Zonenfußball - Theorie, Methodik, Praxis. Fabian Seeger
ihr Anbiet- und Freilaufverhalten am Ballbesitzer, an der aktuellen Aufgabe und dementsprechend unmittelbar an den Zonen aus. Dabei werden die Zonen gerade oder diagonal belaufen. Zudem positionieren sich die Spieler an den Rändern der Felder oder laufen sich parallel an den Seiten frei.
In diesem Sinne lassen sich die Zonen optimal nutzen, um das Anbiet- und Freilaufverhalten grundsätzlich anzulegen, zu strukturieren und letztlich zu verbessern. Dabei sind die Spieler gemäß der aktuellen Vorgabe im Spiel auf die Felder aufgefordert, offene Spielstellungen einzunehmen, Gegnerdruck zu entfliehen oder auf direktem Wege anspielbar zu sein. Das einfache Lösen aus der Tiefe von einem Gegenspieler kann ebenso wie das Verlassen des Deckungsschattens als Bogenlauf oder im Sinne seitlichen Absetzverhaltens trainiert werden.
Das individuelle Freilaufverhalten muss dabei stets im Timing mit einem Mitspieler umgesetzt werden. So zielt das Freilaufverhalten je nach aktueller Aufgabe auf einen Passerhalt in einer bestimmten Zone, auf das bewusste Freilassen eines entscheidenden Felds oder auf das Freiziehen eines Felds durch Binden eines Gegners ab.
Abb. 15: Einfaches Entgegenkommen
Abb. 16: Einfacher Bogenlauf
Abb. 17: Anbieten auf Lücke
Abb. 18: Tiefe Läufe
Abb. 19: Timing des Passempfängers
Abb. 20: Timing des Passgebers
Die Vorgaben zum Bespielen der Felder generieren im Rahmen des Anbiet- und Freilaufverhaltens Spielaktionen, die lineares Entgegenkommen in eine Zone (vgl. Abb. 15: Einfaches Entgegenkommen) oder bogenförmiges Lösen vom Gegner (vgl. Abb. 16: Einfacher Bogenlauf) beinhalten, um einen Passerhalt innerhalb einer Zone zu realisieren. Das Passspiel über längere Distanzen durch die Zonen akzentuiert seitliches Absetzverhalten in der Tiefe mit Distanz zum Passgeber (vgl. Abb. 17: Anbieten auf Lücke) oder tiefe Läufe in freie Räume (vgl. Abb. 18: Tiefe Läufe).
Das Bespielen der Felder erfordert zudem optimales Timing, um im richtigen Moment eine Passoption zu schaffen (vgl. Abb. 19: Timing des Passempfängers) oder Zonen nur mit geringem Gegnerdruck (vgl. Abb. 20: Timing des Passgebers) bespielen zu können.
3.4DAS INDIVIDUELLE BESPIELEN DER FELDER GEGEN DEN BALL » EINFACHE DEFENSIVAKTIONEN
Die Vorgaben für einen Ballbesitzer zum Bespielen der Zonen nehmen nicht nur Einfluss auf das Anbiet- und Freilaufverhalten möglicher Mitspieler und potenzieller Passempfänger, sondern bedingen in Spielformen zeitgleich auch das Verhalten der Defensivspieler. Die Defensivaktionen richten sich nach der Aufgabe und den Lösungswegen der Offensive und versuchen, das Vorhaben zu unterbinden.
Das Spielfeld mit der Einteilung in Zonen fordert den Defensivspieler ständig zur Überprüfung seines individuellen Stellungsspiels auf. Um auch in der Defensive hohe Handlungsfähigkeit zu generieren, ist das Einnehmen von strategisch entscheidenden Spielpositionen (vgl. Abb. 21: Stellungsspiel) entscheidend.
Der einzelne Spieler sollte in Abstimmung mit seinen Teamkollegen möglichst in viele Zonen vorstoßen können, um diese im Bedarfsfall anzulaufen und zu verteidigen. Die Vorgaben für die Offensive begünstigen das Antizipieren von Pässen. Gemäß des Offensivspiels in Richtung einer bestimmten Zone bestehen für die Defensivspieler gute Möglichkeiten, einzelne Pässe vorauszuahnen und abzufangen (vgl. Abb. 22: Zuspiele unterbinden).
Wenn spielentscheidende Zonen identifiziert oder offensive Spielvorhaben schon im Ansatz erkannt werden können, dann entsteht durch das Stellungsspiel der Defensive das frühzeitige Verhindern von Offensivhandlungen und eine bestmögliche Positionierung zur Balleroberung (vgl. Abb. 23: Zonen zulaufen).
Abb. 21: Stellungsspiel
Abb. 22: Zuspiele unterbinden
Abb. 23: Zonen zulaufen
Die Vorgaben für einen ballbesitzenden Spieler oder ein ballbesitzendes Team im Spiel in Bezug auf die Zonen ist also nicht nur zur Provokation offensiver Spielhandlungen zu verstehen. Vielmehr kann direkt und unmittelbar erwünschtes Defensivverhalten erzeugt und trainiert werden.
3.5DER GRUPPENORIENTIERTE ANSATZ » TAKTIKORIENTIERUNG
Neben individuellen Handlungen hält die Einteilung des 9er-Felds und das Bespielen der einzelnen Zonen auch Spielaktionen bereit, an denen mehrere Spieler gemeinsam beteiligt sind. In diesem Sinne werden gruppentaktische Verhaltensmuster betrachtet. Dafür ist es denkbar, dass die unterschiedlichen Spielhandlungen auf individueller Ebene miteinander kombiniert werden. Die Zonen des 9er-Felds eignen sich, um die klassischen Aspekte gruppentaktischer Angriffsmittel und gruppentaktischer Abwehrstrategien herauszuarbeiten.
Grundsätzlich bauen auch im Kontext des 9er-Felds die gruppentaktischen Elemente auf den individuellen Handlungen auf. Im gruppentaktischen Kontext geht es also darum, dass einzelne Spieler abgestimmt mit ihren Mitspielern agieren, Zonen gemeinsam bespielen oder verteidigen und das Zonenspiel im Verbund angehen.
3.6DAS BESPIELEN DER FELDER IM TEAM MIT BALL » GRUPPENTAKTISCHE ANGRIFFSMITTEL
Durch sinnvoll gewählte Vorgaben während des Übens und Spielens im 9er-Feld können methodisch gestufte Elemente der offensiven Gruppentaktik wie Übergeben und Übernehmen (vgl. Abb. 24: Übergeben und Übernehmen), Hinterlaufen (vgl. Abb. 25: Hinterlaufen), Doppelpässe (vgl. Abb. 26: Doppelpass), doppelte Doppelpässe (vgl. Abb. 27: Doppelter Doppelpass) oder wie enges oder weiträumiges Spiel über den Dritten (vgl. Abb. 28: Spiel über den Dritten 1 und Abb. 29: Spiel über den Dritten 2) angelegt und trainiert werden.
Um diese Handlungen zu erzeugen, kann der Trainer vorgeben,