Heiße Küsse & eine neue Kulisse. Kathrin Fuhrmann
Öffentlichkeit ihre Beziehung zu erklären. „Dann machen wir die Homestory, auch wenn du kein Fan davon bist. Ich gebe ein paar Interviews. Es wäre großartig, wenn du mich begleiten würdest. Dann werden die Leute sehen, dass sie uns falsch einschätzen. Ich werde nicht tatenlos bleiben, wenn die unsere Liebe in den Dreck ziehen.“
Ein Klopfen ertönte an der Tür von Angus’ Arbeitszimmer. Bevor einer von ihnen die Gelegenheit hatte, den Störenfried hereinzubitten, öffnete sich die Tür und Mrs Vance trat ein.
„Soll ich vielleicht jetzt schon den Tee bringen?“, fragte sie.
„Nein!“, antworteten Angus und Patrick gleichzeitig. Wenigstens waren sie in diesem Punkt einer Meinung.
Mrs Vance räusperte sich und sah von einem zum anderen. „Ich habe den Eindruck, als würde eine kleine Pause die Situation etwas entschärfen.“
Patrick warf ihr einen bösen Blick zu. „Nicht jetzt, Mrs Vance.“
„So ein warmer, beruhigender Tee mit ein paar Keksen wirkt manchmal Wunder. Danach sieht man die Welt in einem anderen Licht. Dann merkt man, dass es egal ist, was die Öffentlichkeit denkt, solange man selbst zufrieden ist.“
„Mir ist bewusst, dass Sie nur helfen wollen“, sagte Patrick mit bemüht ruhiger Stimme, obwohl er am liebsten gebrüllt hätte. „Ihre Einmischung macht allerdings alles nur noch schlimmer. Bitte lassen Sie uns allein.“
„Mr McLean …“ Sie suchte Angus’ Blick.
Natürlich wandte sie sich an ihren Boss. Sie würde immer auf seiner Seite sein. Patrick war in ihren Augen nicht mehr als ein nörgelnder Junge. Sie mochte ihn, wenn die Beziehung zwischen Angus und ihm reibungslos verlief. Sobald es allerdings Schwierigkeiten gab, hatte Patrick jedes Mal den Eindruck, sie würde ihm die Schuld daran geben.
Verärgert verschränkte er die Arme vor der Brust. „Na, Mr McLean? Magst du vielleicht deinen Tee? Dann sollst du natürlich bekommen, wonach dir der Sinn steht.“
Angus seufzte hörbar. „Tut mir leid, Mrs Vance. Der Tee muss warten. Lassen Sie uns bitte allein.“
Die alte Dame nickte und zog sich dann zurück.
„Alle Welt hält mich für einen Schmarotzer“, beschwerte sich Patrick. „Sogar Mrs Vance ist auf deiner Seite.“
„Es geht doch nicht darum, für einen von uns Partei zu ergreifen.“ Mit langen Schritten trat Angus hinter ihn, legte ihm die Hände auf die Schultern und dirigierte ihn zum Stuhl vor seinem Schreibtisch. Darauf drückte er ihn nieder und setzte sich ihm gegenüber hin. Dann griff er nach seiner Hand. „Ich liebe dich. Wenn ich könnte, würde ich dir die Welt zu Füßen legen. Scheiß drauf, was die Leute davon halten. Du bist mir wichtig. Ich will sichergehen, dass es dir gut geht. Das kannst du mir nicht verbieten. Ich verspreche, mich ein wenig zurückzuhalten. Können wir uns darauf einigen, dass du mir zugestehst, dich hin und wieder zu verwöhnen?“
Patrick gab sich einen Ruck und nickte. „Wehe, du übertreibst es noch mal.“
Angus’ Mundwinkel hoben sich. „Werde ich nicht.“
„Keine überraschenden Besucher mehr, die meiner Karriere förderlich sein sollen.“
„Aber …“
„Nein, Angus. Ich will nicht, dass du mich vor vollendete Tatsachen stellst. Sprich mit mir darüber, bevor du irgendwelche Strippen ziehst. Gib mir die Möglichkeit, dir meine Meinung zu einer Idee mitzuteilen, bevor du sie in die Tat umsetzt.“
„In Ordnung.“ Angus klang bei diesen beiden Worten so enttäuscht, dass Patrick lachen musste.
