Pilzvergnügt. Stefan Marxer

Pilzvergnügt - Stefan Marxer


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Arbeits- und Alltagsleben boomt eine rasant wachsende Branche rund um das Thema Erholung. Dafür gibt es ein großes Angebot: Thermen, Spas, Hotels, Therapien, Kurse … Ganz klar: Das kann man sich schon einmal gönnen. Aber: Die eigene Work-Life-Balance lässt sich auch anders, ganz unkompliziert finden. Glücklicherweise sind wir Mitteleuropäer fast überall von einem kostenlosen und frei zugänglichen Erholungsraum umgeben. Genau: dem Wald! Nicht ohne Grund sind im Forstgesetz großflächige Zonen als Erholungswald ausgeschrieben und langfristig geschützt.

      Die gezielte Suche nach Pilzen – oder auch Früchten, Kräutern und Blumen – an der frischen Luft ist einfach wunderbar entspannend. Die Kombination aus körperlicher und geistiger Aktivität versetzt dich, sofern du es zulässt, in einen meditativen Zustand. Der erlaubt es dir, alles um dich herum auszublenden. Du bist fokussiert und kannst gleichzeitig deinen Gedanken freien Lauf lassen. Und die werden ganz schnell positiv, wenn es deinem Körper und deiner Seele gut geht. Gleichzeitig hast du die Möglichkeit, zu reflektieren: Der räumliche und gedankliche Abstand hilft, sich neu zu ordnen und gewisse Dinge in Ruhe zu überdenken. Wie oft bin ich mit vollgepacktem Gedankenrucksack in den Wald gegangen und nach einiger Zeit wahrlich erleichtert und entspannt zurückgekehrt!

      Die Geschichte vom Sammeln ist so alt wie die Geschichte der Menschheit selbst. Seit jeher holen wir uns essbare Pilze, Früchte oder Wurzeln aus der Natur. Unsere Ahnen waren nicht nur Jäger, sondern vor allem auch Sammler. Ein erheblicher Anteil unserer früheren Nahrung bestand aus dem, was die Natur bot. Dazu zählten Wildfrüchte, Eier, Nüsse, Honig und natürlich Pilze. Das Sammeln ist somit eng mit der Entwicklung der Menschheit verbunden.

      Ein großer Zeitsprung: In den letzten Jahrzehnten ist ein deutlicher Wandel spürbar geworden. Und zwar sowohl in Richtung Massenkonsum als auch in Richtung Ernährungssouveränität.

      Wie sieht das heute mit der Nahrungsbeschaffung aus? In den meisten Fällen so: Wir gehen in den Supermarkt und kaufen, was andere auf der ganzen Welt angebaut und verarbeitet haben. Die Jäger und Sammler sind zu Konsumenten geworden, die spärlichen Ressourcen in der Natur zu einem Überangebot an Nahrung im Handel. Der emsige Sammelwille im Menschen wurde so aber nicht wegradiert, sondern lediglich in andere, naja, sagen wir gemäßigtere Bahnen gelenkt: Manche sammeln Briefmarken, andere Schuhe, Spielkarten, Zeitschriften oder Münzen.

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      Wenn du deine Sammeltour mit dreckigen Händen und vollen Taschen beendest, hast du alles richtig gemacht!

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      Illustration Essen wie in der Steinzeit Illustration

      Lange bevor die Menschen sesshaft wurden und begannen, Getreide selbst anzubauen oder Tiere zu halten, ernährten sie sich von dem, was sie in der Natur vorfanden. In den letzten Jahren wurde diese Ernährungsweise „wiederentdeckt“. Es entstand ein regelrechter Trend rund um die sogenannte „Paleo-Diät“. Dabei geht es darum, nur unverarbeitete Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die es auch schon vor 20.000 Jahren gab – also das, was auch die Jäger und Sammler von damals gegessen hätten. Es gibt unterschiedliche Ansichten zu dieser Ernährungsform. Verfechter betonen die scheinbar bessere Verträglichkeit für den menschlichen Organismus, Kritiker weisen auf die möglichen Mangelerscheinungen hin. Du kannst es ja einmal ausprobieren: Geh in den Wald, sammle drauflos und bereite dir ein Gericht aus diesen Zutaten zu. Das ist gar nicht so leicht!

