Das Haus hinter den Magnolienblüten. Pam Hillman
der Erde hätte verbringen können.
„Seitdem ich hier bin, hat es keinen Schmied mehr auf Breeze Hill gegeben. Wenn du möchtest, darfst du die Schmiede gerne übernehmen.“
„Was ist mit Mr Bartholomew?“ Konzentriert schälte Quinn ein weiteres Stück Rinde vom Stamm ab. „Hat er nicht mitzuentscheiden, wer auf seiner Plantage eingestellt wird und wer nicht?“
„Isabellas Vater geht es nicht sehr gut. Er hat mir die Leitung der Plantage übertragen, bis sein Enkel alt genug ist für diese Aufgabe. Dann wird der kleine Jonny Breeze Hill erben.“
„Selbst, wenn du und Isabella Kinder haben werdet?“
Schmerz mischte sich in den konzentrierten Ausdruck auf Connors Gesicht. „Ja, auch wenn wir selbst Kinder haben werden. Ich wollte nie, dass Isabella denkt, ich hätte sie nur der Plantage wegen geheiratet.“
„Und trotzdem bist du nicht leer ausgegangen, oder? Isabella hat einen Ort erwähnt, der sich Braxton Hall nennt.“ Quinn lachte leise. „Ich hätte nie gedacht, dass ein O’Shea jemals Landbesitzer sein würde. Was hast du diesmal dafür getan – wieder eine hilflose Dame in Bedrängnis gerettet?“
„Ja.“ Bei der flapsigen Bemerkung seines Bruders verhärtete sich Connors Kiefer. „Isabella.“
Vor Scham schloss Quinn kurz die Augen. Er fühlte sich wie ein Idiot. „Es tut mir leid. Ich hab nicht gewusst, dass …“
„Nolan Braxton war ein Dieb und ein Wegelagerer.“ Scharf klang Connors Stimme bei diesen Worten. „Er hat Isabellas Bruder umgebracht und beinahe ihren Vater und ihre Schwägerin getötet. Dann hatte er sich in den Kopf gesetzt, Breeze Hill um jeden Preis zu besitzen, und dafür wollte er Isabella heiraten. Nachdem er umgekommen war, übertrug der Statthalter mir sein Land.“
Aus den Augenwinkeln schielte Quinn zu Connor hinüber. „Hast du ihn selbst umgebracht, diesen Braxton?“
Kopfschüttelnd verneinte Connor und blickte gedankenverloren in Richtung des Anwesens. „Nein, aber das heißt nicht, dass ich es nicht versucht hätte.“
Einzig das Schaben der Schäleisen war in den nächsten Minuten zu hören.
„Also, erzähl mir von der Sache mit Caleb“, durchbrach Connor schließlich die Stille. „Warum hat er sich dafür entschieden aufzubrechen?“
Fester als gewollt rammte Quinn das Eisen zwischen Stamm und Rinde. Der Ärger in seiner Stimme war nicht zu überhören, als er antwortete: „Er sagte, er hätte genug von der Arbeit in den Minen. Er wollte unbedingt losziehen und die Welt erkunden.“
„Das kann ich verstehen. Ich habe die Minen selbst gehasst.“
Quinn schnaubte. Wenigstens eine Sache hatte er mit seinen Brüdern gemein.
Für eine lange Zeit war Connor daraufhin still. „Er hat dich einfach mit Rory und Patrick zurückgelassen und erwartet, dass du dich um sie kümmerst?“
Das Eisen in Quinns Hand rutschte ab und schlug eine tiefe Kerbe in das sonst glatte und geschälte Holz. Mit zusammengebissenen Zähnen riss er das Eisen heraus und rammte es erneut zwischen Rinde und Stamm. Die ganze Zeit über dachte er an den Tag, an dem Caleb sie im Stich gelassen hatte. Obwohl die blauen Flecken von ihrer Schlägerei längst nicht mehr zu sehen waren, kam es Quinn so vor, als sei es erst gestern gewesen. „Es hat sich nicht viel dadurch verändert. Auch vorher ist Caleb nie eine große Hilfe gewesen.“
„Ich wünschte, ich hätte euch helfen können. All diese Jahre und …“
In der Bewegung innehaltend stützte Connor sich auf den Griff des Schäleisens und starrte Quinn an.
„Unser Wiedersehen ist nicht ganz so abgelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte.“
Quinn grunzte. „Was hast du denn erwartet?“
„Keine Ahnung. Dass alles wieder so sein würde wie früher, als Ma und Pa noch am Leben und wir Kinder waren.“
„So wie damals ist es schon seit Jahren nicht mehr gewesen.“ Die Verbitterung der letzten Jahre brodelte in Quinn. „Wir können niemals dorthin zurück.“
Jetzt tauchte ein Dutzend Männer zwischen den Bäumen am Ende der Auffahrt zum Sägewerk auf.