„Ich bin froh, dass die Sache mit J.J. Abrams nicht geklappt hat“, stellte er fest. „Wenigstens ist mir dadurch die Peinlichkeit entgangen, von der Presse dafür zerrissen zu werden.“
„Wie kannst du so etwas sagen, nachdem ich mir die ganze Mühe gemacht habe, ihn auf die Insel zu lotsen und ihn zu bitten, dir eine Chance einzuräumen?“
Patrick gab einen erstickten Laut von sich. Warum wollte dieser sture Schotte ihn nicht verstehen? Weshalb gelang es diesem wundervollen Mann nicht, die Kontrolle abzugeben und Patrick seinen eigenen Weg gehen zu lassen? Offensichtlich hatte die lange Einsamkeit ihn vergessen lassen, wie man mit seinen Mitmenschen umging.
„Nein, nicht wieder von vorne“, bat Patrick. „Ich diskutiere nicht mit dir darüber, wieso du damit übertrieben hast. Das musst du schon selbst erkennen.“
„Vitamin B hat noch niemandem geschadet“, setzte Angus noch einmal an. „Alles Talent nutzt nichts, wenn es nicht gesehen wird. Erfolg wird nur von einem kleinen Teil Können ermöglicht. Zusätzlich braucht es noch eine Portion Glück und die Hilfe von jemandem aus der Branche. Warum solltest du es dir unnötig schwer machen?“
„Weil ich glaube, dass ich es auch allein schaffe. Es gibt noch andere Regisseure da draußen, die jetzt wissen, dass ich Interesse daran hätte, in die Filmindustrie zu wechseln. Dank meiner Bekanntheit als Model will vielleicht einer von ihnen herausfinden, ob ich überhaupt Talent als Schauspieler besitze.“
Angus stand auf. „Schön, dass du einen Plan hast. Möglicherweise kannst du schon bald den Stein ins Rollen bringen. Wir müssen Garbh ohnehin für ein paar Tage verlassen. Probleme im Familienunternehmen erfordern meine Anwesenheit auf dem Festland. Du kannst deine Interviews machen, während ich mich um die Geschäfte kümmere. Und ganz nebenbei lernst du meine Familie kennen.“
Diese Vorstellung jagte Patrick einen gehörigen Schrecken ein. Aus den Erzählungen seines Geliebten hatte er einen sehr deutlichen Eindruck von den Leuten erhalten, die Angus Familie nannte. Wollte er sich deren Urteil tatsächlich stellen?
„Ist es dafür nicht etwas früh?“, fragte er mit kratziger Stimme.
„Wir sind seit einem Jahr ein Paar. Wie lange willst du noch warten?“
Er zuckte mit den Schultern. „Fünf, sechs Jahre? Ich weiß, was du meinst. Wenn es allerdings Probleme mit dem Familienunternehmen gibt, sind deine Angehörigen sicherlich nicht erfreut, wenn du mit einem Fremden anreist.“
„Du bist kein Fremder. Du bist mein Freund.“
„Mit dem du gerade noch gestritten hast“, erinnerte Patrick.
Angus zuckte mit den Schultern. „Eine kleine Meinungsverschiedenheit. Nichts, weshalb wir uns trennen würden. Unsere Liebe übersteht so eine kleine Krise doch unbeschadet. Oder täusche ich mich da?“
Es gab vieles, das im Moment ungewiss war. Patrick wusste nicht, wie er seine Karriere fortführen wollte. Er hatte keine Ahnung, wie er mit der Presse umgehen sollte. Dass er Angus in seinem Leben haben wollte, stand allerdings außer Frage.
„Ich liebe dich“, sagte er. „Wenn du in nächster Zeit nicht unnötig mit Geld um dich wirfst, haben wir beide auch keine Reibungspunkte mehr. Aber lass mich in Ruhe überlegen, ob ich schon bereit bin, deine Familie kennenzulernen.“
Er merkte selbst, dass das nicht sonderlich nett klang. Doch Angus grinste nur grimmig. „Sei ruhig nervös. Vorsicht ist angebracht. Das werden bestimmt die anstrengendsten Tage deines Lebens.“
Nicht sonderlich aufmunternd. Die Muskeln in seinem Gesicht spannten sich an.
„Meine Familie ist eigen. Wundere dich nicht über ihr unmögliches Verhalten mir gegenüber. Leider können wir uns nicht ewig vor ihnen verstecken. Besonders wenn wir vorhaben, den Rest unseres Lebens zusammen zu verbringen.“
Patrick gab vor zu überlegen. „Tut mir leid. Ich finde kein Argument, das dagegenspricht, dass wir uns weiterhin von ihnen fernhalten.“ Dann seufzte er. „Nein, du hast schon recht. Wir wissen schließlich, wofür wir kämpfen.“
Sein Geliebter hob eine Augenbraue. „Das mit dem Kampf könnte zutreffender sein, als du dir jetzt vorstellst.“
„Ich werde schon irgendwann lernen, das Geschmiere der Presse nicht zu nah an mich ranzulassen. Die