Das Geheimnis von Belle Island. Julie Klassen
den Wirt, ob er oder ein Mietstall im Dorf Mietkutschen zur Verfügung stellte, wenn jemand – Miss Wilder zum Beispiel – nach London fahren wollte.
Der Blick, mit dem der Gastwirt ihn ansah, zeigte deutlich, dass er ihn für einen Trottel hielt. »Sie sind nicht von hier, nicht wahr? Die nächste Kutschstation ist in Maidenhead. Dorthin bringen wir unsere Post und von dort holen wir sie ab, mit unserem Eselskarren. Aber damit kämen Sie nicht weit.«
»Nein. Trotzdem vielen Dank.«
Er hatte erledigt, was er sich vorgenommen hatte. Jetzt betrat er, aus einer Laune heraus, den Schankraum und setzte sich neben einen silberhaarigen Mann, der dort ganz allein saß.
In der Hoffnung, ein paar Informationen über die Wilders zu erhalten, sprach er den Alten beiläufig an. »Einen guten Tag Ihnen, Sir. Was gibts Neues im Dorf?«
Der grauhaarige Kopf drehte sich zu ihm, wässerige Augen sahen ihn an. »Nicht viel. Hab Sie noch nie hier gesehen.«
»Ich bin zu Besuch – aus London.«
»Dann wollen Sie hoffentlich nicht lange bleiben.«
Benjamin hob überrascht den Kopf. »Oh! Warum?«
»Schlechtes Wetter im Anmarsch. Der Kalender hat eben nicht immer recht. Ich spür es in den Knochen. Wird sogar schlimmer als '11 oder als die Flut von '08.«
Der Wirt trat an ihren Tisch; er lächelte nachsichtig. »Lassen Sie sich von Mr Colebrook nichts erzählen, mein Freund. Er sagt unablässig den Weltuntergang voraus.«
»Ach was.« Der Mann machte eine wegwerfende Handbewegung und sah ihn verächtlich an. »Sie werden schon sehen, dass ich recht habe.«
Benjamin bestellte sich einen Kaffee und ein zweites Pint für Mr Colebrook.
Die silbernen Brauen hoben sich dankbar; der Alte nickte Ben zu. »Vergelt's Gott.«
Benjamin trank einen Schluck Kaffee, dann wandte er sich dem alten Mann zu: »Sie leben schon lange hier, nicht wahr?«
»Und ob, junger Mann. Da waren Sie noch nicht mal geboren, würde ich sagen.«
»Das ist mein erster Besuch hier. Ich wohne für ein paar Tage auf Belle Island. Hier geht anscheinend das Gerücht herum, dass die junge Dame die Insel seit zehn Jahren nicht verlassen hat. Aber das ist doch bestimmt übertrieben, oder?«
»Nein, Sir. Sie bleibt lieber zu Hause. Ist ja auch nichts gegen zu sagen.«
»So was habe ich noch nie gehört. Ist sie … krank?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Aber … warum macht sie dann so was? Was meinen Sie?«
»Wegen des Fluchs. Jeder Wilder, der auf der Insel geboren ist und sie verlässt, stirbt jung.«
»Das habe ich gehört. Aber das glaubt doch wohl keiner?«
Der alte Mann sah ihn mit plötzlich erwachtem Misstrauen an. »Warum wollen Sie das wissen?«
Benjamin zuckte die Achseln. »Reine Neugier. Sie müssen zugeben, dass es sonderbar ist.«
Der alte Mann kniff die Augen zusammen, dann schien er einen Entschluss zu fassen. Er holte eine Münze aus der Tasche und knallte sie auf die Theke. »Ich gebe gar nichts zu. Und ich kann mir mein Bier selbst kaufen und meine Meinung für mich behalten, vielen Dank. Dasselbe empfehle ich Ihnen. Sie werden nicht erleben, dass ich etwas Schlechtes über die Herrin sage. Tut mir sowieso schon leid, dass ich überhaupt was gesagt habe.«
»Sie haben nichts Unpassendes gesagt, Sir, bestimmt nicht. Bitte setzen Sie sich wieder hin. Ich wollte Sie nicht kränken.«
Doch der Mann stand mit wackeligen Beinen auf, verließ den Schankraum durch die Seitentür und ging zu den anderen auf den Hof. Benjamin seufzte. Wie hatte er sich nur so zum Narren machen können! Als Anwalt vor Gericht würde er wahrlich kein gutes Bild abgeben. Seine Fähigkeit, Zeugen zu befragen, ließ eindeutig sehr zu wünschen übrig.
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