Einfach unwiderstehlich. Andy Stanley
verschont blieben, wurden nicht aus Barmherzigkeit, sondern aus Gier verschont. Überlebende, einschließlich Kinder, wurden an Sklavenhändler verkauft, die ungeduldig auf ihren Anteil an der Beute warteten. Nach Josephus ging die Zahl der Juden, die als Sklaven verkauft wurden, in die Hunderttausende. Auch das hat Jesus vorhergesagt.
„Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt werden unter alle Nationen …“17
Diese außerordentlich detaillierte Voraussage über das, was sich in Jerusalem ereignen würde, ist einer der Gründe, warum einige Theologen darauf bestehen, dass Matthäus, Markus und Lukas ihre Evangelien nach den von Jesus angekündigten Ereignissen geschrieben haben. Warum? Weil diese warnende Vision Jesu viel zu präzise war.
Warum?
Wenn die Evangelien vor 70 n. Chr. geschrieben wurden, bevor die von Jesus beschriebenen Ereignisse eintraten, ist es unmöglich, die Schlussfolgerung zu vermeiden, dass Jesus das Ende des Judentums, wie es bisher im „Gelobten Land“ gelebt wurde, außergewöhnlich detailliert vorausgesagt hat. Wenn er das getan hat, wäre es sehr unklug, wenn wir nicht sehr sorgfältig über das nachdenken würden, was er zu sagen hat.
Und wir sind noch nicht einmal zum Hauptereignis gekommen. Zur Zerstörung des Tempels.
NICHT EIN STEIN
Als römische Legionen in Jerusalem eindrangen, entdeckten sie, dass der Tempelbezirk gut verteidigt wurde. Während verzweifelte Rebellen um die Verteidigung ihrer heiligsten Stätte kämpften, standen Priester auf dem Dach und flehten Gott um ein Wunder an. Am Ende siegten die Legionen, nachdem jemand das Innere des Tempels in Brand gesetzt hatte. Alles Brennbare wurde zerstört. Die Priester wurden abgeschlachtet, und alles, was von Wert war und die Flammen überdauerte, wurde weggeschafft. Militärische Standardvorgehensweise. Aber was danach geschah, war beispiellos und unerwartet.
Titus, der nun in Abwesenheit seines Vaters das Kommando hatte, befahl, jeden Stein, der für den Bau des Tempels verwendet worden war, abzureißen, an den Rand des Platzes zu schleppen und in das Tal darunter hinabzustoßen. Einige dieser massiven Steine sind bis heute dort liegen geblieben, wo sie vor fast zweitausend Jahren gelandet sind.
„Wahrlich, ich sage euch: Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird.“18
Wenn man Jesu Beschreibung von dem liest, was sich in Sichtweite seines Standorts ereignen würde, ist es leicht, sich den Schmerz in seiner Stimme vorzustellen. Es war, als könnte er das Blutbad sehen, die Schreie hören und die Panik der Mütter spüren, an die sich ihre Kinder klammern.
Das war sein Volk. Das Volk, das Gott mit einem Mann zu einem einzigen Zweck ins Leben gerufen hat: um die Welt zu segnen. Aber dieses Kapitel neigte sich dem Ende zu. Das Zeitalter des Tempels neigte sich dem Ende zu.
Das Neue fing gerade erst an.
Es schaute auf die Stadt und weinte. (Lukas 19,41)
TEIL 2
EINFÜHRUNG
Eines sollte durch unserem Sprint durch das Alte Testament überaus deutlich geworden sein. Gott hatte einen Plan. Sein Plan hatte Auswirkungen auf alle Nationen, nicht nur auf eine Nation. Wenn Sie die vorangegangenen Kapitel nicht überzeugt haben, dann wird es das vielleicht:
„Denn so hat Gott – wen geliebt?
Weiß es irgendjemand?
Die Welt“1
Das stimmt, die ganze Welt. Jedermann, in jeder Nation, in jeder Generation.
