Funkelsee – Im Tal der verlorenen Pferde (Band 5). Ina Krabbe

Funkelsee – Im Tal der verlorenen Pferde (Band 5) - Ina Krabbe


Скачать книгу
sah sich enttäuscht um und wischte den Dreck von ihrem roten Lederkoffer, der bisher eher schicke Well­nesshotels von innen gesehen hatte. Sie senkte die Stimme. »Wenn das hier nicht das ganz normale Leben wäre, würde ich denken, wir sind in einem Horrorfilm gelandet. Das Dorf des Grauens, alle Bewohner entpuppen sich als Zombies und fallen über uns her, wenn wir –«

      »Hör auf«, unterbrach Malu sie halb lachend, halb ängst­­­lich. »Aber ich hätte auch nichts dagegen, wenn wir so schnell wie möglich weiterfahren könnten. Fragt sich nur wie?«

      »Ich glaube, da weiß ich eine Lösung«, sagte Vincent und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Wie gut, dass ihr mich dabeihabt.«

      Die Mädchen sahen ihn erwartungsvoll an.

      »Nun sag schon«, drängelte Malu.

      Vincent genoss noch einen Moment ihre Ungeduld, dann rückte er mit der Sprache heraus. »Die schlechte Nachricht: Es gibt hier tatsächlich keine Taxen, aber Carlos – der hat mich übrigens dreimal abgezogen beim Mau-Mau, der Sausack! Jedenfalls meinte er, wir sollen Enrico fragen, der macht hier schon mal Kurierfahrten in der Gegend.«

      »Und wo finden wir diesen Enrico?«, fragte Lea und versuchte jetzt ihren schwarzen Koffer vom Staub zu befreien, was aber ein ebenso hoffnungsloses Unterfangen war.

      »Ein Stück die Straße runter hat er eine Autowerkstatt. Na kommt, in einer Stunde sitzen wir mit einer eiskalten Limo am Pool und lachen über das Ganze.« Vincent schnappte sich seine Tasche und einen Koffer von Lea und marschierte los.

      Die Mädchen betrachteten den ganzen restlichen Haufen Gepäck und warfen sich resignierte Blicke zu.

      »Limo und Pool klingt gut«, seufzte Malu, schwang ihren Rucksack auf den Rücken und packte mit jeder Hand eine Reisetasche. Lea lud sich den Rest auf und zerrte einen Griff aus dem roten Koffer, um ihn hinter sich herzuziehen. So schleppten sie sich die einsame Straße hinunter.

      Als sie endlich die Autowerkstatt erreicht hatten, ließen sie ihr Gepäck vor der Einfahrt fallen und lehnten sich erschöpft gegen die Wand. Vincent war schon in der Hal­­­le verschwunden, um den Kurierfahrer zu suchen. Hof­fentlich gab es ihn wirklich und hoffentlich würde er sie zum Gestüt fahren. Malu trank den letzten Schluck aus ihrer Wasserflasche, es wurde langsam Zeit, dass sie dort ankamen. Grimmig dachte sie an Lenka und fragte sich, ob die wohl einen triftigen Grund dafür hatte, sie in diese Einöde zu locken, nur um sie dann hier sitzen zu lassen!

      Vincent schien diesen Enrico tatsächlich gefunden zu haben, denn er trat hinter einem großen, schlaksigen Mann mit schwarzen Locken und ölverschmiertem Overall aus dem Tor.

      »Hola chicas«, begrüßte er die Mädchen fröhlich und das verstand selbst Malu, obwohl sie kein Wort spanisch konnte.

      »Vamonos!« Der Mann winkte mit großer Geste ihm zu folgen und stiefelte zu einem Pick-up, der auf der Straße parkte.

      »Scheint ein ganz netter Typ zu sein«, raunte Vincent ihnen zu. »Und er wusste auch gleich, von welchem Gestüt ich geredet habe. Für zwanzig Euro fährt er uns hin.«

      Malu war erleichtert. Sie sehnte sich nach einer kühlen Dusche, frischen Sachen und einer riesigen Portion Spagetti!

      Sie reichten Enrico das Gepäck an, der es leichthändig auf die Ladefläche warf. Als Letztes stand noch Malus Reisetasche vor der Einfahrt. Sie griff gerade danach, da fiel ihr Blick ins Innere der Werkstatt. Nur kurz sah sie einen kleinen, hageren Mann mit schwarzen Haaren, der schnell hinter einem Vorhang verschwand. Malu stutzte. Nein, das konnte unmöglich sein. Und doch hatte der Typ so ausgesehen wie Pedro, der noch vor zwei Wochen auf der Insel im Funkelsee die Pferde betreut hatte, mit der diese Señora Horapez Diamanten aus Jordanien geschmuggelt hatte. Derselbe Pedro, der dann mit der Beute verschwunden war, bevor die Polizei das Schmugglernest ausgehoben hatte. Malu schüttelte den Kopf, als wollte sie diese unsinnigen Gedanken vertreiben. Solche Zufälle gab es einfach nicht.

