Von den Viken erobert. Grace Goodwin

Von den Viken erobert - Grace Goodwin


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werde ich auch dorthin geschickt.” Ich war felsenfest überzeugt davon. Wir waren Zwillinge. Identisch. Wo die eine hinging, würde die andere folgen. Immer.

      “Wie schön für ihre Schwester,” sagte die Aufseherin unparteiisch, als ob sie diese geschmacklosen Worte schon zu anderen Geschwistern gesprochen hatte. “Aber Trion ist nicht ihr Match.”

      Meine Kinnlade klappte runter und ich starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. “Natürlich ist es das. Ich gehe nach Trion.”

      Sie begann, langsam den Kopf zu schütteln. “Nein, Miss Nichols. Sie wurden mit Viken gematcht. Zu siebenundneunzig Prozent, was ziemlich außergewöhnlich ist, wenn man berücksichtigt, dass sie drei Kriegern zugeordnet wurden.”

      Heilige Scheiße. Drei? Hatte sie eben drei Krieger gesagt?

      Nein. Unmöglich. Sicher, der Traum war ziemlich geil gewesen. Rattenscharf. Unglaublich. Aber es war nicht das, was ich brauchte. Ich musste nach Trion gehen. Jetzt war ich diejenige, die verwundert dreinblickte.

      “Viken? Wo zur Hölle ist Viken? Von diesem Planeten habe ich noch nie gehört.” Ich fing an, an den Handfesseln zu zerren und war plötzlich mehr als gewillt von diesem verfluchten Stuhl herunterzukommen, bevor Aufseherin Egara einen magischen Knopf drückte und mich auf den falschen Scheiß-Planeten sendete. Auf gar keinen Fall würde ich nach Viken gehen. Mindy war auf Trion. Trion!

      “Viken ist ein kleiner Planet und bekannt für seine—”

      Ich funkelte sie an. “Viken ist mir scheißegal.” Ich zerrte noch fester und fluchte, als die Fesseln mir ins Fleisch schnitten. Ich schwang meine Beine zur Seite, strampelte herum und versuchte verzweifelt aufzustehen. “Nein. Ich will nicht nach Viken.”

      “Warum nicht? Der tiefenpsychologische Test hat ergeben, dass das ihr bestes Match ist.”

      Ich stellte die Hände zu einer Stoppgeste auf, obwohl meine Handgelenke fixiert waren. “Auf keinen Fall. Ich weigere mich.”

      “Das Match ist bereits gemacht worden,” entgegnete sie. “Sie haben das Match akzeptiert, mündlich und für die Aufzeichnungen. Mir sind leider die Hände gebunden.”

      Oh ja, genau wie meine. Erneut zerrte ich an den Fesseln.

      “Laut Protokoll muss ich sie an den Ort schicken, wo die Wahrscheinlichkeit für ein erfolgreiches Match am größten ist, und das ist Viken.”

      Ich schüttelte den Kopf. Das hier war falsch. So falsch. Aber sie suchten händeringend nach Bräuten, oder? Das Bräute-Programm machte überall Werbung. Im Fernsehen. Online. Auf Bussen. Sie mussten verzweifelt sein, oder? Also würden sie mich dorthin senden, wo ich auch hinwollte. Das mussten sie. “Nein. Ich bedaure, Aufseherin. Wenn ich nicht nach Trion kann, dann gehe ich wieder nach Hause.”

      “Miss Nichols, das ist leider eine Premiere.” Ihre Augen blickten nicht länger traurig, schlimmer, jetzt waren sie voller Mitleid. “Violet, sie verspielen gerade ihre Chance auf wahres Glück. Ich kann sie nicht nach Trion schicken. Die Verpartnerungsprotokolle sind sehr spezifisch. Da sie bereits zugeordnet worden sind, kann ich nichts mehr daran ändern. Ich kann sie nicht einfach auf einen anderen Planeten schicken. Sie werden dort unglücklich sein.”

      Ich kniff die Augen zusammen. “Aufseherin Egara, ich werde nicht nach Viken gehen.” Ich schloss den Mund, knirschte mit den Zähnen und spuckte es aus, “Entweder ich gehe nach Trion, zu meiner Schwester, oder nirgendwo hin.”

      “Aber—”

      “Lassen sie mich bitte hier raus. Ich gehe wieder nach Hause.”

      Die Aufseherin starrte mich eine ganze Minute lang an, offensichtlich überlegte sie, was sie mit mir tun sollte. Kam es denn niemals vor, dass Frauen ihr Match ablehnten? Ich hätte angenommen, dass sie ständig ‘Nein’ sagten. Es war doch ganz nachvollziehbar in diesem Moment kalte Füße zu bekommen, oder?

