Das Haus hinter den Magnolienblüten. Pam Hillman
Bonne sich in den weichen Ledersessel zurücksinken, den er extra aus Frankreich hatte importieren lassen. Nicht eine Sekunde ließ er dabei die drei Trottel aus den Augen. Unbeweglich und kerzengerade stand Claude vor ihm, den Blick starr geradeaus gerichtet. Doch die anderen beiden zappelten nervös herum. Ihre Blicke glitten unruhig durch den Raum und mieden, so gut es ging, den Augenkontakt mit Pierre. Ihr wehleidiges Gehabe ging Le Bonne gehörig auf die Nerven.
„Ihr wollte mir also allen Ernstes sagen, dass diese drei schönen Filles verschwunden sind, ohne die geringste Spur zu hinterlassen?“, brüllte er weiter.
„Ja, Monsieur“, lautete die Antwort.
Wutschnaubend fuhr Pierre von seinem Sessel auf. Der Mann, der sich die Nacht mit Kiera erkauft hatte, war ein Fremder für Pierre gewesen. Obwohl er ihn ordentlich in die Mangel hatte nehmen lassen, konnte er nicht ein Wort aus dem feinen Herrn herausbekommen; weder wie er hieß, noch wo die Mädchen geblieben waren.
„Und was ist mit unserem netten Gast, der im Fluss baden gegangen ist? Hat sich jemand von euch nach einem britischen Handelsmann erkundigt, der vermisst wird?“, fragte Le Bonne weiter.
Wortlos standen die drei Volltrottel vor ihm. Imbéciles! Musste er ihnen denn alles vorkauen? Konnten sie nicht ein einziges Mal allein denken?
„Ein wohlhabender, gut gekleideter Mann aus London verschwindet nicht einfach so. Es muss doch jemanden geben, der diesen Mann vermisst!“ Weit spreizte er seine Hände. „Dass niemand Fragen stellt, bedeutet, dass er nicht allein gehandelt hat. Er muss Verbindungen in Natchez haben. Irgendjemand kannte ihn und dieser jemand hat die Mädchen. Ich will sie zurück.“ Forsch blickte er nacheinander jedem Mann in die Augen. „Wenn ihr verhindern wollt, dass ihr unserem britischen Freund auf den Grund des Mississippi folgt, fangt ihr lieber sofort an zu suchen.“
Um nicht an sein Gespräch mit Quinn denken zu müssen, hielt Connor sich den ganzen Tag über beschäftigt. Erst spät in der Nacht, in der Stille seines Schlafzimmers, ließen sich Quinns Worte nicht länger verdrängen. Auf der Bettkante sitzend gab Connor einen tiefen Seufzer von sich.
„Was bedrückt dich?“, fragte Isabella. Sie saß an dem Waschtisch, den Connor ihr zu ihrer Hochzeit gezimmert hatte, und bürstete sich die Haare. Mitten in der Bewegung hielt sie inne und wartete auf Connors Antwort.
„Es war ein langer, langer Tag.“ Erschöpft nahm er sich das Wams ab und warf es über einen Stuhl.
„Meinst du das Chaos mit dem Pferd heute Morgen? Glaub mir, Kiera und ich sind vollkommen unverletzt“, versuchte seine Frau, ihn zu beschwichtigen.
„Ich weiß auch nicht, wieso ich so kopflos reagiert habe.“ Kopfschüttelnd erinnerte Connor sich an die Szene, die er heute geboten hatte. Dann wandte er sich zu Isabella: „Aber das ist es nicht.“
Isabellas Augenbraue schoss in die Höhe. „Hast du wenigstens gegessen, was ich dir vorbeigebracht habe?“
„Ja, Madam, ich habe gegessen.“ Ein Lächeln stahl sich auf Connors müdes Gesicht.
