Unendlich funkenhell. Frau Michelle Schrenk
den Lichtern und der Musik. Dennoch sehe ich kurz zu Louis, der lächelt, während Lilly ihm etwas in sein Ohr flüstert. Ich beschließe, die beiden zu ignorieren. Mir total egal, was er macht. Oder auch nicht. Ach, verdammt.
»Hey, schön, dass ihr da seid«, begrüßt uns Nathan und reißt mich damit aus meinen Gedanken. »Wollen wir was trinken?«
Wir schieben uns durch die Menge und stellen uns an die Bar.
»Ein wirklich cooles Geheimnis«, bemerkt Jill an Nathan gewandt.
Als er lacht, hebt und senkt sich seine Brust. »Ich hoffe, die Überraschung ist gelungen.«
»Allerdings.«
Er streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Perfekt. Was wollt ihr trinken? Bier? Einen Cocktail? Geht auf mich.«
»Das ist lieb, doch das musst du nicht machen«, antworte ich.
Er greift nach meiner Hand und berührt sie ganz kurz. »Aber ich will es machen. Sehr gern sogar.«
Ich kann nicht leugnen, dass er etwas in mir auslöst. Und dass da jetzt ebenfalls eine Wärme ist, die durch meinen Bauch wandert.
»Also, was wollt ihr?«
»Noch zwei Cocktails?«, fragt Jill. »Was meinst du, Amy?«
»Ja, klingt super.«
Nathan winkt die Bedienung, die hinter dem Tresen steht, zu sich. »Hey, Jenny, zwei London Love und ein Bier bitte.«
Sie wirft ihm ein breites Lächeln zu. »Kommt sofort, Nathan.«
Wenig später stehen die Getränke schon vor uns.
»Du kennst auch jeden hier«, stellt Jill fest, nachdem sie den ersten Schluck aus ihrem Glas genommen hat.
»Na ja, jeden nicht.« Nathan lächelt und sieht dabei direkt mich an. »Und, wie gefällt es euch?«
»Die Stimmung ist unglaublich. Und du legst echt gut auf. Wie kommst du denn dazu?«, frage ich, in der Hoffnung, dass er mir nicht anmerkt, wie nervös ich gerade bin, denn die Wärme in meinem Bauch hat sich schon ziemlich ausgebreitet. Der London Love hat es wirklich in sich.
Seine Stimme wird noch weicher. »Na ja, ich mag es einfach. Und es ist cool, dass ich hier ein wenig ran darf. Mein Dad kennt Jaydon, der hier oft auflegt.« Er blickt zum DJ-Pult, an dem jetzt ein anderer Junge steht. »Wir wechseln uns immer ein bisschen ab.«
Er mustert mich intensiv, und ich spüre von Neuem diese Wärme. »Dein Dad kennt wirklich viele Leute«, bemerke ich.
»Ja, aber Jaydon ist ehrlich. Wenn ich nichts könnte, dann dürfte ich auch nicht ran.«
»Dann willst du mal DJ werden?«
Er lacht. »Eher nicht, ich bin schon für die Firma eingeplant. Das hat bei uns Tradition.«
Als ihm der andere Junge vom Mischpult aus zuwinkt, zuckt Nathan die Schultern. »Jaydon ruft mich. Zu schade, ich muss jetzt wieder auflegen. Aber wir sehen uns später, ja? Ich würde nämlich gern noch ein bisschen Zeit mit dir haben.«
Ich nicke. »Klar.«
Er zwinkert uns noch zu, dann geht er durch die Menge davon.
Als er außer Hörweite ist, beugt Jill sich zu mir. »Er ist echt toll. Den musst du uns warmhalten.« Sie kichert.
Wenig später steht Nathan wieder am DJ-Pult, und meine Augen wandern immer wieder zu ihm hinüber. Trotzdem kann ich es mir nicht verkneifen, nach Louis Ausschau zu halten. Schließlich entdecke ich auch ihn, er steht noch immer nicht weit von uns entfernt mit Lilly zusammen, und auch Ashley ist dabei. Kurz habe ich das Gefühl, dass er zu mir herübersieht. Doch der Moment hält nicht lange an, denn schon nimmt Lilly ihn in Beschlag, greift nach seiner Hand und zieht ihn mit sich auf die Tanzfläche.
Jill, die alles beobachtet hat, wirft mir einen vielsagenden Blick zu. Sie will noch irgendwas sagen, doch da tauchen Thomas und Charly an der Bar auf und versperren mir die Sicht auf die drei.