Der Schöpfer der Welt offenbarte sich einem Mann ohne Volk, der zu einem Volk mit göttlicher Bestimmung werden würde. Auf dessen qualvoller Reise durch die Zeit sollte Gott eine Vielzahl von Ereignissen verwenden, um die Geschichte voranzutreiben. Ausflüge, Plagen, Feuer, Schwefel, menschenfressende Erdbeben, Steintafeln, eine antike Verfassung, einen mobilen Altar, das Königtum und schließlich, mit etwas Vorbehalt, einen Tempel. Tatsächlich waren es mehrere Tempel.
Aber das waren alles göttliche Mittel zu einem göttlichen Zweck.
Und sie wurden alle so entworfen, dass sie ein Ende finden.
Alles auf dieser Liste hatte ein Verfallsdatum.
Ich spiele nicht die Bedeutung von irgendetwas auf dieser Liste herunter. Ich spiele nicht die Bedeutung der jüdischen Bibel herunter. Wenn es um jüdische Bibeltexte geht, bin ich ganz bei Jesus. Ich kann gar nicht anders, als sie so zu sehen, wie er sie sah. Er liebte diese Texte.
In vielerlei Hinsicht sind die Abenteuer und Missgeschicke des jüdischen Volkes, wie sie in der ersten Hälfte unserer christlichen Bibeln festgehalten werden, mit einem Kokon zu vergleichen, aus dem, „als die Fülle der Zeit kam“, die Erfüllung von Gottes Verheißung an Abraham geboren wurde. Als Jesus in den Jordan stieg, um sich taufen zu lassen, wurde etwas ganz Neues auf die Welt losgelassen. Es war so neu, so völlig anders, so total anders als alles, was vorher gewesen war, dass sogar Johannes der Täufer bestätigte, dass sein Wirken in der Öffentlichkeit zu Ende war. Von da an ging es nur noch um den neuen Typ.
„Am nächsten Tag sah Johannes Jesus auf sich zukommen und sagte: ‚Seht dort das Opferlamm Gottes, das die Schuld‘“ – von wem wegnimmt? …
Da ist es wieder.
„… der Welt“!2
Johannes ist so aufgeregt, dass es ihm schwerfällt, die Worte über die Lippen zu bringen.
„Von ihm habe ich gesprochen, als ich sagte: ‚Nach mir kommt einer, der über mir steht; denn bevor ich geboren wurde, war er schon da.‘…“
Das muss man einfach lieben. Aber hören Sie oder besser: lesen Sie, was er als Nächstes sagt:
„… Auch ich kannte ihn vorher nicht. Aber eben deshalb bin ich gekommen und habe mit Wasser getauft, damit er in Israel bekannt wird.“3
Folgerung: Jetzt, da er offenbart wurde, ist mein kleiner Beitrag zu dieser Geschichte abgeschlossen. Ich bin einfach ein Mann in einer langen Liste von Menschen, die Gott dazu gebraucht hat, um das, was er tun wird, vorzubereiten. Johannes der Täufer – ebenso wie Abraham, Isaak, Jakob, Josef, Mose, David, Salomo, Nehemia und alle Propheten.
KAPITEL 6:
EINE GANZ NEUE BEWEGUNG
Nicht nur, dass die Anhänger Jesu im ersten Jahrhundert nicht auf etwas Neues gewartet haben, sie haben ihn auch mit jemandem in Zusammenhang gebracht, der alt war.
Wirklich alt.
Sowas von steinalt.
Jesus und seine Gruppe fröhlicher Gesellen reisten gerade durch das Gebiet von Caesarea Philippi, als Jesus ihnen eine zentrale Frage stellte. Vielleicht war es die Hintergrundgeschichte dieses Gebiets mit zwei Namen, die Jesus zu fragen veranlasste:
„Für wen halten die Leute den Menschensohn?“1
Was gibt’s Neues auf der Straße? Was sagt man so über mich?
Es stellte sich heraus, dass einige glaubten, er sei der wiedergeborene Johannes der Täufer. Andere schlugen vor, er sei Elia oder Jeremia oder ein anderer der toten jüdischen Propheten. Folgerung? Mehr vom Selben. Nichts Neues. Daraufhin stellte Jesus eine zweite Frage.
„Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin“?2
Simon Petrus meldete sich zu Wort. War ja klar.
„Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“3
Worauf Jesus antwortete:
„Glückselig