Es war Connor deutlich im Gesicht abzulesen, dass er nicht sonderlich begeistert über diese Unterbrechung war. „Nein, ich vermute nicht.“
Genauso wenig wie Quinn die Zeit zurückdrehen und wiedergutmachen konnte, was Caleb ihm angetan hatte, als er die Familie verließ und ihm damit seine Aufgabe als neues Familienoberhaupt aufgezwängt hatte.
Isabella stürmte in die Küche. „Wo ist Martha?“
„Sie sammelt Eier.“ Um zu antworten, hob Kiera nur kurz den Kopf, hielt aber in ihrer Arbeit nicht inne. Für den Eintopf zum Mittagessen schnitt sie Zwiebeln klein. Martha hatte ihr keine Aufgabe gegeben, als sie heute Morgen in die Küche gekommen war, aber über etwas Hilfe beschwert hatte sie sich auch nicht.
Kiera war besessen von dem Drang, sich nützlich zu zeigen. Die Angst, wieder zurück nach Natchez geschickt zu werden, trieb sie an. Nie wieder wollte sie zurück zu Pierre Le Bonne.
„Mein Ehemann bringt mich noch um. Schon wieder hat Martha mir erzählt, dass er kein Frühstück gegessen hat, und ich kann nur wetten, dass er auch nicht bei Lafette eine Pause eingelegt hat. Niemals würde er sich für das Essen des Arbeiterkochs entscheiden, wenn er stattdessen Marthas Kochkünste genießen könnte.“ Isabellas Augen funkelten gefährlich unter den zusammengezogenen Augenbrauen und ihre Hände hatte sie in die Hüften gestemmt. „Connor weiß genau, dass er keinen ganzen Tag ohne Essen auskommen kann.“
Die Zwiebeln trieben Kiera die Tränen in die Augen. Energisch versuchte sie, sie wegzublinzeln, und hoffte, dass Isabella dabei ihre Verlegenheit nicht bemerken würde. Im Gegensatz zu ihr wusste sie, weshalb Connor das Frühstück ausgelassen hatte. Heute Morgen waren sie sich auf dem Weg in die Küche begegnet; doch nachdem er sie mit einem knappen Kopfnicken begrüßt hatte, war er, so schnell es ging, in Richtung des Sägewerks verschwunden.
„Und seinen Bruder Quinn habe ich heute Morgen auch noch nicht zu Gesicht bekommen.“ Die junge Hausherrin griff sich einen Korb aus einem der Regale. „Kiera, hast du Connor oder Quinn schon gesehen?“
„Nein, Ma’am. Das heißt …“ Kiera schluckte. „Ja, Mistress. Ich bin Mr O’Shea heute Morgen begegnet. Ich meine Master Connor.“
Seufzend kam Isabella auf sie zu und setzte sich auf den Hocker neben Kiera. „Es gibt keinen Grund, dass du so formell reden müsstest. Connor ist nicht dein Master und ich bin definitiv nicht deine Mistress. Du und deine Schwestern, ihr seid unsere Gäste.“
„Ich glaube kaum, dass dein Ehemann das ebenso sieht. Er ist nicht gerade erfreut über unsere Anwesenheit.“ Wieder sprangen Tränen in Kieras Augen – diesmal jedoch nicht nur vom Zwiebelschneiden. Blinzelnd schüttelte sie ihren Kopf. „Nicht nach alldem, was meine Schwester ihm angetan hat.“
Sanft tätschelte Isabella ihren Arm. „Was Charlotte getan hat, hat absolut nichts mit dir zu tun. Sie scheint nicht besonders viel Mitgefühl oder moralische Hemmungen zu haben. Ich für meinen Teil bin unglaublich froh, dass Quinn und die Wainwrights zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen sind und euch retten konnten. Bei dem Gedanken daran, was euch sonst geschehen wäre, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter.“
„Dein Mann wollte mich nicht einmal ansehen, als er mir heute Morgen auf dem Weg in die Küche begegnet ist. Das ist der Grund, weshalb er kein Frühstück gegessen hat.“ Beschämt blickte sie nach unten. „Er konnte es wohl nicht ertragen, im selben Raum wie ich zu sein.“
„Das stimmt nicht.“ Isabella schüttelte entschlossen den Kopf. „Er lässt das Frühstück ständig ausfallen. Du kannst diesen Gedanken also ganz schnell wieder aus deinem