»Hey, Mädels. Na, alles klar?«, fragt Thomas, woraufhin Jill ihn strahlend anlächelt. »Dieser Neue legt hier auf, und zwar richtig gut. Sehr cool. Woher kennt ihr ihn eigentlich?«
»Ach, er hat uns die Karten gegeben«, antwortet sie. »Amy kennt ihn.«
Er nickt anerkennend. »Und jetzt macht ihr Tanzpause? Ihr wart ja auch gut dabei.«
Jills Wangen erröten leicht. »Dann habt ihr uns also gesehen?«
»Klar.« Er deutet auf ihr Oberteil. »Hübsches Top übrigens.«
Während Charly sich wohl vorgenommen hat, mich zu unterhalten, verwickelt Thomas Jill in ein Gespräch. Auch eine halbe Stunde später scheinen den beiden die Gesprächsthemen nicht auszugehen. Mit Charly und mir hingegen geht es schleppend, was aber auch daran liegt, dass ich absolut keine Lust habe, mich mit ihm über Sport zu unterhalten. Und weil ich nicht aufhören kann, immer wieder in Louis’ Richtung zu blicken, kann ich Charly sowieso nicht wirklich folgen. Dabei hatte der Abend doch so gut angefangen.
»Jedenfalls trainiere ich mindestens zwei Stunden jeden Tag«, höre ich Charlys Worte nur mit einem Ohr und versuche, ein Gähnen zu unterdrücken. »Nicht schlecht, oder?« Er deutet auf seinen Oberarm, den er jetzt vor mir anspannt.
»Ich habe auch auf Instagram ein Profil, die Mädels stehen drauf.«
»Ja, ganz toll.« Ich antworte einfach irgendwas, denn erstens ist es mir egal, und zweitens geht gerade Louis zusammen mit Lilly an mir vorbei. Abermals treffen sich unsere Blicke.
Sehnsüchtig schaue ich zur Tanzfläche, was Jill glücklicherweise bemerkt.
»Wollen wir auch tanzen?« Auf Jill ist Verlass und wenig später stürzen auch wir vier uns ins Getümmel. Die Musik geht mir in die Beine, und als ein neuer Song erklingt, werfe ich die Arme hoch und bewege mich im Takt. Nathan hat es wirklich drauf. Ich sehe zu ihm hinüber, er lächelt zurück.
Eine ganze Weile tanzen wir noch alle zusammen, als ich gegen einen Typen hinter mir stoße.
»Sorry«, er grinst mich an. Am Hals hat er ein merkwürdig verschlungenes Tattoo. Ich bin mir sicher, dass ich es schon irgendwo gesehen habe.
Irgendwas an ihm ist seltsam. Wir tanzen, bis es mir irgendwie zu eng wird. Mein Kopf schwirrt. Die Hitze, die Cocktails …
»Ich muss mal auf die Toilette«, sage ich zu Jill, die nickt.
»Soll ich mit?«
»Nein, bin gleich wieder da«, sage ich, bevor ich mich abwende und zu den Toiletten steuere.
Zum Glück ist nicht viel los, und ich bin schnell an der Reihe. Als ich fertig bin, wasche ich mir die Hände und lasse kurz ein wenig kaltes Wasser über meine Handgelenke laufen, besser. Ich trete nach draußen und will gerade zurück, als ein Typ vor mir stehen bleibt und mir den Weg versperrt. Als ich das Tattoo an seinem Hals und die dunklen Augen sehe, erkenne ich ihn wieder.
»Na, Süße, alles klar bei dir?«
Irgendwas an ihm gefällt mir nicht.
»Ja, alles klar, aber ich muss dann mal zu meinen Freunden zurück. Kann ich mal vorbei?«
Dieser Blick. Dieses Tattoo. Es kommt mir bekannt vor. Doch woher nur?
Ich will mich von ihm entfernen, aber er kommt noch einen Schritt näher. »Das kann doch noch kurz warten, oder?«, raunt er, während sein Körper meinen berührt.
»Nein, das kann es nicht. Ich muss los«, sage ich und schiebe ihn weg. Der spinnt wohl! Er stinkt zudem ziemlich nach Alkohol, und die ganze Situation löst ein merkwürdig unangenehm vertrautes Gefühl in mir aus. Er drängt sich nun immer näher an mich.
»Was soll das? Lass das!«, rufe ich.
Doch der Typ grinst mich nur an.
»Ach, komm schon. Jetzt hab dich nicht so. Beim Tanzen