doch ein Tränchen. Ich bin gerührt von meinem Fleiß und meiner Sorgfalt. Und ich blättere weiter hin und her, von einem Ordner zum anderen und zum dritten, und dann wieder zurück, während ich über Gro bei allerlei politischem Wind und Wetter lese über ihre Zeit als Umweltministerin und dann als Ministerpräsidentin. Ich lasse mich von dem Tonfall der Aussagen und Interviews rühren, ich höre sie, ich lache über ihre scharfe Zunge und über die Tollkühnheit, die sie als Person und Regierungschefin geprägt hat, und ich weiß es ja so gut. Dass aus diesem Scheiterhaufen im Garten nichts werden wird. Hier ist die Rede von einem großen Stück historischen Materials, sorgfältig gesammelt und archiviert von einem begeisterten Anhänger und Unterstützer der Norwegischen Arbeiterpartei und das über lange, lange Zeit. Ich beschließe, einen erklärenden Brief an den alten Ehrenmann und Parteisekretär Martin Kolberg zu schreiben, aus dem mein letzter Wille in Bezug auf dieses Material deutlich hervorgeht. Wenn ich nicht mehr bin, kann die gesamte Sammlung im Fiolvei 5 abgeholt werden, und das ganz gratis, ich will nicht einmal einen schlichten Kranz auf meinem Sarg. Und als ich diesen Gedanken nun gedacht habe, geht mir auf, dass das Schlafzimmer vom heutigen Tag an, oder genauer gesagt, von heutiger Nacht an, als Museum für das Leben fungieren wird, das ich hinter mir zurückgelassen habe, während das Wohnzimmer mitsamt der Küche von nun an die Gegenwart füllen wird, die Gegenwart, die mich in die Zukunft führen wird, wie immer diese auch aussehen mag. Und wenn meine Zeit auf Erden vorüber ist, wird Kolberg oder einer seiner vertrauten Mitarbeiter einen Lieferwagen schicken, dazu vermutlich eine multikulturelle Clique, die allesamt Mitglieder der Jugendorganisation der Partei sind. Ja, genauso wird es kommen.
Als die Regale samt Ordnern und Mappen angebracht waren, jeder einzelne Teil staubgewischt und gereinigt, konnte ich ungehindert vom Wohnzimmer in die Diele gehen.
Ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Es war inzwischen fast halb zwei. Ich hörte, wie Frau Frimann-Clausen den Schlussstrich unter den Tag zog, indem sie an der Schnur zog und sich davon überzeugte, dass die Tür zur Hintertreppe abgeschlossen war.
Ich selbst begnügte mich damit, ihr mit einem vorsichtigen Ruck an der Schnur auf scherzhafte Weise gute Nacht zu wünschen.
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