Zonenfußball - Theorie, Methodik, Praxis. Fabian Seeger
auf entscheidende Spielfeldbereiche. Das Training mit und im 9er-Feld basiert auf dem Gedanken, das Fußballfeld in bestimmte Bereiche zu untergliedern. In diesem Sinne wird eine grundsätzliche Einteilung in Quadrate und Rechtecke vorgenommen. Die Einteilung und Definition verschiedener Bereiche soll ermöglichen, dass bestimmte Handlungsmuster oder Technikaktionen mit ganz konkreten Spielfeldbereichen verbunden werden können.
Das Training im 9er-Feld zielt konsequenterweise auf eine Transferleistung und Anwendung im Wettkampf ab. Das im Training erworbene Spielverhalten in Verbindung mit Räumen, Zonen und Feldern soll letztlich auf das große Spiel übertragen und im Wettkampf angewendet werden.
2.2SPEZIFISCHE BEDEUTUNG » TECHNIKAUFGABEN ERFÜLLEN » TAKTIKVORGABEN UMSETZEN
Die Einteilung der Spielfläche als 9er-Feld in neun Quadrate gilt als konzeptionelle Grundlage zur Steuerung des Spielerverhaltens. Mithilfe der Zonen können technisch-taktische Handlungen ausgerichtet und abgefragt werden. Die neun Zonen dienen als Ausgangspunkt, um spezifische Technikaktionen, wie Dribblings, Finten, Richtungswechsel oder Pässe, und gruppentaktische Verhaltensweisen, wie Doppelpässe, Hinterlaufen oder das Spiel über den Dritten zu generieren. In den Spielformen rufen die offensiven Verhaltensweisen eine defensive Reaktion hervor, sodass im 9er-Feld auch defensive Handlungen trainiert und in bestimmten Räumen angelegt werden können.
Das Training im 9er-Feld beeinflusst grundlegend die Wahrnehmung der Spieler und versucht, eine grundsätzliche Fokussierung auf interessante, strategische und spielentscheidende Räume zu entwickeln. Einzelne Zonen werden als Zielräume definiert, sodass offensive und defensive Handlungen zielgerichtet durchgeführt werden müssen. Somit kann abgestimmtes Anbiet- und Freilaufverhalten, Timing im Zusammenspiel oder gemeinsames Entscheiden gefördert werden. Weiterführend können mithilfe der Felder konkrete Passrichtungen definiert, Dribblingwege vorgegeben, Passdistanzen angelegt und über die begrenzenden Markierungshütchen fiktive Gegenspieler symbolisiert werden.
Die spezifische Bedeutung der einzelnen Felder ist sehr variabel. Das 9er-Feld bietet zahlreiche Möglichkeiten, hält vielschichtige Zielsetzungen und differenzierte Aufgabenstellungen bereit. Die unzähligen Möglichkeiten gilt es, mit Blick auf das gewünschte Spielerverhalten, einzugrenzen und im Rahmen des aktuellen Trainingsthemas auszuschöpfen.
Das 9er-Feld bietet vielschichtige Möglichkeiten. Die neun quadratischen Zonen können individuell, in kleinen Gruppen oder in größeren Teams bespielt werden. Die möglichen Handlungen umfassen das Spiel mit Ball, das Spiel ohne Ball und das Spiel gegen den Ball. Gemäß dieser Kategorisierung finden technische Aktionen mit Ball wie Dribblings, Finten, Pässe oder Schüsse statt, zeigt sich Anbiet- und Freilaufverhalten ohne Ball im Sinne der Ballerwartung und ist Defensivverhalten als Reaktion auf die Vorhaben der Offensive gefordert.
Eine ähnliche Gliederung und Hierarchie kann auch für Spielhandlungen vorgenommen werden, an denen mehrere Spieler beteiligt sind. Diese komplexeren Abläufe greifen einzelne Aspekte der gruppentaktischen Angriffsmittel, wie Doppelpässe, Hinterlaufen oder Passkombinationen über Dritte, auf. Im Defensivspiel erfordern die komplexen Spielaktionen abgestimmtes Verteidigen durch Kettenverhalten, Tiefenstaffelung oder Pressingverhalten.