      Oder war ich hier die Dumme? Die Chance auf wahres Glück einfach ausschlagen? Nein. Ohne meine Schwester gab es für mich kein Glück. Sie war meine andere Hälfte. Ich brauchte keinen Mann—oder drei. Ich musste wissen, dass sie in Sicherheit war. Glücklich. Ohne diese Gewissheit könnte ich niemals glücklich werden. Ich schwöre, mich um sie zu kümmern musste wohl in meine DNA eingebrannt sein.

      “Wenn sie mich nicht gleich von diesem Stuhl lassen, dann werde ich schreien.”

      Sie kam auf mich zu und blickte mir in die Augen. “Violet, sie machen einen Fehler.”

      “Nein, tue ich nicht. Ich kann nicht nach Viken gehen.”

      Ihr Seufzen war so eindringlich, dass es mir fast in die Knochen fuhr und es fuhr mir definitiv ins Gemüt. “Na schön.”

      Der Stuhl glitt zurück in den Untersuchungsraum, die komische Wandtür verschloss sich wieder und das blaue Licht erlosch. Dann sprangen wie von Zauberhand die Handfesseln auf, sie verschwanden in den Armlehnen und ich sprang so überstürzt vom Stuhl, dass ich sie dabei fast umrempelte. Ich rieb den wunden Punkt hinter meinem Ohr, der jetzt mit einem seltsamen, schmerzenden Knubbel versehen war. Es war kein Fehler. Ich würde nur einen anderen Weg finden müssen, um nach Trion zu gelangen.

      Es musste einen anderen Weg geben.

      2

       Calder, Viken United, Transportstation 4b

      Gleich würde sie da sein. Meine Partnerin. Götter, endlich. Mein Herz hämmerte wie verrückt und ich atmete tief durch, um mich wieder einigermaßen zu beruhigen. Zwei Jahre. Zwei verfluchte Jahre hatte ich auf sie gewartet. Sie war die ganze Zeit lang irgendwo da draußen gewesen, eine Fremde, die nicht einmal ahnte, dass sie mein Match war. Zu siebenundneunzig Prozent perfekt. Die restlichen drei Prozent? An denen würden wir arbeiten. Und zwar sofort nach ihrer Ankunft.

      Ich starrte auf die leere Transportfläche, eine in einer langen Reihe aus fünfzehn auf dieser Transportstation. Es war die größte in Viken United, und die geschäftigste. Kämpfer, Garden, Partner, alle wurden sie hier ein- und ausgeschleust, von fernen Planeten wie der Erde, wo meine Partnerin herkam, andere wurden in die Kampfgruppen entsendet. Ich blickte die Reihe entlang und sah, wie ein Pärchen materialisiert wurde, händchenhaltend. Er trug die schwarze, mit einem Pfeil versehene Uniform vom Sektor Zwei, sie trug das einfache Gewand einer Viken Braut.

      Blanker, heftiger Neid überkam mich. Ich wollte meine Partnerin an der Hand halten, auf alle erdenklichen Weisen mit ihr zusammen sein. Ich wollte sie sicher und an meiner Seite wissen, wissen, dass sie mir gehörte. Mir.

      Ungeduldig tippelte ich mit dem Fuß. Vor drei Stunden hatte man mich herbestellt, mit der Nachricht, dass sie endlich mein Match gefunden hatten. Wie lange würde es dauern, bis sie eintraf? Die Erde war Lichtjahre entfernt, aber war den Transporttechnikern denn nicht klar, dass jede einzelne Sekunde, die ich hier rumstand und wartete mir das Herz rausriss? Meine Partnerin. Es war offiziell. Sie hatte das Match akzeptiert und war bereits auf dem Weg. Sie gehörte mir.

       Mir!

      “Calder, schön dich zu sehen.”

      Ich drehte mich um, erblickte ein bekanntes Gesicht. “Meinerseits. Zed, richtig?” ragte ich. Der hochgewachsene Vike nickte kurz und sein welliges Haar fiel ihm dabei über die Stirn.

      “Ja, ist schon eine Weile her. Die Mission im Sektor siebenundzwanzig, wenn ich mich recht erinnere.”

      Ich dachte zurück an die Zeit, als wir uns kennengelernt hatten, als wir gemeinsam gekämpft hatten. “Ungefähr vor drei Jahren. Das war ein verfluchtes Chaos. Zum Glück sind wir dort heil rausgekommen.” Ich wollte nicht an das Massaker denken, das wir überlebt hatten. Unsere Kampfgruppe war von allen Seiten von den Hive umzingelt worden. Mehr als zwei Wochen lang mussten wir uns zusammenraufen, Kampfgeschwader wie Geheimdienstleute. Bis die Verstärkung endlich eintraf, hatten die Hive bereits


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