Was fehlt, wenn uns die Tiere fehlen?. Simone Horstmann
– Denken, wie man ist und sein, wie man denkt – Das Tier, das spricht, aber nicht hören will – Begrifflose Wesen? – Linda bereitet Kopfzerbrechen – Ein Bild, das uns gefällt: der Anthropomorphismus – „Wussten Sie schon, dass Kühe trauern?“ – Das Wissen des Ichthylogen – Ein Netz auswerfen, das auch uns mit fängt – „… diese ineinander geknäuelten Krämpfe der Ohnmacht“ – Fisch werden oder … – … Fledermaus sein? – „… seine Knochen sind Felsen, seine Adern große Flüsse“ – Rettung aus dem goldenen Käfig – Wachsames Schlafen – Interanimalität: das Fleisch der Welt – Teilnehmendes Verstehen – Anmerkungen
Urworte, hündisch – Der Ochse in der Buchstaben-Ursuppe – Zeichen und Wirklichkeit – Lebendige Buchstaben – Bein zu Bein, Blut zu Blut – Transformierte Wirklichkeit – „Achilles war ein Löwe in der Schlacht“ – Ein Gedicht als Rettungsbot der Tiere – „Etwas in uns in der Art des unvergleichlichen Möwenflugs“ – Sind Tiere Kinder und Großeltern? – „Immer nach Hause“ – Leben in Metamorphosen – „Menschen sind Gras“ – „… je falterhafter ich im Inneren wurde“ – „Omnis mundi creatura, quasi liber et pictura“ – Was bedeutet dem Storch sein Dasein? – Grenzgängerspezies – „Hin- und herübersetzen“ – Gebrochene Spiegelbilder & gepflegte Mehrdeutigkeiten – Multispezies-Weltsichten – Eine urtümliche Konversation – Tiere lesen lernen – Teilhabe an der gemeinsamen Welt – Anmerkungen
Das transzendente und das politische Tier
Das richtige Maß – Ein stinkender Hund auf einer Säule – Fleisch für die Käfer – Antiker Posthumanismus – „… wie der Mensch eigentlich gemeint ist“ – Der zahme Bruder Wolf – Von schielenden Heiligen und modernen Tierrechten – Ein hündisches Naturrecht – Unnatürliche und Übernatürliche Naturen – Heilige Krokodile, Katzen & Kühe – Verbotene Tiererfahrungen – „… die schockierend befremdende Aura des anderen Wesens“ – … unter dem Eindruck des Mondes vergisst es seine Natur – Die Erkenntnis des Lebens – Göttlicher Seitenwechsel – Tierliche und trinitarische Personen – „… wandelbar und dem Tage preisgegeben“ – Von glücklichen Sklaven und artgerechter Tierhaltung – Anmerkungen
Konkrete Ideen zu Interspezies-Praktiken
Was fehlt, wenn uns die Tiere fehlen?
Zur Einleitung
Unter den lebendigen Eindrücken seiner Forschungsreisen verfasst Charles Darwin 1837 einen Notizbucheintrag. Sein eigentliches Hauptwerk „Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl“ liegt zu diesem Zeitpunkt noch in entfernter Zukunft; es erscheint erst 22 Jahre später und begründet jenes Paradigma, das wir seither mit Darwin in Verbindung bringen: die Evolutionstheorie.
Doch bereits Darwins knapper Eintrag von 1837 ist spektakulär, wenn auch erst auf den zweiten Blick. Denn zunächst wirkt die Notizbuchseite schlicht chaotisch: Sie enthält neben kurzen Randnotizen lediglich die Phrase „I think“ – „Ich denke“, gefolgt von einer knappen Skizze, die bereits zu diesem frühen Zeitpunkt einen zentralen Gedanken seiner später zum System ausgearbeiteten Evolutionstheorie aufnimmt: den ‚Baum des Lebens‘, der die Abstammungslinien verschiedener Spezies