Zur Verdeutlichung des Potenzials im Rahmen der Trainingsgestaltung und Erläuterung methodischer Herangehensweisen blicken wir auf ausgewählte Anwendungsbeispiele. Die Anwendungsbeispiele im Sinne einer exemplarischen Feldnutzung sollen einen Eindruck zu möglichen Spieleraktionen liefern. Das geforderte Spielerverhalten kann gleichermaßen als Baustein oder Element in Übungs- und Spielformen integriert werden.
3.1DER INDIVIDUELLE ANSATZ » TECHNIKORIENTIERUNG
Der erste methodische Schritt legt den Fokus auf das Bespielen einer einzelnen Zone. Das einzelne Quadrat wird in diesem Sinne individuell von einem einzelnen Spieler in Ballbesitz bespielt. Hierbei geht es in erster Linie um das Dribbling, das Passspiel und die Ballmitnahme. Dieser individuelle Ansatz orientiert sich vorrangig an Techniken und Bewegungsaufgaben mit Ball. Im Training bieten sich technikorientierte Übungsformen an, welche die gewünschten Techniken häufig generieren und wiederholen lassen.
3.2DAS INDIVIDUELLE BESPIELEN DER FELDER MIT BALL » GRUNDLEGENDE TECHNIKEN
Auf der individuellen Ebene geht es in erster Linie um schnelle Dribblings, Tempo- und Richtungsveränderungen, gerade und diagonale Pässe sowie beidfüßige Ballmitnahmen. Das Regelwerk zum Bespielen der Felder muss entsprechende Vorgaben machen, die das gewünschte Verhalten provozieren. Spielerverhalten im Sinne variabler Dribblings zeigt sich, wenn die Spieler als Vorgabe zwei parallele Linien mit Ball am Fuß (vgl. Abb. 9: Tempodribbling) oder zwei angrenzende Linien (vgl. Abb. 10: Dribbling mit Richtungswechsel) überqueren müssen.
Das Passspiel wird angesteuert, indem ein Pass über zwei parallele Linien (vgl. Abb. 11: Gerader Pass) oder ein Pass über zwei angrenzende Linien (vgl. Abb. 12: Diagonaler Pass) gespielt werden muss. Als Kombination von Dribbling und Pass kann die Aufgabenstellung so angepasst werden, dass nach dem Dribbling in eine Zone ein direkt anschließender Pass aus der Zone heraus (vgl. Abb. 13: Dribbling mit Anschlussaktion) oder nach einem Passerhalt in einer Zone das sofortige Dribbling aus der Zone heraus (vgl. Abb. 14: Passerhalt mit Anschlussaktion) erfolgen muss.
Abb. 9: Tempodribbling
Abb. 10: Dribbling mit Richtungswechsel
Abb. 11: Gerader Pass
Abb. 12: Diagonaler Pass
Abb. 13: Dribbling mit Anschlussaktion
Abb. 14: Passerhalt mit Anschlussaktion
Die Zonen sind demnach als einzelne Aktionsfelder zu verstehen. Den Spielern werden konkrete und klar definierte Handlungen vorgegeben. In diesem Kontext lässt sich die einzelne Zone auch als Passfeld, Schussfeld, Fintenfeld oder Mitnahmefeld bezeichnen. Die Spielaktionen mit Anschlusshandlung oder Passempfänger verlassen teilweise die individuelle Ebene und münden im gemeinsamen Bespielen der Felder im Rahmen von Spielerpaaren oder kleineren Gruppen. Außerdem entsteht bereits eine erste Annäherung an das aufeinanderfolgende Bespielen mehrerer Zonen.
3.3DAS INDIVIDUELLE BESPIELEN DER FELDER OHNE BALL » EINFACHES ANBIET- UND FREILAUFVERHALTEN
Im Sinne der methodischen Reihe richtet sich der Blick im zweiten Schritt auf das Spielerverhalten ohne Ball. Um Anschlussaktionen der ballbesitzenden Spieler zu ermöglichen und um optimale Spielfortsetzungen generieren zu können,