Isabella legte die Bürste nieder, erhob sich und setzte sich neben ihren Gatten auf die Bettkante. Behutsam hakte sie nach: „Was ist es dann? Ist es wegen Quinn? Ihr beiden saht aus wie zwei wilde Bären nach einer langen Zeit der Winterruhe. Niemand von euch hat sich darum geschert, etwas zu essen. Von daher war es kein Wunder, dass …“
„Die ganzen letzten Jahre wollte ich nichts mehr, als wieder mit meinen Brüdern zusammenleben zu können. Ich wollte, dass wir wieder eine Familie sind wie früher“, fuhr Connor ihr ins Wort und seufzte erneut. „Aber Quinn will nichts mit mir zu tun haben. Er beschuldigt mich, dass ich ihn und die Kleinen in Irland zurückgelassen habe.“
„Rede mit ihm. Sag ihm, dass du die Vergangenheit ändern würdest, wenn du nur könntest.“
„Ich glaube nicht, dass er zuhören würde.“ Mit beiden Händen fuhr Connor sich durch die Haare. „Es hilft auch nicht gerade, dass er diese Frau und ihre Schwestern hierhergebracht hat.“
„Connor O’Shea, Quinn konnte nicht wissen, dass diese Mädchen Charlottes Schwestern sind, und selbst wenn, hättest du sie etwa in dem Bordell zurückgelassen?“ Wütend flackerten Isabellas Augen.
„Ich glaube kaum“, kam Connors ehrliche Antwort.
Er hielt sein Gesicht in den Händen vergraben. Auch wenn Isabella recht hatte, mussten ihm diese Umstände noch lange nicht gefallen. Allein der Gedanke an Charlottes Schwestern brachten Erinnerungen an längst vergangene Tage an die Oberfläche, die Connor schon vor Ewigkeiten verbannt hatte.
Sanft sprach Isabella weiter: „Quinn wird sich schon noch einleben. Gib ihm etwas Zeit.“
„Ich glaube nicht, dass er lange genug hierbleiben wird, um sich einzuleben.“ Nun war es raus. Connor hatte es ausgesprochen.
Verwirrt blickte Isabella ihn an. „Er will gehen? Aber sie sind doch gerade erst angekommen!“
„Ja, er plant, von hier fortzugehen. Was er will, ist ein Abenteuer. Quinn will reisen, die Welt entdecken und all die sagenhaften Dinge erleben, die auch Caleb und ich seiner Meinung nach erlebt haben.“ Mühsam zog Connor sich die schweren Stiefel von den Füßen und schmiss sie in eine Ecke. Laut klang ihr Aufprall in seinen Ohren. „Wenn er nur wüsste“, murmelte er.
Isabella streckte eine Hand aus und strich ihm eine Strähne aus der Stirn. Connors Herz fing an zu rasen. Noch immer hatte sein Herzschlag sich nicht an ihre Berührungen gewöhnt. „Wie, du hast also keine Abenteuer erlebt, mein Liebster?“, neckte Isabella ihn.
Glucksend drehte Connor sich zu seiner Frau um und schlang seine Arme um ihre Hüfte, um sie näher an sich heranzuziehen. „Oh, meine Geliebte. Ich hatte definitiv mehr Abenteuer mit dir als in meinem gesamten Leben davor.“
„Na also, geht doch. Breeze Hill ist nicht annähernd so langweilig, wie viele oft denken. Zumindest nicht, wenn man weiß, wo man hinschauen muss.“ Liebevoll legte sie ihre Arme um seinen Hals und lächelte ihn an. „Wir müssen Quinn also nur dabei helfen, sich die richtigen Dinge anzusehen.“
„Was meinst du damit?“, fragte Connor, obwohl ihn die Antwort nicht interessierte. Zumindest nicht, solange die Arme seiner Frau noch um ihn geschlungen waren und ihr zarten Lippen sein Ohr liebkosten.
Quinn war so ziemlich das Letzte, was ihn in diesem Moment interessierte.
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