      »Malu, jetzt komm schon«, riss Vincents Stimme sie aus den Gedanken. »Wir wollen los. Vamonos!«

      Sie packte ihre Tasche und reichte sie Enrico, der Malu prüfend musterte (oder bildetet sie sich das ein?).

      Vincent setzte sich auf den Beifahrersitz und Malu und Lea sanken in das weiche Polster der Rückbank. Lea seufzte. Das passte schon eher zu ihrer Vorstellung von angenehm reisen. Als dann noch die Klimaanlage angelaufen war, wurde es richtig gemütlich, auch wenn sie kein Wort von dem enthusiastischen Geplapper ihres Fahrers verstanden. Hauptsache, er wusste den Weg.

      Die Landschaft bot wenig Abwechslung, immer die glei­­chen kargen Hügel, durch die sich die schmale Straße wand, ab und an eine Gruppe Bäume und Sträucher und da­­zwischen immer wieder braune und schwarze Rinder mit mächtigen Hörnern. Dann änderte sich das Bild, die Wiesen wurden grüner (ein bisschen zumindest) und lange Holz­­zäune unterteilten die Weiden.

      Plötzlich tauchte vor ihnen auf einem Hügel ein großes Gehöft auf. Wie eine Festung ragten die Mauern in die Höhe, als wollten sie sich vor unliebsamen Eindringlingen schützen. Das Graubraun der Steine verschmolz fast mit der Umgebung.

      Der Fahrer bog von der Hauptstraße ab (die diesen Na­men echt nicht verdiente!) und hielt auf das gewaltige Gebäude zu. Vor einem hohen blaugrauen Tor hielt er an. »Aquí estamos.« Enrico drehte sich grinsend um und deutete auf den Eingang.

      Malu hatte ihn auch ohne Vincents Übersetzung verstanden und die Vorstellung von eiskalter Limo und Erfrischung im Pool rückte auf einmal in greifbare Nähe – obwohl sie bis jetzt noch keine Menschenseele gesehen hatten.

      Schnell stiegen die drei aus und die staubige Hitze empfing sie nach einer Stunde Klimaanlage mit einer heißen Um­­­­armung.

      »Na dann wollen wir mal sehen, ob jemand zuhause ist«, sagte Lea betont munter und während sie auf das ge­­schlos­­sene Tor zuging, begann Enrico ihre Koffer und Ta­­schen abzuladen.

      So ganz wohl war Malu der Anblick nicht. »Vincent, sag ihm bitte, er soll warten. Was ist, wenn uns niemand aufmacht? Dann stehen wir hier ganz alleine und verlassen in der Einöde.«

      Doch Enrico schien andere Pläne zu haben, er klopfte Vincent lachend auf die Schulter, stieg in den Pick-up und brauste davon. Die drei sahen ihm mit mulmigem Gefühl hinterher. Doch in diesem Moment öffnete sich eine Klappe im Tor und eine Frau steckte ihren Kopf heraus.

      »Malu?!« Sie starrte die Jugendlichen an, als wäre ihr gerade ein Geist erschienen. So viel war klar: Mit diesem Besuch hatte sie nicht gerechnet!

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4RyARXhpZgAATU0AKgAAAAgADAEAAAMAAAABCGAAAAEBAAMAAAABC7cAAAECAAMAAAADAAAA ngEGAAMAAAABAAIAAAESAAMAAAABAAEAAAEVAAMAAAABAAMAAAEaAAUAAAABAAAApAEbAAUAAAAB AAAArAEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAhAAAAtAEyAAIAAAAUAAAA1YdpAAQAAAABAAAA7AAAASQA CAAIAAgACvyAAAAnEAAK/IAAACcQQWRvYmUgUGhvdG9zaG9wIDIxLjAgKE1hY2ludG9zaCkAMjAy MDowODoyOCAyMDozNTo1OAAAAAAABJAAAAcAAAAEMDIzMaABAAMAAAABAAEAAKACAAQAAAABAAAI YaADAAQAAAABAAALuAAAAAAAAAAGAQMAAwAAAAEABgAAARoABQAAAAEAAAFyARsABQAAAAEAAAF6 ASgAAwAAAAEAAgAAAgEABAAAAAEAAAG
Скачать книгу