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      Auf der anderen Seite entdecken immer mehr Menschen ihr Grundbedürfnis nach Natur und Eigenständigkeit neu. Sie wollen ihre Lebensmittel selbst anbauen, selbst ernten, selbst pflücken. Diese erfreuliche Entwicklung spiegelt sich in üppigen Balkonen, erneut aufkommenden Bauerngärten, bepflanzten Baumscheiben und einem veränderten Konsumverhalten wider. Einen Bereich hat sie jedoch erst zaghaft erfasst: den der Pilze.

       „All you can eat“ im Wald? Aber klar doch!

      Höchste Zeit für ein Umdenken! In diesem Buch möchte ich euch näher an die unglaubliche Vielfalt dieser unscheinbaren Naturschätze heranführen. Bist du bereit?

       Meine Damen und Herren, ich heiße euch herzlich willkommen … in der natürlichsten Speisekammer der Welt! Gratis Buffet zu jeder Tages- und Nachtzeit, für alle Geschmäcker, mit allem und scharf!

      So könnte ein zugegebenermaßen etwas reißerischer Werbeslogan für das Sammeln im Wald lauten. Du bist noch nicht überzeugt? Überleg mal: Baust du (wie ich) selbst dein eigenes Obst und Gemüse an, weißt du, mit wie viel Arbeit, Zeit und manchmal auch Kosten die Selbstversorgung verbunden ist? Man benötigt Saatgut, Töpfe, die richtige Erde, Dünger und, und, und. Es ist natürlich unbestritten, dass der Anbau von eigenen Lebensmitteln eine äußerst erfüllende Tätigkeit sein kann. Aber der Aufwand ist eben nicht zu unterschätzen.

      Das geht auch einfacher! Probier’s mal mit Pilzen. Die sprießen von ganz allein in freier Wildbahn. Aussaat, Anzucht, und Vermehrung übernimmt die Natur. Die einzige Aufgabe für uns: diese kostbaren Schätze des Waldes zu suchen und später zu verarbeiten. Mit den Tipps aus diesem Buch kannst du einen nicht unwesentlichen Teil deiner Mahlzeiten aus dem nächstgelegenen Wald holen. Und deine Speisekammer das ganze Jahr über mit natürlichen, frischen oder getrockneten Pilzen auffüllen. Eine echte Bereicherung für jeden Speiseplan!

       Pilze, Beeren und Wurzeln: Der Wald macht’s möglich!

      Um die Ausbeute an wertvollen Mitbringseln zu erhöhen, kannst du zusätzlich nach allem suchen, was in der Natur wächst und in deiner Küche Verwendung finden kann. Dank Wildkräutern wie Waldmeister, Bärlauch und Co. sowie Wildobstarten wie Holunderbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Walderdbeeren oder Heidel- und Preiselbeeren finden wir nahezu immer etwas Brauchbares und haben nie das Gefühl, mit leeren Händen nach Hause zu kommen. Und das Beste? Alles, was wild in freier Natur wächst, schlägt seine kultivierten Artgenossen geschmacklich um Längen. Es gilt, mit offenen Augen durch unsere üppigen Wälder und Wiesen zu streifen – es gibt immer etwas zu finden!

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      Was für eine Ausbeute – die Natur bietet uns Vor-, Haupt- und Nachspeise auf einmal an.

      Welchen Wert haben Lebensmittel in unserer Gesellschaft? Essen wird vor allem von einem bestimmt: dem Preis. Billig muss es sein, schnell und bequem muss es gehen. Gegessen wird zwischendurch.

      Wenn du selbst anbaust oder sammelst, kennst du ein ganz anderes Gefühl: die Wertschätzung und den Stolz gegenüber dem Obst oder Gemüse, das durch deine Hände entstanden ist. Oder eben auch gegenüber dem Pilz, den du soeben nach einer anstrengenden Wanderung unter dem grünen Blätterdach des Waldes gefunden und mitgenommen hast.

      Holst du dir Pilze selbst aus dem Wald, hast du einen entscheidenden Vorteil: Du weißt, woher dein Essen kommt. Und du wirst jeden Bissen, den du selbst gezaubert hast, so richtig genießen.

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      Wer sammelt, kann sich sein eigenes, frisches, unvergleichlich schmackhaftes Essen aus dem Wald holen!


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